Schluss mit der Möbelflatrate
Bislang hatten Kunden ein Jahr Zeit, um Möbel zurück zu bringen – egal, ob sie benutzt waren oder nicht. Das ist jetzt vorbei. Der schwedische Konzern will Missbrauch vorbeugen und für mehr Nachhaltigkeit werben.
DÜSSELDORF Der Einkauf bei Ikea hat stets etwas Beruhigendes. Wer es – egal aus welchem Grund – bereut, sich die beliebten Kallax-Regale und Docksta-Tische zu Hause aufgebaut zu haben, den hat das schwedische Möbelhaus mit einer besonderen Regel bedacht. An den Ikea-Kassen verspricht eine in ein Herz gerahmte 365: Gefallen dir unsere Möbel nicht, kannst du sie gegen den vollen Kaufpreis umtauschen – und zwar unabhängig davon, ob sie bereits in Gebrauch waren oder nicht. Das war zumindest bislang so. Denn das großzügige Rückgaberecht von einem Jahr, das Ikea seinen Kunden einräumt, soll sich nun ändern.
Laut einem Medienbericht plant der Konzern, ab dem 1. September eingekaufte Produkte nur noch zurückzunehmen, wenn sie neu und unbenutzt sind. „Durch die Einschränkung des Rückgaberechts auf unbenutzte Produkte wollen wir auch sicherstellen, dass Kunden Möbel und Einrichtungsgegenstände nicht nach kurzem Gebrauch entsorgen, sondern denWert des Produkts schätzen im Sinne des Ressourceneinsatzes, der dafür nötig war“, sagte Ikea-DeutschlandChef Dennis Balslev der „Welt“. Zudem will das Möbelhaus verhindern, dass die bisherigen Konditionen missbraucht werden. Es gebe Hinweise, so Balslev, dass nach Ablauf der Fristen stets die selben Kunden ihr Geld zurückfordern, möglicherweise handle es sich um Vermieter von möbilierten Wohnungen.
Die Pressestelle des Konzerns verweist, auf mögliche Trittbrettfahrer angesprochen, auf Einzelfälle aus einigen wenigen Häusern. „Dabei handelt es sich nicht um die Mehr- heit der Leute. Warum jemand seine Waren zurückbringt, wird von uns gar nicht erfasst,“sagt eine Ikea-Deutschland-Sprecherin. Die Gründe, die dazu führten, dass Ikea das bedingungslose Rückgaberecht kassiert, seien zudem keine finanziellen, betonte die Sprecherin. „Wir orientieren uns an strengen Vorgaben zur Nachhaltigkeit unserer Produkte. Damit passen wir das Rückgaberecht lediglich so an, wie wir es auch in anderen Ländern handhaben.“
Anders als oft angenommen, besteht in Deutschland keine Rücknahmepflicht für den stationären Handel. Händler können frei entscheiden, ob sie ihre Waren aus Kulanz zurücknehmen, etwa, wenn dem Kunden das gekaufte T-Shirt zu groß ist oder die Farbe des So- fas doch nicht zur Wohnung passt. Anders sieht es aus, wenn die Ware beim Kauf mangelhaft oder beschädigt ist. Dann sind Händler verpflichtet, die Ware zurückzunehmen und das Geld zu erstatten.„Das wird bei Ikea natürlich auch weiterhin möglich sein“, sagt die Sprecherin des Möbelhauses.
Mit der Reform schränken die Schweden das Rückgaberecht weiter ein, nachdem es bereits 2016 Änderungen gab. Damals schaffte Ikea das lebenslange Rückgaberecht ab, das erst 2014 eingeführt worden war. Der für die Kundenzufriedenheit verantwortliche Manager Klaus Cholewa hatte den Schritt damit begründet, dass es keinen Bedarf gebe, weil 90 Prozent der Rückgaben in den ersten Wochen erfolgen.
Die nordrhein-westfälischen Ver-