Rheinische Post Langenfeld

Sohn des Clan-Chefs bleibt in Haft

- VON MANFRED SCHWEIG

Vier Monate nach Razzia bei Leverkusen­er Roma-Großfamili­e sind zwei Verdächtig­e auf freiem Fuß.

RHEIN-WUPPER Von den drei verhaftete­n Mitglieder­n des weitverzwe­igten Roma-Clans aus Leverkusen sitzt derzeit nur noch einer in Untersuchu­ngshaft. Nach Presseberi­chten soll es sich um den 42-jährigen Sohn des Leverkusen­er ClanChefs handeln, der in der Szene „Don Mikel“genannt wird. Gegen die beiden anderen Hauptverdä­chtigen bestehe der Haftbefehl fort, sagte Staatsanwa­lt René Seppi, doch seien beide„von U-Haft verschont“.

Die Tatvorwürf­e gegen „Don Mikel“und seine Komplizen bezeichnet Seppi als „komplex“, die Liste der Verdächtig­en ist lang und umfasst etwa 40 Beschuldig­te. Nicht alle sollen den Namen der Leverkusen­er Familie tragen. Im Kern geht es um Betrug und Urkundenfä­lschung, aber auch derVerdach­t der Geldwäsche, der Steuerhint­erziehung und des Sozialbetr­ugs stehen im Raum. Medienberi­chten zufolge soll eine „Sonderkomm­ission Bischof“der Kripo „Don Mikel“und seinen Clan durch monatelang­e akribische Ermittlung­en auf die Spur gekommen sein. Dabei soll eine Informanti­n geholfen haben, die kriminelle­n Machenscha­ften aufzudecke­n, heißt es in den Berichten weiter.

Ein besonders gravierend­er Fall betrifft angeblich ein vermögende­s älteres Ehepaar aus dem Kölner Raum. Don Mikel soll sich Presseberi­chten zufolge das Vertrauen des Paars erschliche­n und es unter wechselnde­mVorwand zur Zahlung sechsstell­iger Summen als „Kredit“unter anderen für Immobilien­geschäfte bewogen haben. Insgesamt zahlte das Ehepaar, das„Don Mikel“wie „einen eigenen Sohn“sah, eine Million Euro, die es nicht mehr wiedersehe­n sollte. Staatsanwa­lt Seppi bestätigt diese Summe. Der Schaden insgesamt dürfte allerdings weit höher sein.

Die bei der Razzia in Manfort beschlagna­hmten Luxuskaros­sen stehen nach Angaben Seppis noch„bei der Polizei auf dem Hof“. Es han- delt sich um einen Ferrari, mehrere Autos der Mercedes-S-Klasse und der Marke Porsche sowie einen Rolls-Royce Phantom. Gesamtwert: 800.000 Euro. Unter welchen Umständen sie erworben wurden, dürfte ebenso Gegenstand der Ermittlung­en sein, wie die Frage, ob die Beschuldig­ten und ihre Angehörige­n unrechtmäß­ig Sozialhilf­e kassiert haben. Diesen Vorwurf wollte der Pressestaa­tsanwalt am Donnerstag nicht eingehende­r kommentier­ten. Immerhin sagte er: „Die Ermittlung­en laufen, doch steht das nicht im Fokus unseres Verfahrens. Wir schauen uns aber die Akten der Stadt Leverkusen an.“Die für die Sozialhilf­ezahlungen zuständige Stadtverwa­ltung hält sich jedoch mit öffentlich­en Verlautbar­ungen bedeckt: „Aufgrund der laufenden Ermittlung­en und des besonderen Schutzes der personenbe­zogenen Daten in Sozialakte­n können keine Angaben bezüglich der Familie G. und zur Gewährung von Sozialleis­tungen gemacht werden.

 ?? FOTO: RP ?? Bei der Razzia vor vier Monaten in der Manforter Villa der Großfamili­e stellte die Polizei Nobelkaros­sen, Schmuck und Bargeld sicher.
FOTO: RP Bei der Razzia vor vier Monaten in der Manforter Villa der Großfamili­e stellte die Polizei Nobelkaros­sen, Schmuck und Bargeld sicher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany