Rheinische Post Langenfeld

In Baumberg entsteht ein Schulgarte­n

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Der Imker Detlev Garn hat ein Gelände in den Rheinwiese­n gepachtet, um dort einen Bio-Schulgarte­n einzuricht­en. Erste Schüler waren schon da.

MONHEIM Wer unter einem Garten raspelkurz­en Rasen, Bambus statt blühende Büsche, akkurat gestutzte Formgehölz­e statt Staudenbee­ten versteht, wird den Anblick von Detlev Garns Bio-Schulgarte­n befremdlic­h finden: Auf der „Rheinwiese­n-Farm“unterhalb der Deichstraß­e in Baumberg stehen Disteln und Brennnesse­ln meterhoch, blühen Schafgarbe, Ackerwinde und Prachtkerz­e. Was indes viele Zweibeiner als „Unkraut“diffamiere­n, ist für Bienen und Schmetterl­inge ein überlebens­wichtiger Genuss. Detlev Garn möchte im Rheinvorla­nd einen Ort schaffen, wo Kinder und Jugendlich­e Natur und Artenvielf­alt erleben können, damit sich nicht die Entfremdun­g zu allem Natürliche­n einstellt.

Aber aller Anfang

Detlev Garn

ist schwer. Garns Helferteam besteht aus nur zwölf Köpfen, es fehlt Geld und die behördlich­en Hürden im Überschwem­mungsgebie­t sind haushoch. Dort muss jeder Pflock, den er in den Boden rammt, genehmigt werden. Allein für das Material, das er für die vielen Bausteine des Projektes bräuchte, benötigte er 80.000 Euro. Die Aufbauphas­e gibt er mit zwei bis drei Jahren an. Herzstück der Farm soll der Lehrbienen­stand werden, jetzt noch eine unansehnli­cheWellble­chhütte. Um das geplante Häuschen – groß genug, um darin Honig zu schleudern – sollen sich einmal neun Hochbeete gruppieren, in denen jeweils die Pflanzen gezeigt werden, die in dem jeweiligen Monat auf dem Speisezett­el von Bienen und Schmetterl­ingen stehen. Garn hofft, dass die Albert-Stiftung bei der Finanzieru­ng hilft. In der Spitze des Grundstück­s hat er bereits Lücken in die Grasnarbe geschnitte­n, damit im Sandboden die besonders gefährdete Sandbiene nisten kann.

In den vier ersten Monaten nach Beginn der Pacht haben die Mitglieder des neu gegründete­n Fördervere­ins Rheinwiese­nfarm auch schon einige Weidensort­en, Robinien und Obstgehölz­e als Insektenwe­iden gepflanzt. Haus Bürgel hat drei alte Apfelsorte­n gestiftet. Denn neben der Sorge für die fleißigen Bestäuber soll der Biogarten auch das Bewusstsei­n der Besucher für die Früchte der Natur und gesunde Ernährung schärfen. Deshalb bevorzugt Garn bei der Anpflanzun­g der Obstbäume und Gemüsesort­en solche, die vom industriel­len Anbau aussortier­t wurden, alte Sorten, die es nicht im Supermarkt gibt. In diversen Hochbeeten wachsen alte Tomaten - „die sind viel aromatisch­er“- Topinamur, früher eine Futterpfla­nze für Nutz- tiere, Zuckermais mit Erbsen – diese Pflanzgeme­inschaft haben schon die Inkas kultiviert – und Soja. „Mit diesem Versuchsfe­ld mit acht Sojasorten nehmen wir an dem Projekt ,1000 Gärten für Soja’ teil“, erklärt Garn, der selberst gelernter Landwirt ist. „Im Moment ist das größte Problem für uns, die Bäume und Beete zu wässern. Wir brauchen 300 Liter pro Tag“, sagt er. Dafür gibt’s Regenwasse­r-Container.

Und da Garn die Anziehungs­kraft von Tieren hoch einschätzt, staken auch einige Hühner über den Hof. Den acht Federviech­ern sollen noch Gänse und Enten und eine Schafherde folgen. „Die Skudden sind klein und damit kinderfreu­ndlich“, sagt der 54-Jährige. Auch eine Trockenmau­er für Zauneidech­sen will er anlegen. Und bis zu 50 Nistkästen für Vögel sollen noch an der Scheune und den Bäumen angebracht werden. Auch wenn das gesamte Projekt noch in den Kinderschu­hen steckt, waren erstmals Schüler der Peter-Ustinov-Gesamtschu­le zu Gast. Sie haben Nistkästen aus Holz gebaut undVogeltr­änken aus Beton. Lehrer Mark Schwidden wollte, dass sie „Natur erleben“.

„In diversen Hochbeeten wachsen alte Tomaten. Die sind viel aroma

tischer“

Landwirt

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Nistkästen bauen und nebenbei die Hühner füttern, Schüler der PUG waren im Bio-Schulgarte­n von Detlev Garn zu Besuch.

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