Real könnte Neymar holen
sagte der damalige Verbandspräsident Wolfgang Niersbach im Frühjahr 2014. Das mit dem Jahrhundertprojekt sagt auch sein Nachfolger Reinhard Grindel gern.
Oliver Bierhoff, der geistige Vater dieses Projekts, preist die Akademie wahlweise als„Harvard“oder „Silicon Valley“des deutschen Fußballs – als Zentrum desWissens und der Entwicklung, um das der DFB künftig beneidet werden müsse. Zurzeit beneidet der DFB vor allem mal andere Fußballentwürfe, die bei der Weltmeisterschaft in Russland bemerkenswert größere Erfolge feierten als der deutsche mit einer vergleichsweise lustlos daherkickenden Truppe.
Russland war auf höchster Ebene Ausdruck einer Entwicklung, auf die selbst im DFB schon sorgenvoll hingewiesen wurde. Stefan Kuntz, immerhin Trainer des U-21-Teams, das vor einem Jahr noch Europameister wurde, erklärte während derWM im Gespräch mit unserer Redaktion: „Derzeit überholen uns andere Nationen. Sie sind uns gegen-
über in vielen Bereichen schneller, dynamischer und genauer – haben ihr System weiterentwickelt, angepasst und setzen dieseVeränderung auch um.“
Vorreiter auf dem Juniorenmarkt sind die Engländer. Sie haben sich mit dem deutschen Modell der Jahrtausendwende befasst, als die Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten maßgeblich dazu beitrugen, das tiefe Tal des Rumpelfußballs hinter sich zu lassen. Und sie haben 2012 ihre eigene Akademie, den „St. George’s Park“, in den Midlands eröffnet. Erste Erfolge: Weltmeistertitel der U 17 und U 20, die Europameisterschaft der U 19 und nicht zuletzt der vierte Platz einer jungen A-Mannschaft in Russland.
Deshalb hat der Plan des DFB sicher seine Berechtigung – auch über das moderne Fußballmanager-Sprech von „Think Tank“und „Innovation Network“, „Big Data“, „Trainer-Mentoring“und„Machine Learning“hinaus, von dem Bierhoff in seiner Begeisterung für das Projekt zuverlässig bei jeder Gelegenheit überquillt. Es war allerdings ein schon fast prophetischer Satz, als er vor dem WM-Turnier in der Werkszeitung des DFB-Sponsors Mercedes das wissenschaftliche Begleitpaket des Fußballs der Neuzeit so beschrieb: „Das ist schon überwältigend, weil ja auch niemand genau weiß, wohin die Reise geht. Für uns als Verband ist das eine unglaubliche Chance. Und auch eine Ver- pflichtung, weil ich die Sorge hätte, dass wir, wenn wir diese Schritte nicht gehen, stehenbleiben und damit zurückfallen.“
So wird der erkennbare Rückfall durch das WM-Ergebnis ein weiteres Argument für die Akademie.„Wir wollen Neues wagen, mutig sein“, beteuerte Bierhoff, „und einen Wettbewerbsvorteil haben, indem wir die neuesten technologischen Entwicklungen nutzen.“Bei aller Begeisterung für Computer-Programme und elektronisch gestütztes Coaching aber hat ihm gerade die WM gezeigt, „dass der Mensch immer noch entscheidend ist“. Dem menschlichen Faktor gilt schließlich der Grundsatz des DFB-Akademie-Programms, den Bierhoff und sein Stab „Mission“nennen. Die Mission des Verbands sei es,„jeden Tag Maßstäbe für die Entwicklung des Spitzenfußballs zu setzen, um die Akteure mit Leidenschaft an die Weltspitze zu führen“. Mit Leidenschaft. Genau die hat dem DFBTeam in Russland gefehlt. So einfach kann das manchmal sein. MADRID (dpa) Bei der Suche nach einem Nachfolger für Cristiano Ronaldo darf Champions-League-Seriensieger Real Madrid auf die Verpflichtung von Neymar hoffen. Der französische Meister Paris Saint-Germain wolle die Entscheidung über einen Transfer des Brasilianers dem neuen Trainer Thomas Tuchel überlassen, berichtete der gewöhnlich gut informierte spanische Radiosender Onda Cero. Real Madrid hatte auch den französischen PSG-Weltmeister Kylian Mbappé im Visier, aber die katarischen Klubbosse und Tuchel wollten auf keinen Fall auf den 19-Jährigen verzichten, versichert Onda Cero unter Berufung „auf Quellen des Verbandes von Katar“. Einem Weggang von Neymar widersetze sich Tuchel aber nicht unbedingt.