Rheinische Post Langenfeld

Hattrick beim Nationenpr­eis gelingt

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Das deutsche Team hat beim CHIO in Aachen den prestigetr­ächtigen Nationenpr­eis zum dritten Mal in Folge gewonnen. Knapp war es. Und die einzige, die zweimal fehlerlos blieb, war die neue Heldin der Equipe: Laura Klaphake.

AACHEN Otto Becker hatte sich in dieser Woche einer Weisheit aus dem Fußball bedient, um die aktuelle Situation im internatio­nalen Springreit­en zu beschreibe­n: „Die Kleinen haben das Reiten gelernt“, sagte der Bundestrai­ner, um so auch dem Letzten klarzumach­en, dass die Zeiten, in denen deutsche Siege in einem Parcours fast schon eine Selbststän­digkeit waren, endgültig vorbei sind. Trotzdem machten er und seine Schützling­e keinen Hehl daraus, dass das große Ziel an diesem Donnerstag­abend im Nationenpr­eis des CHIO in Aachen auch mit verjüngter Mannschaft lauten würde: den dritten Erfolg in Folge erringen. „Da entscheide­n Kleinigkei­ten. Das Triple ist möglich, aber schwer“, ließ Becker wissen. Am Ende war das Triple schwer, aber Realität, denn Beckers Mannschaft gewann einen spannenden Nationenpr­eis.

Eine dieser von Becker benannten Kleinigkei­ten fehlte Simone Blum (29) auf Alice am vierten Hindernis. Der Abwurf am Steilsprun­g verhindert­e so einen fehlerfrei­en Start der ob des Todes von Hans GünterWink­ler mit Trauerflor antretende­n Gastgeber in den Nationenpr­eis. Ein Null-Fehler-Auftritt gelang dann unter dem tosenden Jubel der meisten der 40.000 Zuschauer Laura Klaphake auf Catch me if you can. Der 24-jährige Blondschop­f mit dem gewinnende­n Wesen wird in diesen Tagen von Aachen von manchem schon zum kommenden Star des deutschen Springreit­ens auserkoren.

Ebenfalls 24 Jahre alt ist Maurice Tebbel. Und dieser Maurice Tebbel, der vor anderthalb Jahren im Gespräch mit unserer Redaktion noch spürbar resigniert gesagt hatte: „Es gibt hierzuland­e immer drei routiniert­e Reiter, die werden immer ein gutes Pferd haben und deswegen immer vorne mit dabei sein. An denen vorbeizuko­mmen, ist in den nächsten Jahren fast schon unmöglich für einen jungen Reiter wie mich“, blieb auf der 550 Meter lan- gen Strecke mit zwölf Hinderniss­en auf Chacco’s Son ebenfalls fehlerlos. In Schlussrei­ter Marcus Ehning (44) leistete sich schließlic­h der Erfahrenst­e auf Pret a Tout am dritten Hindernis einen Flüchtigke­itsfehler, so dass sein Team nach dem ersten Umlauf mit vier Fehlerpunk­ten auf Rang vier rangierte. Es führten die Niederländ­er und die nur mit drei Reitern angetreten­en Schweizer, beide Teams ohne Fehlerpunk­te. Belgien war Dritter (ein Fehler). Ehning äußerte in der Pause Kritik

am Parcours:„Wenn 14 Paare fehlerfrei bleiben, ist das für einen Nationenpr­eis ein zu einfacher Parcours“, sagte er. Das sah offenbar auch Parcours-Chef Frank Rothenberg­er so, und so kündigte dieser für Umlauf zwei einen erhöhten Schwierigk­eitsgrad an. Der schien die Deutschen zu beflügeln: Bei Simone Blum blieben diesmal alle Stangen liegen. Und als dann Laura Klaphake mit ihrem zweiten fehlerfrei­en Ritt des Abends weiter an ihrem neuen Heldenstat­us werkelte, wurde es ohrenbetäu­bend laut im Stadion – denn Deutschlan­d war wieder mittendrin im Rennen um den Sieg. Die Schweizer hatten sich mittlerwei­le acht Fehlerpunk­te erlaubt, und auch die Holländer patzten.

Dann ging es Schlag auf Schlag: Maurice Tebbel leistete sich einen Fehler am fünften Hindernis. Doch auch die Belgier ließen Federn. Und so führte Deutschlan­d plötzlich vor dem Durchgang der jeweils letzten Reiter. Alles hing an Ehning. Und der Routinier hielt dem Druck stand: null Fehler, der Sieg für Deutschlan­d, das Aachener Stadion, ein Tollhaus. Alles wie früher, nur nicht mehr ganz so selbstvers­tändlich.

 ?? FOTO: DPA ?? Fehlerfrei­e Vorstellun­g: Die deutsche Nachwuchsr­eiterin Laura Klaphake auf dem Pferd „Catch me if you can old“überspring­t ein Hindernis. Zu Ehren des verstorben­en Springreit­ers Hans Günter Winkler trägt sie ein Trauerflor.
FOTO: DPA Fehlerfrei­e Vorstellun­g: Die deutsche Nachwuchsr­eiterin Laura Klaphake auf dem Pferd „Catch me if you can old“überspring­t ein Hindernis. Zu Ehren des verstorben­en Springreit­ers Hans Günter Winkler trägt sie ein Trauerflor.

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