Köln feiert den Sommer
Noch bis zum 19. August bietet die Philharmonie in Köln Aufführungen zwischen Oper, Musical, Tanz und Event. Zum Auftakt reiste Bizets Carmen nach Kuba.
KÖLN „Carmen la Cubana“: Bizets unverwüstliche Carmen hat es diesmal nach Kuba verschlagen. Die Geschichte um Leidenschaft, verschmähte Liebe und Freiheitsdrang dient allerdings nur als Vehikel, um die Zuschauer mitzunehmen auf eine tempogeladene Reise in die Karibik. Mit dem Musical „Carmen la Cubana“ist nun das 31. Kölner Sommerfestival eröffnet worden.
Mit kubanischen Sängern und Tänzern haben der Regisseur Christopher Renshaw und der Arrangeur und Tony-Preisträger Alex Lacamoire das Musical erarbeitet, das 2016 seine Uraufführung in Paris feierte
Star-Designer Yamamoto entwarf die
Kostüme für die Trommler von „Yamato“
und nun auf Europa-Tournee geht. Sie unterlegen die bekannten Melodien der Oper „Carmen“mit lateinamerikanischen Rhythmen, fetzig gespielt von einer 14-köpfigen Latin-Big-Band, die man leider nur selten zu sehen bekommt, da sie hinter den Kulissen sitzt. Erstaunlich gut funktionieren diese musikalischen Arrangements, geprägt von Salsa, Mambo und Rumba, bei denen die Carmen-Melodien aber immer noch gut zu erkennen sind.
Die kubanische Revolution von 1958 dient nur als Projektionsfläche für die dramatische Handlung um Liebe und Eifersucht. Die schöne Carmen (Luna Manzanares Nardo) steht zwischen dem sie liebenden Soldaten José (Saeed Mohamed Valdés) und dem Gegenspieler El Ni o (Joaquin Garcia Mejias), der hier kein Stierkämpfer ist, sondern tatsächlich ein salsa-tanzender Boxer. Die zarte Marilù (Cristina Rodriguez Pino) liebt ebenfalls José, kommt gegen Carmen jedoch nicht an. Die beeindruckende Albita Rodriguez kommentiert als La Se ora das Geschehen, irgendwo angesiedelt zwischen kubanischer Mutter Courage und Voodoo-Priesterin.
Die Inszenierung punktet durch ihre charismatischen und stimmgewaltigen Darsteller, die überzeugend zwischen Oper und Musical hin- und herwechseln. Der Sprachwitz bleibt bei der Übertitelung vom Spanischen ins Deutsche leider etwas auf der Strecke. Die Inszenierung setzt auf stimmungsvolle, zigarrenverqualmte Bilder in verwitterter Kuba-Optik und auf teils akrobatische Choreografien.
Die ruhigen Momente sind leider etwas selten, von ihnen hätte man sich mehr gewünscht, damit die Figuren sich besser hätten entfalten können. Hier jagt eine große, überwältigende Nummer im schnellen Rhythmus die nächste, so dass man am Ende fast selbst etwas erschöpft ist, aber nur wenig emotional mitgenommen.
Die nächsten Aufführungen des Kölner Sommerfestivals:
„Che Malambo“nennt sich die exotische Rhythmusshow, die auf einer Tradition der südamerikanischen Cowboys basiert, die sich nicht mit Waffen, sondern mit Tanz duellierten. Das argentinische Ensemble von „Che Malambo“will eine Mischung aus Kraft, Rhythmus und Geschicklichkeit bieten. Die zwölf Tänzer präsentieren den Malambo – einen energetischen Tanz, der die Leidenschaft des Tango, die Energie des Flamenco und die Schnellligkeit des irischen Stepptanzes in sich vereint. Der französische Choreograf und ehemalige Solist des Béjart-Balletts, Gilles Brinas, will die Fertigkeiten der Gauchos in die Moderne transportieren, ohne die Faszination dieser uralten Tradition zu schmälern: Auch wirbelnde Boleadoras, Lassos mit schweren Steinen daran, kommen zum Einsatz, die die Choreografie ergänzen. Gekrönt werden soll das Spektakel von „Zapateo“, einer tempogeladenen Beinarbeit, die den Rhythmus galoppierender Pferde in den Steppen imitiert. (31. Juli bis 5. August 2018, Philharmonie)
„The 27th Club – Legends never die” ehrt die früh verstorbenen Musiker Jimi Hendrix, Brian Jones, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, Amy Winehouse und andere. Die Musiker verbindet, dass sie alle im Alter von 27 Jahren verstorben sind und so Mitglied wurden im „Club 27“. Eine 13-köpfige Band spielt deren Musik und nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise durch die Musikgeschichte mit mehr als 30 Hits. Die Show beginnt in den 1920er und 1930er Jahren mit dem Blues des Gitarristen Robert Johnson. Über die Zeit des legendärenWoodstock-Festivals geht es über Grunge bis in das neue Jahrtausend und zu Amy Winehouses prophetischem Song„Rehab“von 2006. Erfinder dieser musikalischen Hommage ist der Schotte Toby Gough, der sich mit Bühnenshows wie beispielsweise„Lady Salsa“, „Irish Celtic“oder „The Bar at BuenaVista“einen Namen gemacht hat. (7. bis 12. August 2018, Philharmonie)
„Yamato – The Drummers of Japan“kehren diesen Sommer mit der neuen Show„Chousensha“zurück nach NRW. Virtuos lassen sie absolut synchron ihre Trommeln sprechen und kreieren dabei mitreißende Bilder, fast schon wie eine Choreografie der trommelnden Körper. Neu in diesem Jahr sind die Kostüme, die der japanische Star-Designer Yohji Yamamoto entworfen hat. „Chousensha“bedeutet „die Herausforderer“: Die Trommler stellen sich der Herausforderung, auch nach mehr als 20 Jahren und Touren in rund 50 Ländern eine neue Show auf die Bühne zu stellen, die die Besucher mit ihrem Beat erneut verzaubern will. (14. bis 19. August, Philharmonie)