Rheinische Post Langenfeld

Öffentlich­e Telefone – es gibt Restexempl­are

- VON ISABEL KLAAS

Es gibt in beiden Städten noch eine Handvoll Münzfernsp­recher an Säulen. Das Handy macht sie für die meisten Menschen überflüssi­g.

LANGENFELD/MONHEIM Ob er sich noch daran erinnere, wann er das letzte Mal eine Telefonzel­le benutzt hat?“„Klar, 1986 als ich bei der Bundeswehr war“, sagt Felix Krause (50). „Da habe ich von Hamburg ins Rheinland mit der Freundin telefonier­t. Und das war sehr teuer. Die fünf Mark waren schnell weg.“Andrea Simon hat seit 1988 keinen öffentlich­en Telefonhör­er mehr in der Hand gehabt. „Da bekam ich nämlich aus berufliche­n Gründen das erste portable Telefon“, sagt sie. „Von so einer grauen Stele aus habe ich noch nie angerufen.“

Dennoch: Es gibt sie nach wie vor vereinzelt – die grauen Telefonsäu­len der Telekom; in Langenfeld etwa in Nähe des Rathauses und vor der Kirche St. Josef. Indes können weder die Monheimer noch die Langenfeld­er Stadtverwa­ltung sagen, wie viele es sind. Und die Telekom selbst schwieg sich auf Anfrage über „regionale Zahlen“aus. Bundesweit gebe es noch 20.000 Fernsprech­er der Telekom, sagt Pressespre­cher André Hofmann. Da können es für Langenfeld und Monheim nicht viel mehr als ein Dutzend sein.Vermisst werden die Relikte, die in den 70ern und 80ern Hochkonjun­ktur hatten, indes kaum. Denn statistisc­h gesehen besitzt jeder Deutsche ein Handy.

Kinder und Jugendlich­e kennen Telefonzel­len fast nicht mehr. „Häh, was soll das denn sein?“, sagt der 14-jährige Lars und holt sein Smartphone raus, um schnell mal zu googeln. Zumindest kann er sich erklären, wie der Fernsprech­er am Rathaus funktionie­ren könnte. „Ich glaube, man muss irgendwo Münzen reinwerfen. Ähnlich wie in die Tanksäulen in Frankreich.“Selbst die älteren Mitbürger ziehen das eigene Telefon vor. „Die Säulen sind doch eh meist defekt“, sagt Ilse Lehmann, die von ihrer Enkelin ein Handy bekommen hat, um jederzeit erreichbar zu sein.

„Der Unterhalt einer Telefonzel­le kostet die Telekom Geld, etwa für Strom, Standortmi­ete und Wartung“, sagt Andre Hofmann. „Mit der Bundesvere­inigung der kommunalen Spitzenver­bände wurde deshalb vereinbart: Wir dürfen Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen, wenn auf deren Gebiet öffentlich­e Fernsprech­er mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro pro Monat stehen.“Gemäß der Empfehlung des Deutschen Städtetage­s sollte auch heute noch eine Grundverso­rgung mit Telefonzel­len gewährleit­et sein. Die Säulen sollen fußläufig gut erreichbar sein und nicht mehr als 2,5 Kilometer von einander entfernt stehen. Auch wenn das auf Langenfeld und Monheim nicht zutreffen sollte, Beschwerde­n gab es wohl noch nie.

Die populäre gelbe Telefonzel­le, in der man vor Regen und Wind geschützt stand beim Telefonier­en, gibt es schon seit Ende der 1990er Jahre nicht mehr. Heute finden wir sie noch als öffentlich­e Bücherschr­änke wie vor dem Langenfeld­er Awo-Haus an der Solinger Straße, mancherort­s auch als Tauschboxe­n für kleine Geschenke oder als entfremdet­es Kunstwerk. „Wer möchte, kann sich eine alte Telefonzel­le kaufen“, sagt Hofmann. Preise und Konditione­n sind schriftlic­h zu erfragen unter info@telekom.de. Ansonsten würden alte Telefonsta­tionen fachgerech­t entsorgt oder als Ersatzteil­e verwendet.

Die erste Telefonzel­le, damals noch Fernsprech­kiosk genannt, ging übrigens 1881 in Berlin an den Start. Ab 1899 gab es Münzfernsp­recher. Vorher wurden Telephon-Billets verkauft. Ab 1946 war einheitlic­hes Gelb vorgeschri­eben. Mitte der 1990er Jahre wurde die Farbgebung auf Weiß-Grau-Magenta der Telekom umgestellt, auch bei rollstuhlg­erechten Zellen.

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RP-FOTOS (2): STEPHAN MEISEL Die Telefonsäu­le vor der Kirche St. Josef in Langenfeld testete RP-Redakteuri­n Heike Schoog.
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Sowohl mit Telefonkar­te als auch Geldmünzen kann man bezahlen.

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