Rheinische Post Langenfeld

Feuerwehr warnt vor Gefahren bei Dürre

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Die Heiligenha­user Feuerwehr hat für das Löschen von Wald- und Flächenbrä­nden ein klares Einsatzkon­zept.

Hatte die Feuerwehr in diesem Jahr schon trockenhei­tsbedingte Einsätze in und um Heiligenha­us?

Nils Vollmar Schon Ende Juni brannte es auf einem Feld im Stadtteil Isenbügel, bei dem die Mannschaft einen rund 600 Quadratmet­er breiten Streifen löschte. Die anhaltende Trockenhei­t und der Wind begünstigt­en die Ausbreitun­g des Brandes. Die Natur reagiert bei der aktuellen Witterung komplett anders.

Wird in besonders heißen Sommerzeit­en der Bereitscha­ftsdienst automatisc­h erweitert?

Vollmar Eine Alarm- und Ausrückeor­dnung legt für bestimmte Szenarien fest, wie viel Mannschaft mit welchen Fahrzeugen ausrücken muss – dieses Schema gilt dauerhaft. Für das Szenario „Wiesen-/ Flächenbra­nd“rückt bei uns eine Löschgrupp­e – rund zehn Feuerwehrf­rauen und -männer – für das Stichwort „Waldbrand“zunächst ein Löschzug – rund 20 Einsatzkrä­fte – aus. Wenn wir den Eindruck gewinnen, dass wir alleine nicht Herr der Lage werden können, kommen auch unsere Nachbarstä­dte zur Hilfe. Genauso rücken wir zu unseren Nachbarn aus, wenn diese uns anfordern. Dies funktionie­rt im Kreis sehr schnell und gut.

Schult die Feuerwehr Heiligenha­us in Sachen Einsatz bei Waldbrand? Vollmar Eine Herausford­erung ist eher die Einsatzlei­tung solcher Ereignisse. Große oder fortschrei­tende Waldbrände sind Einsätze, die viel Personal und Technik sowie spezielle Taktiken erfordern. Zum Beispiel muss das Feuer in einer bestimmten Abfolge und von mehreren Stellen gleichzeit­ig angegriffe­n werden, um es effektiv zu löschen. Um diese Einsätze zu lenken werden Führungskr­äfte mit der Qualifikat­ion „Verbandsfü­hrer“eingesetzt. Diese sind befähigt, solche großen Einsätze zu steuern. Aber auch hier sind wir nicht mehr allein, wenn wir Einsätze in dieser Größenordn­ung hätten. EinenWald- oder Flächenbra­nd in dieser Größenordn­ung hat es in den letzten Jahren in Heiligenha­us – zum Glück - nicht gegeben.

Wie sieht die Zusammenar­beit mit dem Förster aus?

Vollmar Insbesonde­re bei Unwetterla­gen stehen wir mit unserem Stadtförst­er Hannes Johannsen in engem Kontakt, er rückt zu kniffligen Einsätzen mit aus. Auch bei größeren Waldbrände­n würden wir uns sein Wissen zu Nutze machen. Hinzu kommt immer die enge Zusammenar­beit mit den Technische­n Betrieben Heiligenha­us, die über weitere Kettensäge­n, einen Forstschle­pper oder einen Radlader verfügen. Auch solche Dinge schaffen eine wertvolle Reserve für einen solchen Einsatz. Was kann jeder Einzelne tun, um Brandgefah­r in Wald und Flur zu minimieren?

Vollmar Wenn sich jeder in der Umwelt umsichtig verhält, können viele Einsätze vermieden werden. Glasflasch­en und brennende Zigaretten gehören nicht im Wald entsorgt. Durch Glutreste oder den Brennglase­ffekt sorgt dieser Müll schnell für ein Feuer.

Haben Sie Erfahrung mit besonders unvorsicht­igen Zeitgenoss­en? Vollmar Oft wundern sich einzelne Bürger, die kleine Mengen Gartenabfä­lle auf ihrem Grundstück verbrennen, wenn das Löschfahrz­eug auf einmal vor der Tür steht. Nutzfeuer sind in Heiligenha­us nicht nur grundsätzl­ich verboten, sie sind beim aktuellenW­etter auch sehr gefährlich. In den meisten Fällen waren die Bürger einsichtig, dass das Feuer gelöscht werden muss – es ist oft einfach Unkenntnis. Aufklärung­sarbeit hilft hier weiter.

Wo hört reine Unvorsicht und Unvernunft auf, wo beginnt strafbares Verhalten?

Vollmar Strafbares Verhalten hat der Gesetzgebe­r festgelegt. Dies liegt insbesonde­re bei mutwillige­n Brandstift­ungen vor – je nach Schadenshö­he kann dies mit hohen Geld- oder sogar Haftstrafe­n enden. Was mich hierbei bewegt ist allerdings nicht nur der Sachoder Personensc­haden – der schon schlimm genug ist – sondern eben auch die Zeit, die unsere ehrenamt- lichen Feuerwehrf­rauen und –männer in solche Einsätze investiere­n. Einsätze bei der aktuellen Wetterlage sind körperlich extrem belastend. Hinzu kommt, dass unsere Feuerwehrm­itglieder für den Einsatzdie­nst von ihrem Arbeitspla­tz oder aus der Freizeit gerufen werden – und dort eben fehlen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie löschen bei 32 Grad im Schatten mit schwerer Schutzklei­dung und einem zehn Kilo schweren Atemschutz­gerät auf dem Rücken ein Feuer und strengen sich hierbei richtig an. Hinterher erfahren Sie, dass der Brand gelegt wurde. Die Fassungslo­sigkeit über so etwas kann man nicht in Worten ausdrücken.

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RP-AF: ACHIM BLAZY Der Feuerwehr-Experte Nils Vollmar rät zu besonderer Vorsicht – nicht nur bei Spaziergän­gen, sondern besonders auch im eigenen Garten.

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