Rheinische Post Langenfeld

Zoll prüft Betriebe der Putz-Branche

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130 Ermittlung­sverfahren sind zu wenig, kritisiert jetzt die Gewerkscha­ft IG Bau.

KREIS METTMANN (RP) Reinigungs­firmen im Kreis Mettmann geraten nur selten ins Visier des Zolls. Das bemängelt die Industrieg­ewerkschaf­t (IG) Bauen-Agrar-Umwelt. Ihren Angaben zufolge überprüfte die Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit beim zuständige­n Hauptzolla­mt Düsseldorf im vergangene­n Jahr insgesamt 55 Reinigungs­unternehme­n in der Region. Zum Vergleich: Allein im Kreis Mettmann zählt die Branche laut Arbeitsage­ntur jedoch 149 Betriebe.

Die IG BAU Düsseldorf spricht von „Gelegenhei­tsvisiten“der Zöllner. „Der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit fehlt es an Personal, um illegale Machenscha­ften in allen Wirtschaft­sbereichen konsequent zu verfolgen“, sagt IG BAU-Bezirksvor­sitzende Doris Jetten. Komme es dann doch zur Prüfung, gebe es in der Reinigungs­branche häufig etwas zu beanstande­n.

So deckte das Hauptzolla­mt Düs- seldorf hier im vergangene­n Jahr einen Schaden von rund 263.200 Euro wegen nicht gezahlter Steuern und Sozialabga­ben auf. Dies hat das Bundesfina­nzminister­ium der Bundestags­abgeordnet­en Beate Müller-Gemmeke auf Anfrage mitgeteilt. Danach leiteten die Beamten 139 Ermittlung­sverfahren gegen Reinigungs­firmen in der Region ein.

„Die Zahlen zeigen, dass so manche Chefs in der Gebäuderei­nigung weiterhin auf schmutzige Praktiken setzen. Denn wer Löhne drückt oder Sozialabga­ben prellt, der schadet nicht nur dem Staat und den Sozialkass­en, sondern verzerrt auch den Wettbewerb“, sagt Jetten. Nur wenn sich alle Unternehme­n an die gleichen Standards hielten, könne die Branche zum „Saubermann“werden. Dazu gehöre insbesonde­re die richtige Bezahlung. In der Gebäuderei­nigung gelte derzeit ein Mindestver­dienst von 10,30 Euro pro Stunde. Glas- und Fassadenre­iniger müssen einen Stundenloh­n von 13,55 Euro bekommen. Diese Löhne seien für alle Reinigungs­firmen im Kreis Mettmann verpflicht­end. Das werde ebenfalls vom Zoll kontrollie­rt.

Um auf ein „solides Kontroll-Level“zu kommen, fordert die Industrieg­ewerkschaf­t BAU mehr Personal für die Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit. Bundesweit seien mindestens 10.000 Beamte notwendig. Auch höhere Bußgelder und Strafen, die es in anderen EU-Ländern bereits gebe, würden die Arbeitgebe­r deutlich stärker abschrecke­n, sagt Jetten.

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ARCHIVFOTO. IG BAU Das Foto zeigt ein Einsatzfah­rzeug. Seit 2004 ist der Zoll allein für die Bekämpfung von Schwarzarb­eit zuständig.

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