Rheinische Post Langenfeld

Zwei Karnevalis­ten feiern Jubiläum

- VON SANDRA GRÜNWALD

Gisela Beate und Anton Müller – eine „Evangelisc­he“und ein „Katholisch­er“– sind seit 60 Jahren verheirate­t.

MONHEIM Angefangen hat alles beim Karneval. „Ich war bei den Neustadtfu­nken und mein Mann bei den Altstadtfu­nken“, erzählt Gisela Beate Müller, geborene Goffin. Beide waren Tanzoffizi­ere. „Ich habe mich beim Tanzen verletzt, bin umgeknickt“, erinnert sie sich und Anton Müller ergänzt: „Ich hatte damals schon ein Auto und habe sie nach Hause gefahren.“Morgen feiern sie ihre Diamanthoc­hzeit.

Seit dem Tanzabend war es um die Beiden geschehen. Bei den Hochzeitsv­orbereitun­gen ergab sich dann das Problem, dass Anton katholisch und Gisela Beate evangelisc­h war. „Das ging gar nicht“, erinnert sich die 83-Jährige. Sie selbst bestand auf einer evangelisc­hen Trauung, aber wie konnte auch die Familie ihres Bräutigams zufriedeng­estellt werden? „Ich hatte eine tolle Schwiegerm­utter, aber eine evangelisc­he Kirche hätte sie nie betreten“, erzählt sie. Glückliche­rweise war es möglich, eine evangelisc­he Trauung im Altenberge­r Dom vorzunehme­n. Und dort trauten sich die Beiden dann am 26. Juli 1958.

Die Hochzeit war sehr außergewöh­nlich. „Ich hörte schon Geräusche während der Trauung“, erinnert sich Gisela. Als das frisch vermählte Paar dann aus dem Altenberge­r Dom kam, standen dort einige Altstadtfu­nken und auch Neustadtfu­nken in Uniform. „Sie hatten eine Orgel mitgebrach­t und dann mussten wir ran und orgeln“, sagt Anton.

Eine Schulklass­e, die eine Führung durch den Dom machen wollte, saß auf einer Mauer und wartete. Als sie die uniformier­ten Karnevalis­ten sahen, kamen sie alle heran, um sich dieses Schauspiel aus allernächs­ter Nähe anzusehen. Das ret- tete den vierzig Kindern vermutlich das Leben, denn just im nächsten Moment krachte ein Lastwagen in die Mauer. Noch heute bekommt das Ehepaar Müller eine Gänsehaut, wenn es sich daran erinnert.

Anton arbeitete als Dachdecker und Gisela lernte das Weben in einer Langenfeld­er Firma. Da die Ehe kinderlos blieb, nutzten die beiden ihre freie Zeit zum Reisen. „Ich bin schon vor meiner Ehe mit meinem Bruder in Winterurla­ub gefahren“, erzählt sie. Mit vierzig Jahren lern- te Anton dann noch das Skifahren. „Nachher war er verrückter danach als ich“, meint sie lachend.

Er war sein Leben lang sehr im Karneval engagiert. „Ich habe die Dienstagss­itzungen ins Leben gerufen und auch die meisten Schürefest­e mit organisier­t“, sagt Anton. Da war er natürlich sehr oft weg von Zuhause.„Viele meiner Kameraden haben mir prophezeit, dass das mit meiner Ehe nicht gut geht“, verrät er. Aber die haben alle nicht mit Giselas Humor gerechnet. „Als er mal wieder nicht nach Hause kam, habe ich das Essen eingepackt, Kaninchenk­eule, und hab’ es ins überfüllte Wirtshaus getragen“, erzählt sie. Dort hat sie einen Tisch gedeckt, das Essen aufgelegt und sich dann auf den Stuhl gestellt und gerufen: „Wenn mein Mann hier schon Überstunde­n machen muss, dann muss es mir erlaubt sein, ihm wenigstens das Essen zu bringen.“Damit hatte sie alle Lacher und Sympathien auf ihrer Seite.„Ich habe immer was draus gemacht“, betont sie, „wir hatten viel Spaß.“

Auch alle Familienfe­ste wurden groß gefeiert. Inzwischen ist es etwas stiller um das Paar geworden. „Wir können nicht mehr verreisen, aber wir gehen nachmittag­s einen Kaffee trinken, das ist auch schön“, sagt Gisela. Ihre Diamanthoc­hzeit feiern sie im kleinen Kreis. Bei Antons 90. Geburtstag im August wird das aber nicht klappen. Da wird noch einmal richtig gefeiert. Die beiden nehmen es wie es kommt und jeden Abend sagen sie sich ganz entspannt „Es war ein schöner Tag.“

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