So halten Städte Extremwetter stand
Dieser Sommer könnte den Rekordsommer von 2003 in den Schatten stellen. Laut Klimaexperten müssen sich Stadtplaner auf extreme Wetterlagen einstellen. Wir haben vier Orte fit für den Klimawandel gemacht.
DÜSSELDORF NRW trocknet aus. Und für Freitag werden 35 Grad und mehr erwartet. Die Wetterextreme 2018 kündigen an, welche Herausforderungen der Klimawandel mit sich bringen wird: Starkregen, Tornados und extreme Hitze werden in den kommenden Jahren zur Normalität. „Was wir jetzt erleben, ist ein Klimawandel, der nicht nur vorhergesagt ist, sondern der sich in Daten beobachten lässt“, sagt Franz-Josef Molè, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst DWD. Seit Jahren gehe die gemittelte Temperatur in NRW in Wellen nach oben.
Auch die Daten des Potsdamer Instituts für Klimaforschung bestätigen diesen Trend. Vergleicht man die Hitzetage in den 80ern mit denen der Gegenwart, hat sich ihre Anzahl verdoppelt. Hitzetage sind Tage, an denen das Thermometer 30 Grad oder mehr anzeigt. Unter Sommertagen verstehen Meteorologen Tage, an denen 25 Grad oder mehr herrschen.
Die Klimamodellsimulation zeigt: Bis Ende des Jahrhunderts wird die Jahrestemperatur voraussichtlich um bis zu vier Grad steigen. „Das würde bedeuten, dass Hitzesommer wie der im Jahr 2003 mit 20 Hitzetagen zur Normalität gehören. Außerdem wird es deutliche Auswirkungen auf den Niederschlag haben“, sagt Peter Hoffmann, Klimatologe in Potsdam. Die gleiche Regenmenge, die sonst in einem Jahr fällt, geht dann in wenigen Tagen nieder. „Aber wenn es regnet, dann heftig.“
Vor allem in Städten, dort, wo heute drei Viertel aller Deutschen leben, werden die Bewohner unter der Hitze leiden. Denn in den Ballungszentren entstehen sogenannte Hitzeinseln. Grund ist eine verdichtete Bauweise, die verhindert, dass Regen versickern und wieder verdunsten kann, aber auch, dass sich Luft austauscht. Gleichzeitig sorgen die dunklen Oberflächen der Hausdächer, Plätze und Straßen dafür, dass Sonnenenergie gespeichert und in der Nacht wieder als Wärme abgestrahlt wird. Die Folge: Die Städte kühlen in den Sommernächten gar nicht mehr richtig ab und können bis zu zwölf Grad heißer werden als das Umland.
Ausgeliefert sind Städte dem Extrem-Wetter jedoch nicht. „Es gibt Gegenmittel, die sie widerstandsfähig machen“, sagt Guido Halbig, Leiter des regionalen Klimabüros des DWD in Essen. „In den Niederlanden beispielsweise werden schon einige umgesetzt.“
Wir haben verschiedene Orte in der Region fotografiert und sie für Starkregen und extreme Hitze „umgebaut“. Die Ansätze basieren auf Forschungsergebnissen der Klimatalogen an der Ruhr-Universität-Bochum sowie Ansätzen des Potsdamer Instituts für Klimaforschung.
3
1
3
2
4 Rathaus in Neuss
1| Das Rathaus ist höher und drei Etagen tief in die Erde gebaut worden. Diese stehen leer und nehmen bei Starkregen Wasser auf. Rote Dachziegel speichern weniger Wärme als schwarze.
2| Häuser mit heller Fassadenfarbe heizen weniger auf.
3| Wasser aus Springbrunnen verdampft in der Luft und kühlt das Klima. Öffentliche Wasserspender sorgen dafür, dass die Anwohner ausreichend trinken und der Körper die Temperaturen somit besser verträgt.
4| Helles statt dunkles Pflaster kann bis zu 20 Grad Unterschied ausmachen.
Sternwartpark, Düsseldorf
1| In den Niederlanden gibt es bereits mehrere Spielplätze, die bei Starkregen als Staufläche dienen. In Düsseldorf könnte das etwa im Sternwartpark umgesetzt werden. Die an den Spielplatz angrenzenden Parkflächen könnten mit Kuhlen zu einem Staubereich ausgebaut werden.
2| Der Spielplatz selbst könnte Becken als Vertiefungen bekommen, in die das Wasser fließt.
3| Angrenzend müsste ein Anschluss an die Kanalisation eingesetzt werden. Dort würde das Wasser nach den Regenfällen kontrolliert abfließen und verteilt werden.
Minto, Mönchengladbach
1| Das Einkaufszentrum ist höher gebaut.
2| Häuserfassaden können mit Solarpanels ausgekleidet werden, um Ressourcen zu schonen.
3| Wärmereflektierende Farbe sorgt für ein kühles Raumklima.
4| Zum Schutz vor Starkregen sollten Erdgeschoss und je nach Lage auch der erste Stock und der Keller so konzipiert sein, dass Wasser hindurchfließen kann. Ein Parkplatz im Erdgeschoss beispielsweise ist im Ernstfall leicht zu räumen.
5| Gullis, Kopfsteinpflaster und spezieller Bodenbelag sorgen für weniger Versiegelung des Bodens.
Bushaltestelle, Moers
1| Unter Glasdächern staut sich die Hitze. Besser wäre eine undurchsichtige Fläche. Solarpanels könnten nachts Strom für Licht liefern.
2| Bäume sorgen für Abkühlung. 3| In die Wände der Haltestellen könnten zusätzlich Ventilatoren eingebaut werden.
4| Die Farbe an der Fassade ist speziell dafür konzipiert, Wärme zu reduzieren.
5| An möglichst vielen öffentlichen Orten sollten Wasserspender zur Verfügung stehen. In vielen Ländern Asiens und auch in Nordamerika wird das bereits umgesetzt.