NRW-Schüler haben bessere Abi-Noten
Pädagogen sagen, durch Zentralklausuren seien die Vorbereitung und damit das Ergebnis besser.
DÜSSELDORF NRW-Abiturienten haben im Schuljahr 2016/2017 durchschnittlich mit einer Note von 2,44 ihre Schullaufbahn abgeschlossen. Zum Vergleich: 2007 lag die Durchschnittsnote noch bei 2,64. Das zeigen Zahlen des Schulministeriums.
Peter Silbernagel ist Vorsitzender des Philologen-Verbands NRW und macht verschiedene Gründe für die besseren Noten verantwortlich, darunter eine gestiegene Leistungsbereitschaft der Schüler. Eine wichtige Rolle spielt für ihn, dass Lehrer immer häufiger vor schlechten Noten zurückschrecken. „Das Notenspektrum wird nicht ausgeschöpft“, sagt Silbernagel. „Noten wie befriedigend und ausreichend werden von Schülern immer häufiger nicht akzeptiert.“Das gelte mittlerweile auch für die Oberstufe. Zudem gebe es berechtigterweise den gesellschaftlichen Wunsch, in der Schule kein Kind zurückzulassen. „Aber wir haben auf keinen Fall von Jahr zu Jahr bessere Abiturienten bekommen“, sagt Silbernagel.
Ähnlich sieht es Raimund Millard, Schulleiter am Schloß-Gymnasium Benrath in Düsseldorf. „Schüler und Eltern feilschen immer häufiger, wenn ein Lehrer keine eins vergibt. Da wird teils massiver Druck auf die Kollegen ausgeübt.“
Die Tendenz zu besseren Noten sieht Berthold Paschert, Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW, aber nicht als problematisch an. „Schü- ler müssen motiviert werden, Leistungen zu zeigen und Vertrauen in sich selbst zu finden“, sagt Paschert. „Pädagogen müssen darauf achten, in ihrer Benotung den Gesamteindruck wiederzugeben.“
So sieht es auch Peter Silbernagel, plädiert aber trotzdem für mehr Augenmaß bei den Lehrern.„Wenn alle Abitur machen, ist das Abitur nichts mehr wert“, sagt er. Die Situation werde durch eine immer bessere Benotung nicht gerechter. Die Schulpolitik müsse vorsichtig, aber bestimmt signalisieren, dass es wichtig ist, sich in der Schule anzustrengen.
Als problematisch sieht Silbernagel zudem, dass immer mehr Schüler von der Grundschule aufs Gymnasium wechseln. NRW-weit liegt die Übergangsquote laut Schulmi- nisterium bei 41 Prozent. Schulleiter Millard sieht das ebenfalls kritisch, denn:„Gleichzeitig bekomme ich die Rückmeldung von Universitäten, dass die Studierfähigkeit der Schüler sinkt.“Er plädiert deshalb für einen stärkeren Dialog zwischen Schulen und Universitäten, um die Anforderungen eines Studiums stärker berücksichtigen zu können.
Einig sind sich sowohl Philologen-Verband als auch GEW über die Rolle, die das Zentralabitur bei den immer besseren Abiturnoten spielt. Der Fächerkanon sei reduziert worden, sagt GEW-Sprecher Paschert, es gebe eine Reihe„Standardthemen“. „Das ermöglicht eine gründlichere und intensivere Vorbereitung auf Klausuren, die dann von Erfolg gekrönt ist“, sagt Paschert. ( mit dpa)