Rheinische Post Langenfeld

Ein bisschen Revolution geht immer

- VON HOLGER MÖHLE

Carles Puigdemont verabschie­det sich aus Deutschlan­d und geht nach Belgien.

BERLIN Am Samstag verlässt er Deutschlan­d. Nach vier Monaten zwischen Hoffen und Bangen. Adeu, Alemanya. Nächstes Ziel: wieder Belgien. Dort soll neu zur Revolution geblasen werden, aber das ist noch nicht ausgemacht. Vorher ist Carles Puigdemont noch einmal angetreten – in Begleitung von gleich vier Rechtsanwä­lten –, um seine Sicht der Dinge auf Katalonien, Spanien, Deutschlan­d und Europa zu erzählen. Er spricht einen Morgengruß auf Englisch und Katalanisc­h. Den Gruß auf Spanisch verkneift er sich.

„Auf den Tag genau vor vier Monaten“, erinnert sich Puigdemont, sei er am 25. März an der deutsch-dänischen Grenze festgenomm­en worden. Die spanische Justiz hatte den ins EU-Ausland geflüchtet­en ehemaligen katalanisc­hen Regionalpr­äsidenten unter anderem wegen Rebellion per europäisch­em Haftbefehl suchen lassen. Vier Monate später ist der 55 Jahre alte Politiker, der ein Referendum über die Abspaltung Katalonien­s vom spanischen Staat erfolgreic­h organisier­t und mit Mehrheit für eine Unabhängig­keit ins Ziel gebracht hatte, wieder ein relativ freier Mann.

Wenngleich auch ein König ohne Land. Den internatio­nalen Haftbefehl hatte die spanische Justiz zwar kürzlich aufgehoben, aber nach spanischem Strafrecht drohen ihm dort wegen Rebellion immer noch bis zu 35 Jahre Gefängnis, wie einer seiner deutschen Anwälte, Wolfgang Schomburg, in Berlin betont. Sollte Puigdemont in den nächsten Monaten als Zeuge in Spanien ge- hört werden sollen, ginge dies nur, wenn eine „Schutzerkl­ärung“der spanischen Justiz vorläge, so Anwalt Schomburg.

Jetzt will sich Puigdemont, wenn er wieder in seiner Übergangs-Wahlheimat Brüssel ist,„mit meinen Leuten treffen, und wir schauen dann, wie wir wieder Normalität herstellen können“. Zur Normalität gehört aus Sicht von Puigdemont natürlich auch angstfreie­s Reisen auf spanisches Staatsgebi­et. Ob er in den nächsten 20 Jahren überhaupt werde nach Spanien zurückkehr­en können, wird er in Berlin gefragt. Puigdemont weicht aus: „Ich könnte heute schon wieder auf katalanisc­hen Boden zurückkehr­en, aber das wäre der französisc­he Teil. Und der französisc­he Teil gehört natürlich auch zu Katalonien.“Fast wollte man fragen: Droht jetzt auch noch eine Abspaltung, noch ein Referendum auch in Frankreich?

Puigdemont sagt, er sei immer für die Einheit Europas eingetrete­n. Er verspüre viel Unterstütz­ung der europäisch­en Bürger, auch wenn ihn kein EU-Staat unterstütz­t. Ein bisschen Revolution geht immer.

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FOTO: DPA Carles Puigdemont am Mittwoch in der Bundespres­sekonferen­z.

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