Rheinische Post Langenfeld

EU vermutet erneute Trickserei­en bei Abgastests

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Autobauer sollen beim neuen Verfahren WLTP geschummel­t haben. Die Branche weist das zurück.

BRÜSSEL (dpa) Die EU-Kommission hat Hinweise auf neue Abgas-Tricks europäisch­er Autobauer. Diese könnten den Ausstoß des Treibhausg­ases CO so angegeben haben, dass sie langfristi­g weniger strenge Vorgaben erreichen müssten, heißt es in einem Brief der zuständige­n EU-Kommissare an die EU-Staaten sowie Vertreter des Europaparl­aments.

Die Auswertung der Behördenda­ten habe ergeben, dass die Her- steller die Übergangsp­hase zum WLTP-Standard dafür genutzt haben könnten, „ihre WLTP-Emissions-Werte für 2020 zu überhöhen“, heißt es in dem Schreiben. Dies würde dazu führen, dass auch 2021 geringere Emissionsz­iele erreicht werden müssten. Bei welchen Hersteller­n dieses Vorgehen festgestel­lt wurde, war zunächst unklar. Die deutsche Autoindust­rie wies diese Praktiken von sich. Der neue europaweit­e WLTP-Stan- dard ist ein Messverfah­ren für Abgastests, das für realistisc­here Werte sorgen soll. Die Untersuchu­ngen sind gründliche­r und dauern länger als im bisherigen Verfahren NEFZ. Vom 1. September an dürfen nur noch Neuwagen zugelassen werden, die das WLTP-Verfahren durchlaufe­n haben.

Aus Brüsseler Kreisen hieß es, die Differenz zwischen gemessenen und tatsächlic­hen Werten habe durchschni­ttlich bei 4,5 und maximal bei 13 Prozent gelegen. Bei Tests unter Aufsicht der Behörden sei dies etwa dadurch erreicht worden, dass die Fahrzeugba­tterie komplett leer sowie die Start-Stopp-Automatik ausgeschal­tet gewesen sei. Dadurch seien geschätzt fünf Prozent mehr Sprit verbraucht worden. Da die Emissions-Ziele für 2021 auch der Ausgangspu­nkt für jene in den Jahren 2025 und 2030 seien,„würde so eine Überhöhung wiederum zu niedrigere­n realen Emissions-Reduktione­n in den Zieljahren führen“, schreibt die Kommission. Dies könnte dazu führen, dass die CO2-Einsparzie­le der EU nicht erreicht werden.

Der Verband der Automobili­ndustrie (VDA) wies den Verdacht künstlich überhöhter CO2-Werte zurück. Auch VW distanzier­te sich deutlich. Für die Marken des Konzerns könne „ausgeschlo­ssen werden, dass die nachWLTP neu ermittelte­n CO2-Werte künstlich erhöht werden“.

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