Bei der Deutschen Bank ist weniger mehr
Deutschlands größtes Geldhaus verdient im zweiten Quartal 14 Prozent weniger als im Vorjahr, übertrifft damit aber die Erwartungen der Analysten. Konzernchef Christian Sewing sieht erste Verbesserungen im Unternehmen.
FRANKFURT Christian Sewing gibt sich zuversichtlich: „Der Startpunkt ist gesetzt, wir sehen bereits die ersten Spuren des Wandels in unseren Ergebnissen“, kommentiert der Deutsche-Bank-Chef mit Blick auf die Zahlen für das zweite Quartal 2018. Tatsächlich hat die Bank zwischen April und Juni mit 401 Millionen Euro zwar 14 Prozent weniger verdient als ein Jahr zuvor, doch weit mehr, als Analysten ihr zugetraut hatten. Die Eckdaten hatte die Bank deshalb schon Mitte Juli vorgestellt. Da hatte die Börse diese positive Überraschung noch mit einem Kurssprung quittiert. Der blieb nun aus, aber die Aktie notierte immerhin über dem Niveau von zehn Euro. Vor wenigen Wochen hatte sie noch weniger als neun Euro gekostet.
„Mir ist bewusst, dass wir seit Anfang April einen Wandel in unserer Bank angestoßen haben, der äu- ßerst intensiv ist. Aber wir wissen auch alle, wofür wir das tun: Wir wollen so schnell wie möglich zurück auf die Erfolgsspur kommen“, schrieb Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter. Immerhin hat die Bank im letzten Quartal ihre Bonität verbessert: Die harte Kernkapitalquote stieg von 13,4 auf 13,7 Prozent. „Das ist sehr positiv“, meint Philipp Häßler, Analyst der Equinet-Bank, diese Entwicklung.„Das sollte auch nachhaltig sein“, hofft er.
Die Bank scheint sich aus dem Tal heraus zu bewegen. Der Gewinn steigt, die Einnahmen stabilisieren sich, die Restrukturierung geht voran. „Wir haben die Zusammenführung der Privat- und Firmenkundenbank und der Postbank abgeschlossen und die Integration von Sal. Oppenheim in die Vermögensverwaltung“, zählte Finanzvorstand James von Moltke bei der Bilanzvorlage auf. Die Neustrukturierung der Investmentbank sei auf gutem Weg, das könne man an den Mitarbeiterzahlen und der Bilanz erkennen. Mit den bereinigten Kosten und dem Stellenabbau sei man im Plan. Die liegen mit 5,6 Milliarden Euro tatsächlich um ein Prozent unter dem Vorjahresniveau.
„Die Deutsche Bank ist auf dem richtigen Weg, der aber ein langer ist“, meint Analyst Häßler dazu. Denn es lief nicht alles rund: So zogen die Anleger bei der Fondstochter DWS, der Ertragsperle der Bank, wieder Mittel ab. Allerdings waren es im zweiten Quartal „nur“knapp fünf Milliarden Euro, nach 7,8 Milliarden Euro im ersten Vierteljahr. Das hat weniger mit der DWS, als mit der Konzernmutter Deutsche Bank zu tun, denn die Anleger waren über die chaotischen Zustände im Bankhaus in den ersten Monaten dieses Jahres offenbar verschreckt. Auch die Erträge im Anleihen- und Aktienhandel sanken, die Bank hat in diesem Bereich bewusst ihr Ge- schäft reduziert, aber auch Marktanteile verloren.
Sewing fordert weiter eiserne Disziplin. Im Brief an die Mitarbeiter schrieb er, noch herrsche nicht überall „die Haltung zum Umbautempo und den Kosten, die wir leben wollen. Verlassen Sie sich also bitte nicht darauf, dass es andere schon richten werden. Diese Zeiten sind vorbei.“
Die Kosten sollen bis Jahresende auf 23 Milliarden Euro sinken. Allerdings werden Aufwendungen für den Umbau nötig,, unter anderem für Abfindungen. Doch werden dafür offenbar nicht unbedingt die 800 Millionen Euro benötigt, die die Bank bisher einkalkuliert. Die amerikanischen Geldhäuser sind einstweilen weit enteilt. Inrgendwann, so hofft die Bank, wird sie die Lücke zu den Wettbewerbern wieder schließen und den Aktionären wieder eine ordentliche Rendite bieten können. Aber das wird noch dauern.