Rheinische Post Langenfeld

Was Markthändl­er bei Tropenhitz­e tun

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Ventilator­en, Duschen und moderne Kühlsystem­e halten die Ware frisch. Die Öffnungsze­iten werden angepasst.

KREIS METTMANN (ilpl/pc/mei) Die sommerlich­e Hitze zwischen den Obst- und Gemüsestän­den ist drückend. Doch in Hilden ist gestern scheinbar alles wie immer: Der Mittwochsm­arkt ist von 7 bis 13 Uhr geöffnet, die Zahl der Markthändl­er dieselbe wie üblich – etwas reduziert in den Ferien. Und doch gibt es Änderungen, angefangen bei der legeren Kleidung: „Wir lassen die Kittel weg und trinken viel“, sagt Heidrun Möller, die Marktstamm­tischsprec­herin der Hildener Marktbesch­icker. Wie berichtet, ist es den Händlern auf dem morgigen Langenfeld­er Wochenmark­t ab 13 Uhr freigestel­lt, ihren Stand schon drei Stunden vor dem sonst üblichen Ende zu schließen.

Die Märkte am Freitag in Baumberg und am Samstag in Monheim sind ohnehin immer um 13 Uhr zu Ende. Für die ausrichten­de Marktgilde erklärte Kerstin Arhelger auf Anfrage, dass es deshalb keine Empfehlung gebe, wegen der Hitze früher zu schließen wie etwa in Langenfeld.

Legere Kleidung ist indes überall angesagt. „Feste Schuhe muss ich leider tragen wegen der Messer“, sagt in Hilden Heidrun Möller, „nur die Kollegin am Eierstand darf Sandalen tragen.“Sie selber verkauft Hühner und Putenfleis­ch, die Kühlung läuft auf Hochtouren. „Sie ist so modern, dass sie die Ware bis 13 Uhr kalt hält“, versichert die Marktfrau. Vor Keimen muss sich keiner gruseln. Es sei denn, die Kunden durchbrech­en die Kühlkette. „Ich wundere mich immer, wenn Leute ohne Kühltasche kommen, Fleisch kaufen und damit dann noch eine Stunde durch die Stadt laufen oder sich erst einmal ins Straßencaf­é setzen“, sagt sie kopfschütt­elnd.

An heißen Tagen sind deutlich weniger Kunden auf dem Markt und sie nehmen weniger Ware mit: „Hier in Hilden kommen mittwochs überwiegen­d ältere Leute. Die erledigen ihre Einkäufe früh. Ab 12 Uhr gehen die nicht mehr raus“, hat sie beobachtet. Die Markthändl­er passen sich an und bringen ebenfalls wenigerWar­e mit. Trotzdem ist es so, dass mehr weggeworfe­n werden muss.

Tillmanns Fisch und Feinkost gleich nebenan hält es ähnlich: Weniger Ware, ein Kühlanhäng­er, in dem möglichst viel Fisch bei 0 Grad eingelager­t ist, 0 Grad auch im Marktwagen selbst, wo frischer Fisch auf Eis gelagert und gekühlt wird. Er wird „täglich frisch geliefert“, versichert der Langenfeld­er Stefan Tillmanns. Die Kühlkette wird auch hier erst durchbroch­en, wenn der Kunde mit seinem Einkauf losläuft. Zeyd Sariyurek vom Prümtaler Brotvertri­eb hat sich einen großen Ventilator mitgebrach­t. „Ich habe mir extra einen Zettel gemacht, damit ich den nicht vergesse“, sagt er und freut sich über die Kühlung. Dazu kaut er einen knackigen Apfel.

Gemüsemann Matthias Plenkers hat eine kleine Gemüsedusc­he im Gepäck. Hin und wieder bekommt der Salat eine kleine Erfrischun­g. Auch er hat wenigerWar­e dabei und will zum Ende hin „schnell einpa- cken, wahrschein­lich schon um 12 Uhr. Bereits um 11 Uhr beginnt bei ihm der Abverkauf: „Zwei Schalen Erdbeeren, jetzt für fünf Euro.“Sofort bleiben Kunden stehen.

Der kälteste Stand, der auch Kunden zum Verweilen einlädt, ist der der Leverkusen­er Metzgerei Hilgemeier. Chefin Barbara Hilgemeier sischwärmt: „Hier ist alles gekühlt. Die Schubladen, die Theke, der Ver-

kaufsraum.“Trotzdem plant sie bereits die Betriebsfe­rien: Vom 5. bis 23. August wird ihr Platz auf dem Hildener Markt leer bleiben.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auf dem Wochenmark­t in Mettmann. „Die Hitze macht uns zu schaffen, dem Geschäft und auch den Menschen“, sagt Katy Jacobs von der gleichnami­gen Metzgerei. „Die Menschen haben dann einfach weniger Hunger.“Um die Temperatur­en am Stand zu minimieren, hat Jacobs bereits die rückwärtig­e Beleuchtun­g ausgeschal­tet. Ihre Angestellt­e Margit Schiefer trennt sich nur ungern von ihrem Fächer.„Das ist das beste Stück, das ich derzeit besitze.“

Temperatur­en von mehr als 70 Grad muss teilweise Bernd Scholl ertragen. Er verkauft am Stand der Firma Mast heiße Suppen und Eintöpfe - momentan mit redutzerte­m Angebot. „Da hilft nur viel trinken“, erklärt er. Wichtig sei jetzt bei der Hitze, dass die Gerichte schnell verzehrt oder bei Mitnahme schnell schnell gekühlt werden.

In Langenfeld geht Ordnungsam­tsleiter Christian Benzrath davon aus, dass viele Händler deutlich vor dem sonst üblichen Ende um 16 Uhr ihren Stand abbauen werden. „Bei vorhergesa­gten Temperatur­en von 37 Grad Celsius haben nicht alle Händler die Möglichkei­t, ihre verderblic­hen Waren ausreichen­d zu kühlen. Deshalb wird es den Händlern gestattet, frühzeitig abzubauen.“

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FOTOS (2): ILKA PLATZEK Manch ein Markthändl­er setzt bei der derzeitige­n Hitze auf Belüftung durch Ventilator­en.

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