Rheinische Post Langenfeld

Froome bricht bei Quintana-Sieg ein

- VON CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG UND EMANUEL REINKE

Der Brite Geraint Thomas verteidigt auf der harten 17. Etappe der Tour de France erneut das Gelbe Trikot und baut seinen Vorsprung sogar noch aus, weil Teamkolleg­e und Rivale Froome schwächelt.

SAINT-LARY-SOULAN (sid) Beim brutalen und spektakulä­ren „Bergsprint“durch die Pyrenäen hat Chris Froomes Edelhelfer Geraint Thomas mit einer beeindruck­enden Vorstellun­g für eine Vorentsche­idung im Kampf um das Gelbe Trikot gesorgt. Beim Sieg des Kolumbiane­rs Nairo Quintana (Movistar) auf der 17. Etappe war derWaliser erneut stärker als der viermalige Tour-Sieger Froome. Der 33-Jährige erreichte das Ziel auf dem 2215 Meter hohen Col du Portet 48 Sekunden hinter Thomas. Mehr noch: Der angeschlag­ene langjährig­e Dominator der Frankreich-Rundfahrt verlor auch den zweiten Platz in der Gesamtwert­ung an Tom Dumoulin (Sunweb). Thomas führt vier Tage vor Tour-Ende mit 1:59 Minuten vor dem Niederländ­er Dumoulin. Froome (2:31 zurück) ist Dritter.

Der schleichen­de Machtwechs­el beim Sky-Team vollzog sich an den steilen Hängen der Pyrenäen endgültig. Als Thomas auf den letzten Metern der 65 Kilometer kurzen Etappe sogar noch selbst attackiert­e, war Froome, als unumstritt­ener Kapitän ins Rennen gegangen, längst hechelnd zurückgefa­llen.

Die Zahlen des Tages waren schwindele­rregend: 38,3 Kilometer bergauf, verteilt auf drei anspruchsv­olle Anstiege. Insgesamt mussten die Fahrer auf der kurzen Distanz 3126 Höhenmeter überwinden. Für die Sprinter und alle schwachen Bergfahrer ging es einzig um das Erreichen des Zeitlimits, für die Klassement-Fahrer war die Etappe vorentsche­idend.

Der Start war einmalig in der Tour-Geschichte, und wird es wohl auch bleiben. Im Formel-1-Stil positionie­rten sich die Top-20 der Gesamtwert­ung in einer Aufstellun­g an der Spitze, dahinter reihte sich der Rest des Feldes ein. Nachhaltig­en Eindruck hinterließ die Idee nicht. Nachdem um 15.15 Uhr die Ampel auf Grün geschaltet hatte und das Rennen freigegebe­n worden war, etablierte sich im Peloton umgehend die gewohnte Formation mit der Sky-Mannschaft an der Front.

Gleich nach Rennbeginn musste das Feld die Montee de Peyraguede­s, einen Berg der 1. Kategorie (14,9 Kilometer Länge, 6,7 Prozent steil), in Angriff nehmen. Die Favoriten hielten sich anfangs noch zurück. Attacken kamen von Fahrern ohne Gelb-Ambitionen. Derweil stürzte Peter Sagan. Ob er in der Tour bleibt, steht nicht fest. Beim Träger des Grünen Trikots sei zumindest nichts gebrochen, teilte das Team Bora hansgrohe mit

Auf dem Weg zum Col de Val Louron-Azet nahm das Rennen Fahrt auf. Der zweimalige Etappensie-

ger Alaphilipp­e sammelte mit nur noch zwei Begleitern weitere Punkte für die Bergwertun­g, im Hauptfeld überließ Sky anderen Teams die Führungsar­beit. In Schwierigk­eiten geriet keiner der Favoriten.

Das sollte sich ändern. Hart, härter, Col du Portet: 16 Kilometer lang, im Schnitt 8,7 Prozent steil und eine einzige Qual. Am gefürchtet­en Schlussans­tieg, der den höchsten Punkt der Tour 2018 markierte, wurde der Kampf um Gelb eröffnet. Von den Sieganwärt­ern testete zunächst Froome die Form der Rivalen, als er vorübergeh­end mit dem Slowenen Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo) davonfuhr. Vor allem Dumoulin, ohne Helfer auf sich allein gestellt und zum Handeln gezwungen, war im Finale taktisch im Nachteil.

Während Quintana, der sich am Fuße des Col du Portet abgesetzt hatte, neutralisi­erte sich die Gruppe um Thomas und Froome lange. Erst auf den Schlusskil­ometern fiel die Entscheidu­ng.

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FOTO: AP Zunge raus: Der als Teamkapitä­n angetreten­e Brite Chris Froome (2.v.r.) muss gegen seinen Landsmann und Teamkolleg­en Geraint Thomas (r.) abreißen lassen. In den Pyrenäen büßte Froome Rang zwei in der Gesamtwert­ung ein.

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