BKA: Türkei für Touristen unsicher
Nach dem jüngsten Lagebericht des Bundeskriminalamts bestehen auch nach der Aufhebung des Ausnahmezustands durch Präsident Erdogan erhebliche Risiken für Türkei-Reisende.
DÜSSELDORF Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt aktuell in einem internen Bericht vor terroristischen Anschlägen auf Touristenhochburgen in der Türkei. Es bestehe die anhaltend hohe abstrakte Gefährdung, dass sich Anschläge gegen Örtlichkeiten richten, die von vielen Reisenden aufgesucht werden.
Terroristen wollten so westliche Interessen sowie den türkischen Staat und seine bedeutenden Einnahmequellen durch den Tourismus empfindlich treffen, heißt es im BKA-Lagebild „Luftsicherheit“(Stand Juli 2018), das unserer Redaktion vorliegt. Eine Entspannung der Lage sei mittelfristig nicht zu erwarten. Die Sicherheitslage in der Türkei sei angespannt, heißt es in dem Bericht weiter.
In dem BKA-Bericht zur globalen Gefährdungslage durch Terrorismus wird die Türkei in einer Liste mit Staaten wie dem Irak, Jemen, Syrien, Afghanistan, Pakistan, Libyen, Ägypten, Somalia und Mali genannt. Hinzu kommt die Ukraine wegen des Konflikts mit Russland.
Das Auswärtige Amt hatte gerade erst die Reisehinweise für die Türkei nach der Aufhebung des dortigen Ausnahmezustandes wieder leicht entschärft. Und auch der Tourismus in dem bei deutschen Urlaubern beliebten Land hatte sich 2018 nach zwei schwachen Jahren wieder deutlich erholt. Angesichts von Terrorgefahr und Festnahmen deutscher Staatsbürger waren im vergangenen Jahr nur 3,6 Millionen deutsche Touristen in die Türkei geflogen. In diesem Jahr könnten es Prognosen zufolge wieder 5,6 Millionen werden. Der Verband der Deutschen Reisewirtschaft erklärte bereits, dass die Türkei wieder im Kommen sei.
Das BKA warnt in seinem Lagebericht auch vor Anschlägen und gewalttätigen Aktionen der kurdischen Arbeiterpartei PKK – und das landesweit in der Türkei. Zwar dürften dabei primär türkische Staatseinrichtungen sowie Repräsentanten der Türkei im Zentrum stehen, aber auch Ziele, die dem türkischen Staat schaden würden. „Das heißt: Auch Touristen können durchaus ins Visier der PKK und deren Teilorganisationen geraten“, hieß es aus Sicher- heitskreisen. In Betracht zu ziehen ist laut BKA auch ein Beschuss von Flugzeugen durch Mörser. Beschränkt auf das türkische Staatsgebiet erwachse eine Gefährdung für den zivilen Luftverkehr durch die Terrororganisation „Arbeiterpartei Kurdistan“.
Dem BKA liegen darüber hinaus Erkenntnisse über die derzeitigen politischen Verhältnisse in der Türkei vor. Demnach haben die Oppositionsparteien dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP wegen interner Streitigkeiten nichts entgegenzusetzen. Gleichzeitig mobilisiere Erdogan den gesamten Staatsund Parteiapparat der Türkei zur Absicherung des Präsidialsystems. Gegen Kritiker und Andersdenkende werde weiterhin mit staatlicher Gewalt vorgegangen.
Unterdessen wurde am Mittwochabend, anderthalb Jahre nach einem tödlichen Anschlag auf den russischen Botschafter Andrej Karlow, in der Türkei ein ehemaliger Polizist verhaftet. Die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt Ankara werfe ihm „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“vor, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Dem Verdächtigen würden Verbindungen zur Bewegung um den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen zur Last gelegt, die in der Türkei als Terrororganisation gilt.
Leitartikel