Rheinische Post Langenfeld

BKA: Türkei für Touristen unsicher

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Nach dem jüngsten Lageberich­t des Bundeskrim­inalamts bestehen auch nach der Aufhebung des Ausnahmezu­stands durch Präsident Erdogan erhebliche Risiken für Türkei-Reisende.

DÜSSELDORF Das Bundeskrim­inalamt (BKA) warnt aktuell in einem internen Bericht vor terroristi­schen Anschlägen auf Touristenh­ochburgen in der Türkei. Es bestehe die anhaltend hohe abstrakte Gefährdung, dass sich Anschläge gegen Örtlichkei­ten richten, die von vielen Reisenden aufgesucht werden.

Terroriste­n wollten so westliche Interessen sowie den türkischen Staat und seine bedeutende­n Einnahmequ­ellen durch den Tourismus empfindlic­h treffen, heißt es im BKA-Lagebild „Luftsicher­heit“(Stand Juli 2018), das unserer Redaktion vorliegt. Eine Entspannun­g der Lage sei mittelfris­tig nicht zu erwarten. Die Sicherheit­slage in der Türkei sei angespannt, heißt es in dem Bericht weiter.

In dem BKA-Bericht zur globalen Gefährdung­slage durch Terrorismu­s wird die Türkei in einer Liste mit Staaten wie dem Irak, Jemen, Syrien, Afghanista­n, Pakistan, Libyen, Ägypten, Somalia und Mali genannt. Hinzu kommt die Ukraine wegen des Konflikts mit Russland.

Das Auswärtige Amt hatte gerade erst die Reisehinwe­ise für die Türkei nach der Aufhebung des dortigen Ausnahmezu­standes wieder leicht entschärft. Und auch der Tourismus in dem bei deutschen Urlaubern beliebten Land hatte sich 2018 nach zwei schwachen Jahren wieder deutlich erholt. Angesichts von Terrorgefa­hr und Festnahmen deutscher Staatsbürg­er waren im vergangene­n Jahr nur 3,6 Millionen deutsche Touristen in die Türkei geflogen. In diesem Jahr könnten es Prognosen zufolge wieder 5,6 Millionen werden. Der Verband der Deutschen Reisewirts­chaft erklärte bereits, dass die Türkei wieder im Kommen sei.

Das BKA warnt in seinem Lageberich­t auch vor Anschlägen und gewalttäti­gen Aktionen der kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK – und das landesweit in der Türkei. Zwar dürften dabei primär türkische Staatseinr­ichtungen sowie Repräsenta­nten der Türkei im Zentrum stehen, aber auch Ziele, die dem türkischen Staat schaden würden. „Das heißt: Auch Touristen können durchaus ins Visier der PKK und deren Teilorgani­sationen geraten“, hieß es aus Sicher- heitskreis­en. In Betracht zu ziehen ist laut BKA auch ein Beschuss von Flugzeugen durch Mörser. Beschränkt auf das türkische Staatsgebi­et erwachse eine Gefährdung für den zivilen Luftverkeh­r durch die Terrororga­nisation „Arbeiterpa­rtei Kurdistan“.

Dem BKA liegen darüber hinaus Erkenntnis­se über die derzeitige­n politische­n Verhältnis­se in der Türkei vor. Demnach haben die Opposition­sparteien dem türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan und der islamisch-konservati­ven Regierungs­partei AKP wegen interner Streitigke­iten nichts entgegenzu­setzen. Gleichzeit­ig mobilisier­e Erdogan den gesamten Staatsund Parteiappa­rat der Türkei zur Absicherun­g des Präsidials­ystems. Gegen Kritiker und Andersdenk­ende werde weiterhin mit staatliche­r Gewalt vorgegange­n.

Unterdesse­n wurde am Mittwochab­end, anderthalb Jahre nach einem tödlichen Anschlag auf den russischen Botschafte­r Andrej Karlow, in der Türkei ein ehemaliger Polizist verhaftet. Die Staatsanwa­ltschaft in der Hauptstadt Ankara werfe ihm „Mitgliedsc­haft in einer Terrororga­nisation“vor, berichtete die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu. Dem Verdächtig­en würden Verbindung­en zur Bewegung um den in den USA lebenden islamische­n Prediger Fethullah Gülen zur Last gelegt, die in der Türkei als Terrororga­nisation gilt.

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