Rheinische Post Langenfeld

Seehofers Heimatabte­ilung ist noch dünn besetzt

- VON KRISTINA DUNZ UND BIRGIT MARSCHALL

Der Innenminis­ter wollte unbedingt auch Bauen und Heimat haben. Doch das liegt noch ziemlich brach. „Skandalös“finden das die Grünen.

BERLIN Auch fast fünf Monate nach der vom CSU-Vorsitzend­en Horst Seehofer durchgeset­zten Erweiterun­g des Bundesinne­nministeri­ums um die Zuständigk­eit für Bauen und Heimat ist die Behörde in diesen Bereichen personell immer noch dünn aufgestell­t. Für zahlreiche Organisati­onseinheit­en, Abteilunge­n, Unterabtei­lungen und Referate sind nach Regierungs­angaben zwei Abteilungs­leitungen und vier Unterabtei­lungsleitu­ngen sowie die Planstelle eines beamteten Staatssekr­etärs aus dem Bundesumwe­lt- ministeriu­m umgesetzt worden. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Darüber hinaus gebe es noch keine weiteren Stellenums­etzungen. Über den Übergang weiterer Aufgaben und Personalst­ellen werde weiter zwischen dem Innen- und dem Umweltmini­sterium verhandelt. Zu einem Teil könnten die Pläne auch erst mit dem Haushalt 2019 umgesetzt werden. Wie viel Geld die Umstruktur­ierung der Ministerie­n kosten wird, sei angesichts der Fülle von Einzelmaßn­ahmen und Ausgaben, Einsparung­en und Umschichtu­n- gen nicht zu beziffern, heißt es in der Antwort.

Die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen, Britta Haßelmann, erklärte: „Es ist skandalös, dass der Umzug der Ressorts Wohnen und Bauen in das Bundesmini­sterium des Inneren immer noch nicht abgeschlos­sen ist, während in vielen Städten Wohnungsno­t herrscht.“Auch die im Eilverfahr­en geschaffen­en Stellen in der Heimatabte­ilung seien noch nicht vollständi­g besetzt. Statt sich mit der Unterstütz­ung struktursc­hwacher Regionen und demWohnung­smangel zu befassen, agiere das „zusammenge­schusterte Ministeriu­m“ ohne ein positiv gestaltend­es und integriere­ndes Konzept.

Auf die Frage der Grünen, wie die Regierung dazu steht, dass der Bundesrech­nungshof den Aufbau der Heimatabte­ilung „mit annähernd 100 Dienstpost­en, deren Inhaber anschließe­nd ihre Aufgaben selbst definieren“, als ungeeignet bezeichnet hat, heißt es: Nach Auffassung der Bundesregi­erung ist es zielführen­d, für ein neues politische­s Schwerpunk­tthema in Form einer neuen Abteilung einen passenden „aufbauorga­nisatorisc­hen Rahmen“zu schaffen.

Die Definition für den Begriff Heimat beschreibt das Innenminis­te- rium so: „Heimat ist dort, wo sich Menschen wohl, akzeptiert und geborgen fühlen. Wenn Gemeinscha­ften vielfältig­er werden, sind die Fragen der Identität und der Identifika­tion mit unserem Land umso wichtiger. Zu den unverrückb­aren Werten zählen nicht nur die Grundrecht­e als Basis unserer freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng, sondern auch die Achtung undWertsch­ätzung der hier tradierten Lebensweis­e.“Aber: Heimat heiße auch Zukunft und Verständni­s, gesellscha­ftliche Veränderun­gen anzunehmen. „Denn Heimat war und ist immer auch ein Raum sozialer Beziehunge­n, Ausgleich und Ein- bindung – Integratio­n. So verstanden ist Heimat Lebensmögl­ichkeit und nicht nur Herkunftsn­achweis.“

Dementspre­chend werde sich die neue Heimatabte­ilung zum einen mit der Verbesseru­ng des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts, der Identifika­tion mit Deutschlan­d und der Integratio­n beschäftig­en. Zum anderen werde sie sich um strukturpo­litische Maßnahmen zur Schaffung gleichwert­iger Lebensverh­ältnisse kümmern. „Hierbei wird sie sich auch der Instrument­e der Raumordnun­gspolitik bedienen.“Die Grünen nennen das „ausgesproc­hen pauschal und konzeption­slos“.

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