Städte-Trio setzt Zeichen für Seenotrettung
Drei Rheinstädte senden einen Appell an die Kanzlerin. Düsseldorf könnte 1250 Flüchtlinge aufnehmen.
DÜSSELDORF/KÖLN/BONN Die Rheinstädte Bonn, Düsseldorf und Köln wollen Flüchtlinge vor dem Ertrinken im Mittelmeer retten. Die drei Oberbürgermeister haben dazu in einer gemeinsamen Aktion einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geschrieben. Das Angebot: Die Städte würden weitere in Not geratene Flüchtlinge aufnehmen.
„Die Oberbürgermeister wollten ein Signal setzen, dass es in den Städten noch Kapazitäten gibt“, sagte der Düsseldorfer Stadtdirektor Burkhard Hintzsche. „Wir sind dazu bereit, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, bevor Menschen im Meer ertrinken.“Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte dem Stadtdirektor zufolge mit Henriette Reker (parteilos) aus Köln und Ashok-Alexander Sridharan (CDU) aus Bonn Kontakt aufgenommen, um einen gemeinsamen Appell an die Kanzlerin zu senden.
In Düsseldorf seien derzeit mit 5000 Flüchtlingen nur etwa 80 Prozent der Kapazitäten ausgelastet. Somit wäre Platz für weitere 1250 Flüchtlinge. Der Stadt Düsseldorf sei bekannt, dass auch andere Kommunen weitere Unterbringungsmöglichkeiten haben, sagt Hintzsche. Noch habe aber keine andere Stadt auf den offenen Brief reagiert oder sich dem Angebot angeschlossen.
In dem Schreiben an Angela Merkel heißt es:„Wir stimmen mit Ihnen überein, dass es eine europäische Lösung für die Aufnahme, die Asylverfahren sowie die Integration oder die Rückführung von Geflüchteten geben muss.“Bis eine solche Lösung vereinbart sei, müsse die Seenotrettung wieder ermöglicht und die Aufnahme der geretteten Menschen gesichert werden.
Mit ihrem Angebot wollen sich die rheinischen Städte auch ge- gen die vermeintlich herrschende Stimmung stellen, dass „Zäune und Mauern statt eines gerechten europäischenVerteilsystems die Not der Geflüchteten lösen können“. Die „menschliche Katastrophe im Mittelmeer“habe seit Anfang des Jahres neue Ausmaße erreicht. Mehr als 1400 Menschen seien seitdem an den Grenzen der EU gestorben, erklärten die Oberbürgermeister. Allein im Juni ertranken 629 Menschen auf demWeg über das Mittelmeer – unter anderem weil private Initiativen behindert worden seien.
Die Situation im Mittelmeer hat sich verschärft, weil die neue italienische Regierung den Schiffen der Rettungsmissionen das Einlaufen in die Häfen des Landes verweigert hat. Viele Hilfsorganisationen hatten ihre Missionen deshalb ausgesetzt. ( mit dpa)