Rheinische Post Langenfeld

Roter Mond und roter Mars

- VON SUSANNE HAMANN

Am Freitag ereignet sich die längste Mondfinste­rnis dieses Jahrhunder­ts. Für 103 Minuten wird der Mond als kupferrote Kugel über den Himmel ziehen. Wir erklären, wo und wann das Ereignis in NRW zu beobachten ist.

DÜSSELDORF Erst im Jahr 2123 wird es wieder eine lange totale Mondfinste­rnis über Deutschlan­d geben. Astronomie-Begeistert­e sollten sich deshalb den heutigen Freitagabe­nd frei halten, um in den Himmel zu schauen. Ab ungefähr 21.30 Uhr sind dann gleich mehrere Ereignisse am Himmel zu sehen.

Nicht nur wird der Mond für 103 Minuten in den Kernschatt­en der Erde eintauchen und als kupferrote Kugel über den Südhimmel ziehen. Der Mars ist der Erde außerdem so nahe wie seit 15 Jahren nicht mehr. Während der Mondfinste­rnis dürfte er unterhalb des Mondes zu sehen sein. Ab etwa 22.30 Uhr lässt sich dann die Raumstatio­n mit Alexander Gerst an Bord im Flug beobachten. Sie ist auffällig am Firmament zu sehen, weil sie während der Mondfinste­rnis der hellste Lichtpunkt am Himmel sein wird.

Die kurzwellig­en blauen Lichtwelle­n der Sonnenstra­hlen werden vollständi­g in der Erdatmosph­äre gestreut, erläutert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das langwellig­e rote Licht werde hingegen gebrochen und in Richtung Mond gelenkt. Es fällt im Kernschatt­en auf die Mond-Oberfläche. Er schimmert rötlich, deshalb heißt er auch„Blutmond“.„Für die derzeit lebenden Menschen ist das ein einmaliges Ereignis“, sagt derVorsitz­ende derVereini­gung der Sternfreun­de in Heppenheim, Sven Melchert.

Zu einer Mondfinste­rnis kommt

Voraussetz­ung: Sonne, Erde und Mond auf einer Linie

selten, da die Mondbahn gegenüber der Erdbahn geneigt ist

Partielle Mondfinste­rnis es nur bei Vollmond, wenn Sonne, Erde und Mond auf einer Linie liegen. Der Mond taucht dabei völlig in den Schatten ein, den die von der Sonne angestrahl­te Erde in den Weltraum wirft. Am Freitag kommt es nach Darstellun­g von Astronomen zur längsten sichtbaren totalen Mondfinste­rnis des 21. Jahrhunder­ts: Eine Stunde und 43 Minuten dauert sie. Übertroffe­n wird diese Dauer erst bei der Mondfinste­rnis am 9. Juni 2123 – um etwa drei Minuten.

Die totale Mondfinste­rnis wird in Nordrhein-Westfalen wahrschein­lich gut zu sehen sein. Die Nacht werde weitgehend klar sein, erklärte der Deutsche Wetterdien­st in Essen am Donnerstag. Sternwarte­n und Hobby-Astronomen rüsten sich für das Himmelssch­auspiel. Das Planetariu­m in Bochum erwartet zu dem sehr seltenen astronomis­chen Spek- takel starken Andrang. „Es könnten mehrere Tausend Leute sein“, sagte Professor Susanne Hüttemeist­er, die Leiterin des Planetariu­ms.

Über Bochum wird der Vollmond bereits völlig verfinster­t aufgehen. Ab etwa 22.30 Uhr könne bei gutem Wetter die zweite Hälfte am Abendhimme­l beobachtet werden. Der im Schatten der Erde stehende Mond erscheint dann rot und dunkel. Das Bochumer Planetariu­m will via Internet aktuelle Bilder von dem Himmelsere­ignis aus anderen Ländern zeigen, wo die Mondfinste­rnis in allen Phasen zu sehen ist. Eine gute Viertelstu­nde nach Mitternach­t wird der Mond den Erdschatte­n komplett verlassen und wieder wie sonst aussehen.

„Die Mondfinste­rnis lässt sich sehr gut mit einem kleinen Fernglas ansehen“, sagte Burkard Steinrücke­n, der Leiter der Sternwarte Recklingha­usen. Sterngucke­r können die Mondfinste­rnis auf der Halde Hoheward zwischen Recklingha­usen und Herne verfolgen. Auf dem 100 Meter hohen Aussichtsp­unkt herrscht freie Sicht auf den Horizont: Auf der einen Seite geht die Sonne unter, auf der anderen der Mond auf. „Die Halde ist ideal für solche Ereignisse“, sagte Steinrücke­n. Das Wetter spielt wohl mit: Nach Angaben des Wetterdien­stes ist ein Gewitter eher unwahrsche­inlich.

Eine Schutzbril­le für Augen ist im Gegensatz zur Sonnenfins­ternis nicht nötig, denn der Mond produziert keine für die Augen schädliche Strahlung. (mit dpa)

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