Rheinische Post Langenfeld

Rabbi trifft Priester und Imam

- VON MARGUERITE SEIDEL

Beinahe ein Hit: In „Ein Lied in Gottes Ohr“machen drei Geistliche Musik.

(kna) Die Zeit für die Dauer eines Liedes anhalten. Durch Musik etwas in den Menschen bewegen und die Welt zu einem besseren Ort machen: Diese Hoffnung, die vielen künstleris­chen Werken zugrunde liegt, ist Thema der französisc­hen Komödie „Ein Lied in Gottes Ohr“. Ein christlich­er Priester, ein muslimisch­er Imam und ein jüdischer Rabbi schließen sich tatsächlic­h zu einer Band zusammen, um mit beschwingt­en Songs für ein friedliche­s Miteinande­r der Religionen und Kulturen zu werben.

Diese Figurenkon­stellation klingt zunächst eher wie der Beginn eines Witzes. Doch einen alleinigen Dummen kann es hier am Ende nicht geben. Als eine Art Beauftragt­er für die richtige Balance hat sich der französisc­he Schauspiel­er Fabrice Eboue als religiös-neutralen Dreh- und Angelpunkt einfach selbst ins Zentrum gestellt. Der Regisseur spielt den Musikprodu­zenten Nicolas Lejeune, der dringend einen Hit braucht, um sein geschäftli­ches Überleben zu sichern.

Wie viele populäre Filme der Gegenwart, die sich mit Spannungen zwischen Bevölkerun­gsgruppen auseinande­rsetzen – etwa „Monsieur Claude und seine Töchter“(2014), „Ein Dorf sieht schwarz“(2016) oder „Voll verschleie­rt“(2017) – versucht es auch „Ein Lied in Gottes Ohr“mit der Entwaffnun­g durch Humor. Entspreche­nd sind die drei Bandmitgli­eder Pater Benoit (Guillaume de Tonqué- dec), Rabbi Samuel (Jonathan Cohen) und der als Imam verkleidet­e Moncef (Ramzy Bedia) durchaus als gleichwert­ige Karikature­n angelegt. Durch Fehltritte und persönlich­eWandlunge­n erhalten sie imVerlauf des Films ein wenig Charakter. Denn nicht die Musik steht im Mittelpunk­t, sondern die oft derben Zankereien, in denen Vorurteile zur Sprache kommen, die zwischen den von ihnen repräsenti­erten Gruppen bestehen.

Als das Projekt zu scheitern droht, raufen sie sich zusammen und lassen ihre Diskussion­en in einen Song einfließen, mit dem sie die Charts stürmen. Der Erfolg von „CoExister“, so lautet übrigens auch der Originalti­tel dieses Films, schweißt sie fortan zusammen.

Das Streben nach einem Happy End nagt an der Überzeugun­gskraft des Films und seiner Dramaturgi­e. Viele Fragen, die die Beziehunge­n zwischen Christentu­m, Islam und Judentum bewegen, werden angerissen, aber nicht weitergesp­onnen. Mit den drei Religionsv­ertretern, dem Musikprodu­zenten und seiner Assistenti­n sind es fünf Protagonis­ten, was für eine intensive Ausgestalt­ung der einzelnen Figuren und ihrer Motive kaum Raum lässt. Der Gedanke der interkonfe­ssionellen Koexistenz wird durch „Ein Lied in Gottes Ohr“zwar unterhalts­am formuliert, aber kaum vertieft.

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FOTO: DPA Ramzy Bedia (l.) als Moncef, Guillaume de Tonquédeci­n (M.) als Benoit und Jonathan Cohen als Samuel.

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