Rheinische Post Langenfeld

Schwere Dürre im Land

- VON MARTINA STÖCKER

Schon das Frühjahr zu trocken, der Sommer mit Hitzeperio­den: Besonders der Westen trocknet aus.

DÜSSELDORF Am Wochenende gab es eine kleine Abkühlung, es regnete – aber wieder einmal nicht überall und viel zu wenig.„Das ist im wahrsten Sinne desWortes ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Stefan Külzer, Meteorolog­e beim Deutschen Wetterdien­st.Wer in den Genuss von Regen kommt, gleicht einer Lotterie. „Wenn es in einem Dorf regnet, kann zwei Kilometer weiter alles trocken bleiben“, sagt der Experte.

Ganz Nordrhein-Westfalen ist laut Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltfors­chung in Leipzig von außergewöh­nlicher Dürre betroffen. Es müsse schon sehr lange und konstant regnen, damit sich die Lage ändere – und danach sehe es zurzeit nicht aus. Schon im April/ Mai habe es zu wenig geregnet, so dass der Boden immer weiter ausgetrock­net sei, sagte Marx. Am Montag sollen Schauer übers Land ziehen, für Dienstag und Mittwoch prognostiz­iert Külzer eine Regenmenge von zwei bis fünf Liter pro Quadratmet­er. Wieder nur ein Tropfen.

Mit Temperatur und Niederschl­agsdaten aus bundesweit 2400 Stationen errechnen Wissenscha­ftler, wie trocken die Böden sind: Ihr „Dürremonit­or“hat fünf Abstufunge­n. Demnach herrscht in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens schwere Dürre. Angespannt­er ist die Lage mit „extremer Dürre“im Westen des Landes – in Teilen der Aachener Region, des Oberbergis­chen Kreises, punktuell am Niederrhei­n. Laut Külzer hat es in den Kreisen Wesel und Kleve im Juli so gut wie gar nicht geregnet. Und ein flächendec­kender Regen ist weiterhin nicht in Sicht, es bleibt hochsommer­lich mit Temperatur­en jenseits der 30-Grad-Marke.

Diese Dürre macht vor allem der Natur zu schaffen und denjenigen, die auf gutes Wetter angewiesen sind: Landwirte. Nun schlagen auch die Kartoffelb­auern Alarm. Die Pflanzen haben Hitzestres­s und bilden zu kleine Früchte. „Es wäre denkbar, dass kleinere Kaliber zum Teil nicht mehr vermarktun­gsfähig sind“, erklärt Landwirt Stephan Hufer aus Alpen. Die Landwirte hofften nun, wenigstens einen Teil der drohenden Einbußen über Preissteig­erungen wettzumach­en – Pommes würden künftig teurer. Die kartoffelv­erarbeiten­de Industrie warnte bereits vor Qualitäts- und Versorgung­sproblemen. Bis zu 40 Prozent der Ernte bei Kartoffeln könnten ausfallen, berichtet der Bundesverb­and der obst-, gemüse- und kartoffelv­erarbeiten­den Industrie.

Während Eis- undWasserv­erkäufer frohlocken, schaut auch der Einzelhand­el in die Röhre. „Die hohen Temperatur­en wirken sich eher ne- gativ auf die Kauflaune der Kunden aus“, sagte Axel Augustin vom Handelsver­band Textil. Zwar würden sich viele Menschen momentan lieber drinnen als draußen aufhalten. Kleinere Läden profi-

tierten aber nicht, eher die großen Einkaufsze­ntren.

Auch eine andere Dürre macht Sorgen: Die Hitzewelle drückt nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) die Zahl der Blutspende­n. „Je heißer es ist, desto weniger Spen- der kommen“, sagte der Sprecher des DRK-Blutspende­dienstes West in Ratingen, Stephan David Küpper. „Wir liegen um etwa 15 Prozent unter dem, was wir bräuchten.“Das seien täglich etwa 2000 Blutkonser­ven. Zu heiß, zu wenig Regen, viele Gäste – das belastet auch die Wasserqual­ität der Badeseen. So wurde am Sonntag für das Strandbad Nord am Unterbache­r See in Düsseldorf ein temporäres Badeverbot erlassen. Grund ist die Blaualgena­rt „Cyanobacte­r“, die sich im See stark vermehrt hat und die bei Badegästen zu Hautreizun­gen oder – beiVerschl­ucken desWassers – zu Übelkeit führen können. Die Wasserqual­ität im Strandbad Süd am Unterbache­r See ist gut, deshalb bleibt dieser Abschnitt geöffnet. (mit dpa)

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