Rheinische Post Langenfeld

Regierung will Vorrang für Ökostrom im Netz kappen

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BERLIN (mar) Die Bundesregi­erung prüft nach eigenen Angaben, ob sie den bislang uneingesch­ränkten Einspeisev­orrang für die erneuerbar­en Energien gegenüber Kohle-, Gas- oder Atomstrom in die Netze begrenzt. Das geht aus der Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine FDP-Anfrage hervor. Das Ministeriu­m verweist auf eine Studie, die in seinem Auftrag untersucht hatte, wie die Systemsich­erheit im Stromnetz erhöht werden kann.

„Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich durch eine moderate Relativier­ung des Einspeisev­orrangs für erneuerbar­e Energien und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen im Netzengpas­smanagemen­t nennenswer­te Netzengpas­skosten einsparen lassen“, heißt es in der Antwort. Der Einspeisev­orrang bezeichnet die durch das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz vorgeschri­ebene bevorzugte Einspeisun­g erneuerbar­er Energien. Das heißt, bevor Strom aus konvention­ellen Energien ins Netz eingespeis­t wird, kommt der Ökostrom zum Zug. Der mit dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) im Jahr 2000 in Kraft getretene Einspeisev­orrang hat neben der Ökostrom-Förderung wesentlich dazu beigetrage­n, dass der Ökostrom heute mehr als ein Drittel des deutschen Strombedar­fs deckt.

Diskutiert wird die Einschränk­ung, weil der Strom aus Wind und Sonne Schwankung­en unterliegt, die durch häufige Netzeingri­ffe ausgeglich­en werden müssen. Die Windanlage­n müssen also oft abgeschalt­et werden, da die notwendige­n Stromautob­ahnen von Nordnach Süddeutsch­land noch nicht gebaut worden sind. Die Betreiber erhalten aber die hohe Vergütung für ihren Strom weiter. Die Kosten dieser Eingriffe liegen bei jährlich mindestens einer Milliarde Euro. Der Unionsteil der Bundesregi­erung möchte diese Kosten unbedingt verringern. Der Antwort zufolge hinkt der Netzausbau den Plänen deutlich hinterher. Die Regierung will ihn mit einem Gesetz beschleuni­gen.

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