Rheinische Post Langenfeld

Nächster Rückschlag für Vettel

- VON MARCO HEIBEL

Der Ferrari-Pilot muss sich beim Großen Preis von Ungarn Mercedes-Konkurrent Lewis Hamilton geschlagen geben.

BUDAPEST (sid) Sebastian Vettel hat in der Hitze von Budapest im WM-Duell mit Lewis Hamilton den nächsten Wirkungstr­effer kassiert. Ferrari-Star Vettel kam nach verpatztem Taktikpoke­r und einem schwachen Boxenstopp beim Großen Preis von Ungarn nicht über Rang zwei hinaus. Mercedes feierte dagegen durch Hamilton den zweiten Sieg in Folge. DerWeltmei­ster aus England geht dadurch mit 24 WM-Punkten Vorsprung auf Vettel in die vierwöchig­e Sommerpaus­e.

„Es war ein hartes Rennen. Wir wollten mehr als Platz zwei an diesem Wochenende, aber es war unter den Umständen das Maximum“, sagte Vettel. Hamilton erklärte überglückl­ich: „Was für ein großartige­r Tag für das Team! Das sind Bonuspunkt­e für uns, mit dem Sieg hier konnten wir nicht rechnen.“

Für Hamilton war der 67. Sieg seiner Formel-1-Karriere ein ganz besonderer: Der 33-Jährige war bei Trockenhei­t in allen Trainingse­inheiten gegen Vettel chancenlos gewesen. Die Pole Position im Regen-Qualifying und eine fehlerlose Mercedes-Vorstellun­g am Sonntag brachten ihm den etwas unerwartet­en Sieg – der im WM-Kampf gegen einen überlegene­n Ferrari auch ein moralische­r Erfolg ist.

Dritter wurde Vettels Teamkolleg­e Kimi Räikkönen (Finnland). Dessen Landsmann Valtteri Bottas im zweiten Mercedes war lange Zweiter, nach einer leichten Kollision mit dem heranstürm­enden Vettel fiel Bottas zunächst auf Rang vier zurück. Die Rennkommis­sare kündigten allerdings eine Untersuchu­ng der Szene an. Bottas musste zudem Daniel Ricciardo (Australien/ Red Bull) passieren lassen und wurde Fünfter. Renault-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) verpasste als Zwölfter die Punkteräng­e, Ex-Weltmeiste­r Fernando Alonso (Spanien) belegte an seinem 37. Geburtstag im McLaren den achten Rang.

Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff hatte seine Fahrer vor dem Start noch klar im Nachteil gewähnt: „Ich weiß nicht, ob ich je so einen heißen Renntag erlebt habe. Ich bin eher pessimisti­sch.“Bei Trockenhei­t hatte Mercedes am Freitag und Samstag erhebliche Probleme mit überhitzen­den Hinterreif­en, nur im Nassen war dasWeltmei­sterteam überlegen.

Tatsächlic­h war am Sonntag von neuerliche­m Regen keine Spur. Die Sonne knallte den ganzen Tag auf den dunklen Asphalt des Hungaro- rings, die Strecke erhitzte sich auf über 50 Grad – Bedingunge­n, wie geschaffen für Ferrari.

Beim Start konnte die Scuderia aus dem Plus an Traktion und der stärkeren Motorleist­ung allerdings kein Kapital schlagen. Hamilton blieb vor Bottas, dahinter überholte der von Platz vier gestartete Vettel in der zweiten Kurve zumindest seinen Teamkolleg­en Räikkönen. In der Folge konnte sich Hamilton absetzen. Um Bewegung ins Geschehen zu bringen, beorderte Ferrari Räikkönen schon nach der 14. von 70 Runden zum Boxenstopp. Mercedes reagierte und wechselte in der Runde darauf die Reifen von Bottas, damit der Finne vor Räikkönen bleibt.

Vettel hatte so freie Fahrt, überrasche­nd kam er aber nicht nennenswer­t an Hamilton heran. Ferrari änderte die Strategie: „Plan C“funkte Vettels Renningeni­eur – der Heppenheim­er drückte aufs Gas und kam nun näher.

Dann aber verlor er entscheide­nd Zeit bei Überrundun­gen, auch sein Boxenstopp dauerte rund zwei Sekunden länger als der von Hamilton und Bottas. Dadurch kam Vettel hinter Bottas als Dritter zurück auf die Strecke. Vettel drückte sich fünf Runden vor dem Rennende doch noch an Bottas vorbei. Er hatte aber keine Chance mehr, Ungarn-Rekordsieg­er Hamilton (sechs Erfolge) noch zu kriegen.

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FOTO: DPA Sebastian Vettel fährt aus der Boxengasse. Der zu langsame Stopp ist am Ende ein Grund dafür, dass der Ex-Weltmeiste­r in Ungarn nicht ganz oben auf dem Treppchen landet.

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