Rheinische Post Langenfeld

Kunst und draußen

- VOM CLEMENS HENLE

Wer Kunst sehen, aber bei schönem Wetter nicht ins Museum gehen möchte, sollte einen der Skulpturen­gärten in der Region besuchen. Schattenpl­ätze gibt es dort auch.

Auch in dieser Woche sollen die Temperatur­en nicht sinken, die Freibäder werden dementspre­chend voll sein, und die Badeseen bieten bei den derzeitige­n Wassertemp­eraturen ebenfalls keine richtige Abkühlung mehr. Wie wäre es also als Gegenprogr­amm zu Bauchplats­chern und überfüllte­n Liegewiese­n mit Kunst im Freien unter schattensp­endenden Bäumen? In der Region gibt es vielerorts Kunst zu entdecken, für die man nichts ins Museum muss, sondern das schöne Wetter genießen kann. Wir stellen einige dieser Kunstorte unter freiem Himmel vor.

Insel Hombroich

Ein ganz besonderes und wirklich unvergleic­hliches Kunsterleb­nis bietet das Museum Insel Hombroich in Neuss-Holzheim. Der Stifter Karl-Heinrich Müller realisiert­e in einer 25 Hektar großen Auenlandsc­haft an der Erft mit seiner Museumsins­el eine Situation, die nach Paul Cézanne „Kunst parallel zur Natur“zeigt. Verteilt auf dem Areal befinden sich zehn von Erwin Heerich entworfene Pavillons und Ausstellun­gshallen. In einigen dieser Bauten wird die Sammlung von Müller gezeigt, andere sind von Heerich als begehbare skulptural­e Architektu­ren geplant worden. Als Besonderhe­it ist die sehr eklektisch­e Sammlung, die von traditione­ller asiatische­r Kunst über indigene Artefakte bis hin zur klassische­n Moderne von Hans Arp, Kurt Schwitters oder Francis Picabia reicht, nicht beschilder­t. Im Eintrittsp­reis mit inbegriffe­n sind das wunderbar frugale Buffet und kühlendes Wasser in der Cafeteria der Museumsins­el, wo man im Schatten von Weiden und Apfelbäume­n sitzt. Skulpturen­park Viersen

Einer der bedeutends­ten öffentlich­en Skulpturen­parks in Deutschlan­d befindet sich im beschaulic­hen Viersen. Rund um die Städtische Galerie im Park und den Rathauspar­k verteilen sich Kunstwerke von namhaften Bildhauern wie Erwin Heerich, Tony Cragg, Mark di Suvero oder Peter Haese. Ganz entspannt lassen sich die 14 Werke mit einem Eis in der Hand in dem kleinen und schattigen Park erlaufen. Den Grundstein für die Sammlung legte William Pohl, ein in die USA ausgewande­rter Viersener, der seiner Geburtssta­dt und dem dortigen Heimatvere­in ein Erbe vermachte. Fast 30 Jahre nach der Eröffnung des Skulpturen­parks ist die Sammlung ansehnlich angewachse­n, der letzte Neuzugang war 2010 die silber-bronze schimmernd­e Plastik „China Daily“des chinesisch­en Künstlers Wang Du. Museum Abteiberg

Angrenzend an das Münster und das Rathaus befindet sich in Mönchengla­dbach der Skulpturen­garten des Museums Abteiberg. Im ehemaligen Obstgarten der namensgebe­nden Abteikirch­e werden 17 Skulpturen von hochklassi­gen Künstlern wie Claes Oldenburg, Franz West und Jorge Pardo gezeigt. Die Kunstwerke bilden mit dem Museumsbau von Architekt Hans Hollein, der mit dem Abteiberg ein wegweisend­es Werk der postmodern­en Architektu­r geschaffen hat, ein wunderbare­s Gesamtbild. In der Mitte des terrassier­ten Gartens steht mit „Arolsen-Piece“des Minimal-Art-Künstlers Larry Bell der Blickfang des Skulpturen­gartens: Zwei durchsicht­ige grün und blau schimmernd­e Kuben stehen in einem barock anmutenden Springbrun­nen. Im Schatten von Kastanien kann man dort die Füße in den Brunnen baumeln lassen und dabei den sechs Meter hohen Ring des ita- lienischen Konzeptkün­stlers Mauro Staccioli bewundern, der den Hang herunterzu­rollen scheint.

Der Name von Schloss Moyland leitet sich aus dem Niederländ­ischen „mooi land“für schönes Land ab. Und in der Tat hat der Park des malerische­n Wasserschl­osses viel zu bieten. Allein einen Besuch wert ist die goldene Amphore mit dem wunderbare­n Titel„The spinning Oracle from Delphi“des amerikanis­chen Künstlers James Lee Byars, die auf dem Wassergrab­en zu schweben scheint. Daneben verteilen sich fast 60 Skulpturen und Plastiken in dem kompakten Schlosspar­k unter anderem vom allgegenwä­rtigen Erwin Heerich, Joseph Jaekel oder Gerhard Marcks. In den kühlen Gemäuern des neogotisch­en Schlosses befindet sich die Sammlung der Gebrüder van der Grinten. Die Schulfreun­de von Joseph Beuys trugen mit rund 5000 Arbeiten die weltweit größte Sammlung des Klever Künstlers zusammen.

 ?? FOTO: THOMAS RIEHLE ?? Begehbare Architektu­r von Erwin Heerich. Die Skulptur „Turm“steht auf der Insel Hombroich in Neuss. Heerich entwarf für die Auenlandsc­haft zehn Pavillons und Ausstellun­gshallen.
FOTO: THOMAS RIEHLE Begehbare Architektu­r von Erwin Heerich. Die Skulptur „Turm“steht auf der Insel Hombroich in Neuss. Heerich entwarf für die Auenlandsc­haft zehn Pavillons und Ausstellun­gshallen.

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