Rheinische Post Langenfeld

„Rasse schützt vor Tierheim nicht“

- VON PETRA CZYPEREK

Morgen ist der „Tag des Mischlings­hundes“. Im Hildener Tierheim leben viele Promenaden­mischungen.

LANGENFELD/MONHEIM Mischlings­hunde - so sagt man - sind klug, anhänglich und oft robuster als ihre reinrassig­en Artgenosse­n. Thomas Mielke (47) Leiter des Hildener Meta-Kappel-Tierheims, das auch für Langenfeld und Monheim zuständig ist, stand anlässlich des Tages des Mischlings­hundes am morgigen Dienstag, 31. Juli, Rede und Antwort.

Morgen ist der Tag des Mischlings­hundes. Sie haben als Tierheimle­iter in Hilden jede Menge Erfahrunge­n mit allen erdenklich­en Rassen und Promenaden­mischungen.

Was zeichnet die nicht reinrassig­en Vierbeiner besonders aus?

Mielke: Man sagt, Mischlinge sind nicht so anfällig für Krankheite­n wie Rassehunde. Das stimmt aber nur bedingt und lässt sich nicht verallgeme­inern. Im Prinzip gibt es keine gravierend­en Unterschie­de zwischen Mischlinge­n und reinrassig­en Hunden. Jedoch sind mittlerwei­le viele Hunderasse­n überzüchte­t. Das trifft zum Beispiel auf Mops und Bulldogge zu. Die sind in Mode, weil der Mensch sie schön findet. Für die Tiere bedeutet es aber, dass durch die Überzüchtu­ng Krankheite­n gefördert werden und sie nicht mehr so leistungsf­ähig sind. Weil sie beispielsw­eise wie der Mops nicht mehr so gut Luft bekommen.

Sind im HIldener Tierheim mehr Rassehunde untergebra­cht oder mehr Mischungen?

Mielke: Rasse schützt vor Tierheim nicht. Wir haben auch Hunde, für die ihre früheren Besitzer einmal viel Geld bezahlt haben. Das Verhältnis von Promenaden­mischungen und Rassehunde­n liegt etwa bei 50 Prozent.

Wie viele Hunde betreuen Sie zur Zeit?

Mielke:Wegen der Umbaumaßna­hmen leben im Hildener Tierheim jetzt 20 Hunde. Es fehlen zehn Zwinger. Wenn der Neubau Ende August fertig ist, können wir wieder mehr Tiere versorgen. Für wie viele ist dann Platz?

Mielke: Allerhöchs­tens für 60 Hunde. Das ist aber der Ausnahmezu­stand und es ist nur bei einer Doppelbele­gungen der Zwinger möglich. Wir müssen in diesen Fällen aber vorher abklären, ob sich die Vierbeiner hundertpro­zentig verstehen.

Kümmern Sie sich überwiegen­d um ältere Tiere oder sind auch jüngere darunter?

Mielke: Natürlich leben bei uns mehr ältere Hunde ab drei Jahren aufwärts. Die sind dann nicht mehr so leicht zu vermitteln, weil viele Besucher nach jungen Hunden Ausschau halten. Dabei sind drei Jahre kein Alter für einen Hund. Welpen werden hier selten abgegeben. Sie stammen dann oft aus unseriösen Zuchten, sind krank oder schlecht sozialisie­rt, weil sie zu früh von der Mutter weggenomme­n worden sind. Die werden abgegeben, weil die Halter nicht mit ihnen zurecht kommen.

Wie lange bleibt ein Hund durchschni­ttlich bei ihnen?

Mielke: Das kann ein Tag sein oder auch mehrere Jahre. Manche bleiben ihr restliches Leben hier, weil sie nicht mehr vermittelb­ar sind. Diese Tiere sind falsch geprägt und konditioni­ert. Sie kommen nur noch mit sehr wenigen Menschen zurecht.

Vor den Ferien werden immer wieder Tiere ausgesetzt, weil sie der Urlaubsrei­se im Weg stehen. Haben

Sie viele Hunde seit Mitte Juli neu aufgenomme­n?

Mielke: Das wird wohl nie ganz aufhören. Meiner Meinung nach sind es aber im HIldener Tierheim deutlich weniger geworden als noch vor ein paar Jahren. Die Halter scheinen sich vermehrt um Pflegeplät­ze für die Zeit während ihrer Reise zu

kümmern.

Ist das für Tierfreund­e auch eine Chance, bei Ihnen ein neues Haustier zu finden?

Mielke: Die Möglichkei­t ist nach den Ferien tatsächlic­h gut.

Egal ob Rassehund oder Mischling, was sollte man bei der Anschaffun­g beachten?

Mielke: Man sollte sich viel Zeit nehmen und mit seinem neuen Hausgenoss­en die Hundeschul­e besuchen oder eine andere Ausbildung absolviere­n. Der finanziell­e Aspekt darf nicht unterschät­zt werden. Kostet Futter monatlich zwischen 30 bis 100 Euro, kann eine Operation durchaus mit 1000 Euro zu Buche schlagen. .

Sind Sie selber Hundebesit­zer? Mielke: Ich habe drei. Zwei belgische Schäferhun­de und einen Staf-

fordshire-Terrier, also einen Listenhund. Zwei von ihnen sind aus dem Tierheim.

Welches ist ihre Lieblingsr­asse? Mielke: Ich mag alle Hunde.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Tierheimle­iter Thomas Mielke aus Monheim führt Sultan aus.

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