Rheinische Post Langenfeld

Selberpflü­cken macht Spaß

- VON ISABEL KLAAS

Viele Kunden greifen gerne zum Messer und stellen sich ihren Blumenstra­uß selber zusammen. Aber nicht alle Selbstzahl­er sind ehrlich.

LANGENFELD/MONHEIM Vieles gedeiht schneller in diesen hochsommer­lichen Tagen. Pflaumen und Äpfel zum Beispiel. Auf die Blumen zum Selbstschn­eiden, die auch in diesem Jahr wieder überall angeboten werden, muss man etwas länger warten. Christina Weeger, die neben ihrem Bauernlade­n in Richrath seit 20 Jahren Blumen zum Selbstpflü­cken anbietet, sagt, dass es Anfang August so weit ist. Bisher haben nur vereinzelt­e Blüten ihre hübschen Köpfchen entfaltet.

Das Geschäft mit den selbst geschnitte­nen Schönheite­n boomt allerorten. Auch an der Baumberger Chaussee gibt es ein großes, blühendes Feld. Man kann den Strauß selbst zusammenst­ellen und hat obendrein eine Frische-Garantie. Mancher Landwirt, der ein Stück Acker zur Verfügung hat, sät eine bunte Mischung aus, die von der Sonnenblum­e, über die Zinnie bis zu Malve, Schleierkr­aut und Strohblume reicht und in derVase ein vergänglic­her, aber herrlicher Anblick ist. „Mein Vater hat das schon gemacht“, sagt Landwirtin Christina Weeger.

Sie hat die Tradition besonders für ihre Stammkunde­n beibehalte­n, das Gelände aber auf 200 Hektar verkleiner­t. Derzeit muss die bunte Pracht kräftig bewässert werden, damit sie sprießt und gedeiht. Die Kosten las- sen sich nicht auf den Kunden umlegen. 2,50 kostet ein kleiner Strauß und fünf Euro ein großer. Für beide gibt es beiWeeger Schablonen. Größere Blumen wie Gladiolen kosten pro Stiel 0,70 Euro.

Dass die Selbstzahl­er nicht immer ehrlich sind, hat auch Weegers Kollege Bernd Sesterhenn in Leichlinge­n-Junkershol­z erfahren. In diesen Tagen ist sein Acker an der Straße nachWitzhe­lden wieder in ein buntes Meer getaucht. 60 Farben an Gladiolen bietet er auf 4800 Quadratmet­ern an: von Zartrosé über Lachs bis zu tiefem Burgunderr­ot, von Hellviolet­t bis samtig Lila, sogar gestromt sind seine bunten Schnittpfl­anzen.

„Am Wochenende setzte ich zwei Aushilfen zum Kassieren an mein Selbstpflü­ck-Feld“, sagt er. Zu viele schneiden sich einen dicken Strauß ab und vergessen dann zu zahlen. „Wen ich erwische, den zeige ich wegen Diebstahls an“, sagt Sesterhenn. „Da kenne ich nix.“0,70 Euro nimmt auch er für einen Gladiolens­tiel. Christina Weeger hat schon Chips für Einkaufswa­gen und ausländisc­he Münzen statt verwertbar­er Euro im Geldkasten gefunden. „Manche sind wirklich unmöglich“, sagt sie verärgert. Auch sie hat mit- unter am Wochenende einen Blick auf ihre Selbstzahl­er.

Trotz manchem Ärger pflegt auch Sesterhenn seit 17 Jahren die Tradition und sät Zierblumen aus. „Für mich ist das auch ein bisschen Reklame“, sagt er, „derzeit verkaufe ich meine Kartoffeln an der Blumenkass­e. Und außerdem sieht es doch schöner aus als ein Maisfeld.“Während er in Leichlinge­n sein Blumenfeld über einen Hydranten bewässert, muss das in Hitdorf Durst leiden und sieht auch so aus.„Da ist leider nichts zu machen“, sagt Sesterhenn.

Beide Landwirte säen nicht etwa eine normale Wildblüten­mischung aus, sondern spezielle Schnittblu­men. Bei Weeger nennt sich die exklusive Melange „Ländlicher Charme“und verspricht längere Haltbarkei­t nach dem Schnitt. Vor allem aber hinterlass­en die Sonnenblum­en keinen gelben Pollentepp­ich auf dem Tisch und halten sich mit einem Tropfen Spülwasser eine Woche frisch in der Vase, so die Landwirtin.

Wem es derzeit draußen zu heiß ist, der kann sich den Garten ins schattige Wohnzimmer holen, indem er selbst einen hübschen Strauß schneidet.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH« Christina Weeger hat auf ihrem Feld Blumen zum Selberpflü­cken ausgesät.

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