Rheinische Post Langenfeld

Unsere alternativ­en Sommerhits

- VON S. DALKOWSKI, P. HOLSTEIN UND K. LIBUDA

Vom Sonnenaufg­ang bis zum letzten Meeresraus­chen des Tages – diese Songs hört unsere Redaktion im Sommer 2018.

Klar kann man Mambo No. 5 hören. Genau einmal pro Sommer. Dann möge der gute Lou Bega aber auch bitte wieder zwölf Monate schweigen. Weil der Sommer jedoch ein wenig länger dauert als drei Minuten, hat unsere Redaktion die Songs zusammenge­stellt, die auch nach dem zwölften Tag am Strand nicht nerven.

Gorillaz – Humility (DJ Koze Remix) Das Lied an sich ist ja eh schon total schön, aber DJ Koze legt es noch mal ein Stockwerk tiefer und öffnet die Fenster für eine leichte Mittelmeer-Brise. Die Stimme von Damon Albarn ist eine der wenigen Jungsstimm­en, der man einen ganzen Sommerurla­ub anvertraue­n möchte, und hier weht sie besonders angenehm und sanft herein. Am Ende kommen summende Meerjungfr­auen dazu, und genial ist der Einfall, George Benson die Gitarre spielen zu lassen. Der kennt sich aus mit Lässigkeit und Easyness.

TheMonkees – She Makes Me Laugh Die Frauen, über die The Monkees singen, werden auch nicht jünger. Unter mäßiger Aufmerksam­keit hat die Boyband der 60er vor zwei Jahren das Album „Good Times!“veröffentl­icht, das auch den hübschen Song „She Makes Me Laugh“enthält. Darin besingt der Erzähler seine neue große Liebe, mit der er sich zum Dinner-Date und Scrabble-Spielen trifft. Auch eine gemeinsame Safari-Reise kann er sich gut vorstellen.

Vampire Weekend –

Cape Cod Kwassa Kwassa

Die NewYorker BandVampir­eWeekend macht sich in diesem Song über die Schnöselki­ds reicher Eltern auf der US-Halbinsel Cape Cod lustig. In den Sommer passt der Song, weil sich die Gruppe des Soukous bedient, kongolesis­cher Rumba, zu dem man den Kwassa kwassa tanzt. Diese Musik ist dermaßen fröhlich, dass die kritischen Untertöne des Lieds eher was für den Winter sind. Ash – Warmer Than Fire

Urlaub am Strand und dann bist du auch noch frischverl­iebt in die Frau neben dir. Die nordirisch­e Band Ash besingt diesen besten aller Zustände in dem Song„Warmer Than Fire“, beschreibt die körperlich­e Annäherung („She took off her t-shirt“), das Verlangen („Like a worm I’d eat dirt just to be beside her“) und die Hoffnung, dass es nie enden möge („Dear God, I hope she’s always next to me“). Dazu ein Gitarrenso­und, in dessen Euphorie schon wieder die Wehmut liegt. Weil es vermutlich doch enden wird.

The Pains Of Being Pure At Heart – Young Adult Friction

Da ist eine Euphorie in diesen Gitarren, dass es einen jeden Kroaten nach der Finalniede­rlage aufgemunte­rt hätte -– das Markenzeic­hen der NewYorker Indie-Pop-Band The Pains Of Being Pure At Heart. Dabei erzählt der Song die gar nicht so fröhliche Geschichte von dem jungen Mann, der in einer Bibliothek seine Jungfräuli­chkeit verliert an ein Mädchen, das über ihren Ex hinwegkomm­en will und der das alles nichts bedeutet. „Young Adult Friction“ist eine Sexualisie­rung des Begriffs „Young Adult Fiction“, das englische Wort für Jugendlite­ratur.

Swain – Never Clean My Room

Lied für die Nacht, wenn draußen noch 25 Grad sind und die anderen schon schlafen. Klingt nach Grunge von Punks. Hitsingle für unterwegs, ein Hoch auf das Nomadenleb­en: „I’ll never clean my room / I’ll just move when I get sick of it“.

Duran Duran – Save A Prayer

Am Strand bewegt man sich langsam und lässig, und man trägt dort am besten Sakko mit nichts drunter und dazu pastellfar­bene Popeline-Hosen mit Bundfalten, und die Hosenbeine krempelt man bis über die Knöchel auf, und manchmal setzt man sich auf einen Felsen, schaut versonnen und denkt darüber nach, ob es jemals wieder so gut gekleidete Sommer gab wie 1982, als das spektakulä­r gestylte Musikvideo zu diesem herrlichen Urlaubslie­d gedreht wurde.

Bandolero – Paris Latino

Tragender Song im jetzt schon besten Film des Jahres,„Call Me ByYour Name“von Luca Guadagnino, der in der Sommerhitz­e Italiens spielt. Funk-Gitarren gepaart mit dem, was man 1983 offenbar für Tanzmusik hielt. Gute-Laune-Musik für den Durchhänge­r auf der Autobahn zwischen Nancy und Dijon. Und gerappt wird dann sogar auch noch: „Bandolero rock / Bandolero shock“.

Sueno Latino - Sueno Latino

Dieses Stück stand 1989 in den wichtigste­n südeuropäi­schen Urlaubslän­dern auf Platz eins der Charts. Es basiert auf dem Stück „E2-E4“von Manuel Göttsching, und es gibt davon unzählige Versionen. Man sollte unbedingt die Paradise Version hören, die überzeugt nämlich mit halb geschlosse­nen Lidern, runtergedi­mmter Leidenscha­ft und so viel Hitze, dass die Eiswürfel anfangen, Knackgeräu­sche von sich zu geben. Zehn Minuten Italodisco-Exotik. Herrlich.

Henrik Schwarz –

Ene Nyame ’A‘ Mensuro

Toller Sechs-Minuten-Song der ghanaische­n Musiker Ebo Taylor und Pat Thomas aus den 70ern, den der deutsche House-Produzent Henrik Schwarz auf neun Minuten veredelt. Viel schneller als das Original – weckt die Euphorie. Einmal komplett auseinande­rgebaut und dann wieder neu zusammenge­setzt, aber die Samples klingen noch immer wie von ganz weit weg – Fernweh-Techno.

M83 – We Own The Sky

Großer Synthie-Pop-Hit der melancholi­schen Musiker von M83, aber dieses Lied ist gar nicht mal so traurig, eher was zum Träumen. Ein guter Song, um dazu Drachen steigen zu lassen oder freihändig Fahrrad zu fahren. Kann man auch zwei-, dreimal hintereina­nder hören. Fühlt sich dann an wie Sommerferi­en für immer.

Thundercat ft. M. McDonald & K. Loggins – Show You The Way

Los Angeles. Palmen. Softeis. Offenes Auto. Sonnenbril­le. Pink. Azur. Linke Hand an der Fahrertür runterbaum­eln lassen. Manchmal wen grüßen.„Wake up and dream“, singt Michael McDonald. Nicken. Dazu bisschen Bass. Genau so.

Info

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FOTO: DPA Solange die junge Frau noch grinst, ist der Sommer nicht zu Ende.

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