Songs von Liebe
Für unseren Autor ein Klassiker: 1967 erschien mit „Forever Changes“ein Album, das zunächst floppte.
Es besteht natürlich kein direkter Zusammenhang zwischen der Qualität eines Albums und seinem kommerziellen Erfolg. Selten aber stand beides in einem so krassen Missverhältnis wie bei „Forever Changes“der amerikanischen Band Love. Es erreichte nicht einmal Platz 100 der Albumcharts und ist dennoch unzweifelhaft eines der größten Werke der Rockgeschichte.Wer es heute hört, der staunt ob der Zeitlosigkeit der Songs, der großartigen Instrumentierung und der visionären Lyrics.
1967 erschien„Forever Changes“, zwölf Monate vor jenem Jahr also, das tatsächlich eine gesellschaftliche Wende bringen sollte. Die Band mit dem schön-schlichten Namen Love passte nicht in das Klima des „Summer Of Love“. Die Truppe um den farbigen Sänger Arthur Lee war psychisch völlig down, hangelte sich von Herointrip zu Herointrip. Die Songs handeln nicht von Freedom, Love & Happiness, sondern von der Kehrseite von 68. Es geht unter anderem um Polizeigewalt gegen Hippies.
Sänger Arthur Lee erzählt später wiederkehrend, er habe jeden Song gesungen wie seinen letzten. Man muss solche Erzählungen immer mit Vorsicht lesen, weil sie zur Mythenbildung des Rock gehören. Und eigentlich brauchen Songs wie das Eröffnungsstück „A House Is Not A Motel“oder„Old Man“keine solche Randerzählung.
Das Album beginnt mit dem wohl besten Stück der ganzen Platte. „Alone Again Or“startet mit einem Akustikgitarrenpart, der an Neil Young erinnert, ehe Chorus und Bridge an die Beach Boys, an Creedence Clearwater Revival und Tex-Mex-Romantik erinnert. Komplexe Bläsersätze, wahnsinnige Streicherparts: Man hört der Platte an, dass hier nicht gespart wurde. An keiner Stelle wirkt der Psychedelik-Folk aber überproduziert, glattgebügelt, überkandidelt.
Viele haben sich danach an den Songs dieses Albums versucht: The Damned haben „Alone Again Or“aufgenommen, auch Mazzy Star, Alice Cooper und die Ramones haben sich an einigen der Songs versucht. Am ehesten gelang es wohl der schottischen Band Teenage Fanclub, sich dem Soundschaffen von Love zu nähern.
Wer diese Platte bis zum Ende gehört hat, der merkt: Solche Songs werden heute nicht mehr geschrieben. Forever Changes – auch die Ewigkeit wird daran nichts ändern können.