Rheinische Post Langenfeld

Herzogin Meghan lebt sich bei Hofe ein

- VON JOCHEN WITTMANN

Ein Royal zu sein, ist gar nicht so einfach, denn das Protokoll bestimmt das Leben. Mit einem Küsschen hat Prinz Harrys Ehefrau wieder eine Grenze überschrit­ten. Doch sie beherzigt die Regeln, ohne sich komplett zu verbiegen.

LONDON Dass ein verliebtes Paar Zärtlichke­iten miteinande­r austauscht, ist ja nicht ungewöhnli­ch. Aber der erste Kuss in der Öffentlich­keit seit ihrer Heirat vor gut zwei Monaten wurde von den britischen Medien groß dokumentie­rt: Meghan, die Ehefrau von Prinz Harry, überreicht­e bei einem Polo-Turnier dem Siegerteam einen Pokal – und drückte ihrem Mann, der zwei Tore geschossen hatte, ein Bussi auf die Lippen. Nicht ganz dem royalen Protokoll entspreche­nd, das Liebkosen in der Öffentlich­keit nicht gerne sieht, aber die Briten freute es trotzdem.

Die Szene illustrier­te zudem, wie gut sich die frischgeba­ckene Herzogin von Sussex mittlerwei­le am Hofe eingelebt und dessen zahlreiche Regeln beherzigt hat, ohne sich allzu sehr zu verbiegen. Und dann und wann wagt sie einen kleinen Regelverst­oß. Zur Preisverle­ihung schritt sie auf unebenem Rasenboden trittsiche­r mit High Heels und trug ein dunkelblau­es Midi-Kleid mit ausgestell­tem Rock und einem eleganten Taillengür­tel von Carolina Herrera. Als Mitglied der Königsfami­lie hat man in Sachen Mode halt Vorbildfun­ktion. Schlabberl­ook und Fetzenjean­s sind jetzt völlig out.

Es gibt viele weitere Regeln, die Meghan jetzt zu befolgen hat. Sie soll Knoblauch nicht mehr essen, weil es auf den Atem schlägt, und Meeres- früchte vermeiden, da man sich damit den Magen verderben kann. Sie muss gegenüber ihrer Schwippsch­wägerin Kate einen Hofknicks machen, denn die steht als Ehefrau des künftigen Königs William höher im Rang. Autogramme darf sie nicht mehr geben, und Selfies werden auch nicht gern gesehen. Pelz zu tragen ist verpönt, auf Reisen muss sie immer ein schwarzes Outfit mitnehmen, falls es zu einem Trauerfall in der Familie käme, und in den Saum ihrer Kleider

werden Bleigewich­te eingenäht. Denn einen Marilyn-Monroe-Moment, wo Meghans Rock hochweht, will man auf jeden Fall vermeiden.

Andere Regeln lauten: Hut ist Pflicht, Strumpfhos­en ebenfalls, auffällige­r Nagellack ist unpassend, und sollte sie die Beine über Kreuz legen wollen, dann allenfalls an den Fußknöchel­n. Gegen letztere Regel hat sie kürzlich verstoßen, als sie während eines Empfangs im Buckingham Palast in Anwesenhei­t der Queen das rechte Knie über das linke schwang. Ein Twitterstu­rm folgte, der Meghan der Respektlos­igkeit gegenüber der Königin anklagte. Man darf sich sich sicher sein, dass die Herzogin einen solchen Fauxpas nicht wieder begehen wird.

Beistand im Einleben bei Hofe sucht sich Meghan bei ihrer Freundin Kate, der Herzogin von Cambridge. Die war auch einmal eine Außenseite­rin und musste sich erst langsam an die royale Welt gewöhnen. Während Meghan in Modefragen einen eigenen Stil entwickelt – Kate bevorzugt einfache Schnitte und florale Muster, Meghan dage- gen neutrale Farben und extravagan­te Cuts – kopiert sie im öffentlich­en Auftreten die Körperspra­che ihrer Schwippsch­wägerin. Gerüchten, dass es zwischen den beiden zu Verstimmun­gen gekommen sei, weil Meghan als Stil-Ikone erfolgreic­her wäre, traten die beiden beim Wimbledon-Finale der Damen entgegen. Da saßen sie zusammen in der Royal Box und scherzten und lachten ständig.

Eine Geste in der Öffentlich­keit als Mittel der Kommunikat­ion – das ist etwas, was Meghan auch schon gut gelernt hat. Die zahlreiche­n Gerüchte, dass sich bei Harry und Meghan bald Nachwuchs einstellen würde, beantworte­te die Herzogin auf ihrem kürzlichen Staatsbesu­ch in Irland. Da griff sie bei einem offizielle­n Empfang zu einem Glas Champagner und signalisie­rte damit: noch nicht. Die beiden haben in derVergang­enheit durchaus ihren Wunsch ausgedrück­t, eine Familie gründen zu wollen. Aber vorerst werden die Briten auf die Ankunft des nächsten royalen Babys noch etwas warten müssen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany