Herzogin Meghan lebt sich bei Hofe ein
Ein Royal zu sein, ist gar nicht so einfach, denn das Protokoll bestimmt das Leben. Mit einem Küsschen hat Prinz Harrys Ehefrau wieder eine Grenze überschritten. Doch sie beherzigt die Regeln, ohne sich komplett zu verbiegen.
LONDON Dass ein verliebtes Paar Zärtlichkeiten miteinander austauscht, ist ja nicht ungewöhnlich. Aber der erste Kuss in der Öffentlichkeit seit ihrer Heirat vor gut zwei Monaten wurde von den britischen Medien groß dokumentiert: Meghan, die Ehefrau von Prinz Harry, überreichte bei einem Polo-Turnier dem Siegerteam einen Pokal – und drückte ihrem Mann, der zwei Tore geschossen hatte, ein Bussi auf die Lippen. Nicht ganz dem royalen Protokoll entsprechend, das Liebkosen in der Öffentlichkeit nicht gerne sieht, aber die Briten freute es trotzdem.
Die Szene illustrierte zudem, wie gut sich die frischgebackene Herzogin von Sussex mittlerweile am Hofe eingelebt und dessen zahlreiche Regeln beherzigt hat, ohne sich allzu sehr zu verbiegen. Und dann und wann wagt sie einen kleinen Regelverstoß. Zur Preisverleihung schritt sie auf unebenem Rasenboden trittsicher mit High Heels und trug ein dunkelblaues Midi-Kleid mit ausgestelltem Rock und einem eleganten Taillengürtel von Carolina Herrera. Als Mitglied der Königsfamilie hat man in Sachen Mode halt Vorbildfunktion. Schlabberlook und Fetzenjeans sind jetzt völlig out.
Es gibt viele weitere Regeln, die Meghan jetzt zu befolgen hat. Sie soll Knoblauch nicht mehr essen, weil es auf den Atem schlägt, und Meeres- früchte vermeiden, da man sich damit den Magen verderben kann. Sie muss gegenüber ihrer Schwippschwägerin Kate einen Hofknicks machen, denn die steht als Ehefrau des künftigen Königs William höher im Rang. Autogramme darf sie nicht mehr geben, und Selfies werden auch nicht gern gesehen. Pelz zu tragen ist verpönt, auf Reisen muss sie immer ein schwarzes Outfit mitnehmen, falls es zu einem Trauerfall in der Familie käme, und in den Saum ihrer Kleider
werden Bleigewichte eingenäht. Denn einen Marilyn-Monroe-Moment, wo Meghans Rock hochweht, will man auf jeden Fall vermeiden.
Andere Regeln lauten: Hut ist Pflicht, Strumpfhosen ebenfalls, auffälliger Nagellack ist unpassend, und sollte sie die Beine über Kreuz legen wollen, dann allenfalls an den Fußknöcheln. Gegen letztere Regel hat sie kürzlich verstoßen, als sie während eines Empfangs im Buckingham Palast in Anwesenheit der Queen das rechte Knie über das linke schwang. Ein Twittersturm folgte, der Meghan der Respektlosigkeit gegenüber der Königin anklagte. Man darf sich sich sicher sein, dass die Herzogin einen solchen Fauxpas nicht wieder begehen wird.
Beistand im Einleben bei Hofe sucht sich Meghan bei ihrer Freundin Kate, der Herzogin von Cambridge. Die war auch einmal eine Außenseiterin und musste sich erst langsam an die royale Welt gewöhnen. Während Meghan in Modefragen einen eigenen Stil entwickelt – Kate bevorzugt einfache Schnitte und florale Muster, Meghan dage- gen neutrale Farben und extravagante Cuts – kopiert sie im öffentlichen Auftreten die Körpersprache ihrer Schwippschwägerin. Gerüchten, dass es zwischen den beiden zu Verstimmungen gekommen sei, weil Meghan als Stil-Ikone erfolgreicher wäre, traten die beiden beim Wimbledon-Finale der Damen entgegen. Da saßen sie zusammen in der Royal Box und scherzten und lachten ständig.
Eine Geste in der Öffentlichkeit als Mittel der Kommunikation – das ist etwas, was Meghan auch schon gut gelernt hat. Die zahlreichen Gerüchte, dass sich bei Harry und Meghan bald Nachwuchs einstellen würde, beantwortete die Herzogin auf ihrem kürzlichen Staatsbesuch in Irland. Da griff sie bei einem offiziellen Empfang zu einem Glas Champagner und signalisierte damit: noch nicht. Die beiden haben in derVergangenheit durchaus ihren Wunsch ausgedrückt, eine Familie gründen zu wollen. Aber vorerst werden die Briten auf die Ankunft des nächsten royalen Babys noch etwas warten müssen.