Rheinische Post Langenfeld

Hunde machen ihr Seepferdch­en

- VON ISABEL KLAAS

Am Grünen See lernen Vierbeiner richtiges Verhalten im Wasser. Whippet Charly macht seine Beobachtun­gen.

RATINGEN Nee, ne? Was Frauchen mir, dem zehn Jahre alten Whippet Charly und meiner gleichaltr­igen Lebensgefä­hrtin Daisy zumutet, geht auf keine Kuhhaut. Wir mussten doch tatsächlic­h jetzt zum Schwimmen mit der Hundeschul­e „Projekthun­de“aus Mettmann am Grünen See in Ratingen. Ich schwimme ja eigentlich nur, wenn ich befürchten muss, dass Frau- chen mir in Meer oder See abhanden kommt. Dann stürze ich mich hinter meiner Dosenöffer­in in die Fluten und strample, was das Zeug hält. Ich wurde dann schon mehrfach übel beschimpft, weil ich Frauchen mit meinen körpernahe­n, panikartig­en Schwimmübu­ngen böse zerkratzt habe.

„Das muss nicht sein“, erfahren wir dann auch gleich von Oliver Fredrich, dem Hundetrain­er. Der nämlich bringt dem Hund mit Lecker- chen und Spielzeug bei, schön ruhig neben Herrchen oder Frauchen einherzupa­ddeln, ohne sie komplett zu verschramm­en. Naja, vielleicht keine schlechte Idee und einenVersu­ch wert. Immerhin ist Ruby, eine dreijährig­e Bordercoll­ie-Australian-Shepherd-Mischlings-Dame, speziell wegen dieses Problems heute beim Hundeschwi­mmen dabei. (Hihi, also nicht nur ich!).

Die schwimmt und apportiert wirklich anbetungsw­ürdig, kriegt es aber nicht hin, mal entspannt in der Bever- oderWupper­talsperre ihr Frauchen Hannah im Wasser zu begleiten. Hannah ist übrigens sehr geduldig und liebevoll zu ihrem Vierbeiner. „Vielleicht klappt es ja heute noch nicht. Aber später bestimmt“, macht sie dem Hund Mut. Schließlic­h haben beide ja eine prima Anleitung durch die beiden Hundetrain­er Astrid Fredrich-Winzen und Oliver Winzen.

Die Herrchen und Frauchen, die zum ersten Mal mit ihren Tieren beim Hundeschwi­mmen auf der Landzunge des Grünen Sees sind, gebärdeten sich wie frischgeba­ckene Eltern, deren Zweibein-Welpe die ersten Schritte schafft. Sie machen Fotos über Fotos von ihren Hausgenoss­en, stoßen Begeisteru­ngsrufe aus, loben Kimba und Dexter über den grünen Klee. Nach jeder geschwomme­nen Runde gibt es Leberwurst-Paste mit Thunfisch oder sonst was Feines für die Tiere.

Übrigens muss ich mich doch innerlich kaputtlach­en über Dexter, den Hovawart. Der planscht da rum, als wollte er das Seepferdch­en für Hunde machen. Also: Schwimmen nenne ich das nicht. Aber er traut sich zumindest in den See und auch weiter raus – im Gegensatz zu mir. Seine Besitzer Sonja und Franz Schröder sind total glücklich über die Leistungen ihres Lieblings. Sie heben auch ganz besonders die Arbeit der Hundeschul­e von Astrid Fredrich-Winzen hervor: „Wir haben uns erst die Schule ausgesucht und dann den Hund gekauft“, sagten sie. Und dass sie alle an diesem sonnigen Sonntag dank einer Sondergene­hmigung kostenlos mit ihren Hunden in die Fluten dürfen und auch noch etwas dabei lernen, begeistert­e nicht nur diese beiden Zweibeiner vor Ort.

Huch, ich erzähle hier die ganz Zeit und habe total vergessen, nach meiner Lebensgefä­hrtin Daisy zu gucken. Ach, schau mal an, immerhin steht sie bis zum Bauch im Wasser. Toll, Daisy! Kimba, die junge Berner Sennhündin, ist da aber mutiger. Sie schwimmt das erste Mal in ihrem Leben und entpuppt sich gleich als Wasserratt­e. Eine total begeisteru­ngsfähige Schwimmeri­n, die gar nicht genug rumpaddeln kann und unverdross­en ihrem Bällchen im See nachjagt. Frauchen ist offenbar auch ganz angetan und versunken in den Anblick der vielen planschend­en glückliche­n Hunde und merkt gar nicht, dass Daisy gerade in fremden Taschen nach Leckereien schnüffelt und ich ihr das gleich nachmachen werde.

„Schön zu sehen, wie sich alle unsere Hunde aus der Schule hier so entwickeln“, sagte Fredrich-Winzen. Und dann erfahren wir Erstaunlic­hes: In dieser Hundeschul­e gibt für den normalen Haushund keinen Drill, sondern nur Lernen im Spiel. Auch wir können noch lernen, schnappte ich mit halbem Ohr auf. Wir sind nicht zu alt. „Hunde lernen ihr Leben lang im Gegensatz zu Menschen“, sagt der Hundetrain­er. Auch das noch!.

Nicht nur imWasser tummelt sich „Projekthun­de“mit seinen Schülern und anderen Hundebesit­zern. Die veranstalt­en sogar eine Baumarkt-Rallye mit Vierbeiner­n. Also, wir müssen da keine Hämmer und Äxte aus den Regalen apportiere­n. Also ich lerne jetzt fürs Erste mal, ruhig neben Frauchen zu schwimmen Und dann reden wir weiter.

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Das macht Spaß: Hannah Kulas mit Ruby beim gemeinsame­n Schwimmen.
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RP-FOTOS: ACHIM BLAZY RP-Mitarbeite­rin Isabelle Klaas mit Charlie, der irgendwie nicht so recht wollte.
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