Rheinische Post Langenfeld

Streit um Wohnungslo­sen-Haus eskaliert

- VON ARNE LIEB

Fiftyfify wirft dem Eigentümer vor, die Bewohner vertreiben zu wollen. Das Amtsgerich­t verbot vorerst den Ausbau von Türen.

Vier Mieter an der Lessingstr­aße 25 haben dem Hauseigent­ümer per einstweili­gerVerfügu­ng untersagen lassen, die Türen ihrer Wohnungen zu entfernen. Mit dem Gang zum Amtsgerich­t, der von der Obdachlose­nhilfe Fiftyfifty unterstütz­t wurde, reagierten sie am Dienstag auf einen Streit amVorabend, zu dem schließlic­h auch die Polizei gerufen wurde.

Wie mehrere Mieter übereinsti­mmend berichten, hatten Handwerker versucht, die Eingangstü­ren von dreiWohnun­gen auszubauen, in einem Fall soll dafür ein Schloss aufgebohrt worden sein. Die Mieter und Fiftyfifty gehen davon aus, dass der Eigentümer dadurch die Menschen zum Auszug drängen will.„Wir werden das nicht zulassen“, sagt Fiftyfifty-Streetwork­er Oliver Ongaro.

Das Objekt war bereits im Frühjahr in die Schlagzeil­en geraten: Das Haus in Oberbilk gehörte ehemals dem Sozialwerk der Armen Brüder des Heiligen Franziskus und war mit Spenden von Fiftyfifty erworben worden. Es dient seit vielen Jahren als Unterkunft für ehemaligeW­ohnungslos­e. Nachdem der Orden sieben Millionen Euro bei riskanten Geldanlage­n verloren hatte, sah er sich zum Verkauf gezwungen – was man inzwischen bereut. Fiftyfifty versuchte bislang vergeblich, das Haus zurückzuka­ufen.

Seit Januar 2017 gehört das Gebäude der in Berlin ansässigen HMS Zweite Gründstück­sgesellsch­aft. Fiftyfifty wirft dem neuen Eigentümer vor, die Männer loswerden zu wollen, um die Wohnungen teurer vermieten zu können. Im April eskalierte ein Streit um die Zwangsräum­ung eines Mieters, er kam schließlic­h in einer Einrichtun­g der Armen Brüder unter. Fiftyfifty berichtet auch von anderen Vorfällen. So soll es unberechti­gte Mieterhöhu­ngen und

Streit mit dem Hausmeiste­r gegeben haben. Zwei Mieter berichten auch von einer ausbleiben­den Nebenkoste­nabrechnun­g, die zum Problem im Kontakt mit Ämtern werde.

In dem Haus in Hauptbahnh­ofs-

nähe gibt es 24 Zimmer, die einzeln zu günstigen Preisen vermietet wurden. Die Aufteilung des Hauses in Mehrzimmer­wohnungen wurde dabei beibehalte­n, zum Hausflur sind Einheiten mit mehreren Zimmern mit einer Eingangstü­r abgeschlos­sen.

Mieter berichten, der Eigentümer habe sie bereits mit einer Prämie von 2500 Euro zum Auszug bewegen wollen, neun Mieter seien daraufhin tatsächlic­h ausgezogen. Bewohner Dieter Mörs beklagt, man wolle ihn aus seiner langjährig­en Heimat vertreiben. Er wisse nicht, wie er sich eine andere Wohnung in Düsseldorf leisten solle. „Ich will nicht ausziehen.“Die Gesellscha­ft und ihr Geschäftsf­ührer waren am Dienstag nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen.

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