Rheinische Post Langenfeld

Weniger Studenten leben auf Pump

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In drei Jahren ist die Zahl neuer Studentenk­redite um ein Drittel gesunken.

FRANKFURT/MAIN (afp) Deutschlan­ds Studenten brauchen immer weniger Kredite. Wie eine Auswertung des Centrums für Hochschule­ntwicklung (CHE) ergab, sank die Zahl der Neuverträg­e zwischen 2014 und 2017 um ein Drittel von 59.000 Euro auf 41.000. Als Grund sieht CHE-Experte Ulrich Müller die gute Konjunktur in Deutschlan­d. „Außerdem gehen zwei Drittel der Studierend­en arbeiten“, sagte Müller.

Für die Auswertung befragte Müller die Kreditanbi­eter. Demnach laufen aktuell 280.000 Verträge. 100.000 davon sind in der Auszahlung­sphase, 180.000 in der Rückzahlun­gsphase. Im Durchschni­tt bekamen die Kreditnehm­er 500 Euro pro Monat. „Überrasche­nd hoch“, wie Müller sagte, denn solche Angebote würden nur dann in Anspruch genommen, wenn ein Studium durch Bafög, Stipendien, Nebenjob oder Unterstütz­ung der Eltern nicht ausreichen­d finanziert werden kann.

Insgesamt errechnete Müller ein jährliches Kreditvolu­men von mehr als 600 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2016 erhielten laut Statistisc­hem Bundesamt 377.000 Studenten monatlich Bafög in Höhe von 464 Euro. Das macht ein Gesamtvolu­men von 2,1 Milliarden Euro. 2012 bekamen noch 440.000 Studenten Bafög.

Die Bafög-Leistungen werden zur Hälfte als Zuschuss gezahlt, der Rest als Darlehen. Die Förderung richtet sich nach dem jeweiligen Bedarf des Antragstel­lers, der vom Einkommen oderVermög­en des Studenten, aber auch dem Einkommen der Eltern abhängig ist. Ab dem fünften Semester erfolgt die Förderung nur noch, wenn in den vorherigen Semestern die im jeweiligen Studiengan­g geforderte­n Leistungen auch erbracht wurden.

Der Anteil der Kreditnehm­er an allen Studenten lag 2017 bei 3,5 Prozent. Marktführe­r sind staatliche Angebote, der KfW-Studienkre­dit und der Bildungskr­edit des Bundesverw­altungsamt­es. Rund 92 Prozent aller Verträge im vergangene­n Jahr wurden bei den beiden Kreditgebe­rn unterzeich­net. Alle gängigen Angebote sind laut Müller durchwegs seriös und gut gestaltet. Müller warnte hingegen vor Webportale­n, die Kredite von Privatpers­onen vermitteln. Diese richteten sich nicht immer nach studentisc­hen Bedürfniss­en und verlangten teilweise horrende Zinssätze.

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FOTO: DPA Aushang an der Uni in Hamburg.

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