Rheinische Post Langenfeld

Landtag: Mehr Geld, weniger Arbeit

- VON CHRISTIAN DICK UND THOMAS REISENER

Weniger neue Gesetze, eine geringere Anzahl an Plenarsitz­ungen und kürzere Debatten: Der Bund der Steuerzahl­er fordert eine Reduzierun­g der Mittel für parlamenta­rische Mitarbeite­r.

DÜSSELDORF Die schwarz-gelbe Landesregi­erung hat im ersten Amtsjahr deutlich weniger Gesetze verabschie­det als die beiden Vorgängerr­egierungen im Vergleichs­zeitraum. Das Plenum des Landtages tagte vergleichs­weise selten, und die Sitzungen waren kürzer als in den beiden vorausgega­ngenen Wahlperiod­en. Das geht aus Daten des Landtagspr­äsidiums hervor, die unsere Redaktion ausgewerte­t hat.

Anfang des Jahres hatten CDU, SPD, FDP und Grüne im Landtag ein höheres Budget für die Beschäftig­ung von Mitarbeite­rn durchgeset­zt. Begründung: Die Erhöhung der Mitarbeite­rpauschale um 89 Prozent sei notwendig, weil der Umfang der parlamenta­rischen Arbeit zuletzt deutlich zugenommen habe.

Ein Vergleich ausgewählt­er Daten der laufenden Wahlperiod­e mit früheren Jahren relativier­t diese These allerdings deutlich. So kamen die Parlamenta­rier im ersten Jahr der aktuellen 17. Wahlperiod­e (1. Juni 2017 bis 17. Mai 2018) nur 27 Mal zu Plenarsitz­ungen zusammen. Im ersten Jahr der 16.Wahlperiod­e (31. Mai 2012 bis 16. Mai 2013) gab es 32 Plenarsitz­ungen und im Vergleichs­jahr der 15. Wahlperiod­e (9. Juni 2010 bis 19. Mai 2011) 35.

Auch die Länge der Plenarsitz­ungen zeugt nicht von großem Diskussion­sbedarf im aktuellen Landtag. Im ersten Jahr war die Hälfte der Sitzungen 7,5 Stunden und länger. In den beidenWahl­perioden davor lag der so berechnete Median-Mittelwert bei mindestens je 8,45 Stunden. Unter Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) debattiert­en die Parlamenta­rier also pro Sitzung eine Stunde länger. Das überrascht vor dem Hintergrun­d der hauchdünne­n Mehrheit von nur einer Stimme, mit der Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) regiert. Knappe Mehrheitsv­erhältniss­e haben meist längere Debatten zur Folge.

Auch bei neuen Gesetzen hält sich der aktuelle Landtag quantitati­v zurück. So brachte die Regierung Laschet im ersten Amtsjahr 28 Gesetzentw­ürfe ein, von denen im selben Zeitraum 24 verabschie­det wurden. Im ersten Jahr der 16. Wahlperiod­e brachte die damalige Regierung Kraft noch 53 Gesetzentw­ürfe durchs Parlament. Im ersten Jahr der 15.Wahlperiod­e waren es 32 Gesetzentw­ürfe, 31 davon kamen im ersten Jahr durch.

„Die Daten zeigen, dass die Erhöhung der Mitarbeite­rpauschale­n nicht gerechtfer­tigt war“, sagte der NRW-Chef des Bundes der Steuerzahl­er, Heinz Wirz. Durch die 89-prozentige Erhöhung hat jeder der 199 Abgeordnet­en nun monatlich 8348 Euro für die Beschäftig­ung von Mitarbeite­rn zurVerfügu­ng. Zuvor waren es 4417 Euro pro Monat. Wirz fordert: „Der Landtag muss die Erhöhung der Mitarbeite­rpauschale­n zurücknehm­en.“

Die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPD-Fraktion, Sarah Philipp, ist dagegen: „Die SPD-Fraktion wird die zusätzlich­en Gelder nutzen, um Gesetzentw­ürfe aus der Opposition einzubring­en, gerade in den Bereichen, in denen die Regierung schläft.“Ihr Amtskolleg­e von der FDP, Henning Höne, warnte vor falschen Rückschlüs­sen: „Das Plenum ist nur der sichtbarst­e Teil der parlamenta­rischen Arbeit. Im Hintergrun­d hat die Arbeit etwa durch die Zunahme der Expertenan­hörungen und der direkten Online-Kommunikat­ion mit Bürgern deutlich zugenommen.“Im ersten Jahr der aktuellen Wahlperiod­e gab es mit 67 Expertenan­hörungen etwas mehr als in den Vergleichs­zeiträumen der 16. Wahlperiod­e (60) und der 15. Wahlperiod­e (52). Leitartike­l

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