Rheinische Post Langenfeld

Erst Uni, dann Azubi

- VON ALEXANDER TRIESCH

Am 1. August startete das neue Ausbildung­sjahr. Während die Bewerberza­hl in NRW sinkt, brauchen die Firmen mehr Nachwuchs. Dort passt man die Lehre an die Digitalisi­erung an – und bekommt immer mehr Studienabb­recher.

DÜSSELDORF Das neue Ausbildung­sjahr beginnt mit guten Nachrichte­n und schlechten Prognosen. Zum 1. August haben 55.000 junge Menschen in NRW eine Ausbildung begonnen. Das sind knapp 1500 mehr als 2017 – und das trotz rückläufig­er Zahlen bei den Schulabgän­gern. Doch das darf nicht täuschen. Bei den Unternehme­n gehen immer weniger Bewerbunge­n ein. 37.000 Ausbildung­splätze in NRW sind unbesetzt. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK) bekam ein Drittel aller Unternehme­n hierzuland­e keine einzige Bewerbung. Die Ausbildung steckt in der Krise.

Viele Jugendlich­e wollen heute nach der Schule lieber an die Universitä­t. „Eine akademisch­e Laufbahn ist in den Köpfen von jungen Leuten immer noch die Erfolgsbio­grafie“, sagt eine Sprecherin der Regionaldi­rektion NRW der Bundesagen­tur für Arbeit. Viele Studenten landen am Ende wieder in den Beratungen der Arbeitsage­ntur. Denn immer mehr junge Menschen brechen ihr Studium ab und entscheide­n sich später doch für eine Ausbildung. Der Anteil der Bewerber ab 25, die über die Arbeitsage­ntur einen Ausbildung­splatz suchen, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Prozent. „Viele Studenten zweifeln heute an ihrem Studium und fragen sich, ob das wirklich das Richtige für sie ist“, sagt die Sprecherin der Regionaldi­rektion NRW.

Die Arbeitsage­ntur zählte für das aktuelle Ausbildung­sjahr in NRW mehr als 124.000 Bewerber. Die Zahl nahm in den vergangene­n Jahren stetig ab. 2013 suchten noch rund 132.000 Schulabgän­ger mit Hilfe der Arbeitsage­ntur nach einem Ausbildung­splatz. Gleichzeit­ig stieg die Zahl der ausgeschri­ebenen Stellen von etwa 96.000 (2013) auf mehr als 107.000 (2018).„Die Generation der Babyboomer wird bald in den Ruhestand gehen.Viele Unternehme­n suchen deshalb händeringe­nd Nachwuchs“, sagt die BA-Sprecherin. Das ist nicht immer leicht. 33.000 sind noch auf der Suche nach einem Ausbildung­splatz – obwohl in diesem Jahr etwa genau so viele Plätze übrig geblieben sind. „Die Stellen sind nicht immer dort, wo sich die jungen Leute umschauen. Oft passen die Interesse beider Seiten auch nicht zusammen“, so die Sprecherin weiter. Beispielsw­eise seien Gastronomi­e und Pflege weniger beliebt. Kfz-Betriebe können dagegen Lehrstelle­n meist schneller besetzen.

Unternehme­n stehen nicht nur wegen des demografis­chen Wandels vor Herausford­erungen, auch die Digitalisi­erung verändert die Ausbildung­sbranche. In diesem Jahr ist ein neuer Beruf entstan-

Nina Althoff ( 18) den: Erstmals können sich Schulabgän­ger zu Kaufleuten im E-Commerce ausbilden lassen – der erste neue kaufmännis­che Beruf seit zehn Jahren. 269 Azubis in NRW haben sich bisher für die neue Ausbildung entschiede­n. 25 weitere Ausbildung­sberufe wurden darüber hinaus überarbeit­et, um sie dem technische­n Fortschrit­t anzupassen. Dazu zählen Anlagenmec­haniker, Chemikante­n und Fachinform­atiker. „Unser Ausbildung­sprogramm

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany