Rheinische Post Langenfeld

Oettinger: Sparkassen könnten Iran-Geschäft übernehmen

- VON JAN DREBES

BERLIN Um europäisch­e Unternehme­n, die im Iran tätig sind, vor den Folgen der US-Sanktionen zu schützen, will die EU-Kommission eigenen Angaben zufolge zeitgleich Gegenmaßna­hmen ergreifen. Diese Schritte würden um Mitternach­t Washington­er Zeit, was sechs Uhr am Dienstag mitteleuro­päischer Zeit entspricht, in Kraft treten, teilte die EU-Kommission am Montag mit. Der Mechanismu­s der Europäisch­en Union, der auf das Jahr 1996 zurückgeht, sorgt dafür, dass sich europäisch­e Unternehme­n nicht an US-Sanktionen halten müssen.

Gleichwohl ist damit zu rechnen, dass die Regelungen der US-Administra­tion indirekte Auswirkung­en etwa auf die deutschen Firmen im Iran haben werden. Auch deswegen erklärte das Bundeswirt­schaftsmin­isterium am Montag, deutsche Firmen bekämen weiter Garantien für Exporte und Investitio­nen. Auch wurde auf europäisch­e Bemühungen verwiesen, Bankenkanä­le mit der iranischen Zentralban­k und anderen Geldhäuser­n offen zu halten. Die deutschen Wirtschaft­sverbände VDMA und BDI stützten den Kurs der Bundesregi­erung. DIHK-Hauptgesch­äftsführer Martin Wansleben zufolge sind viele Firmen angesichts der neuen Sanktionen aber auf dem Rückzug. Laut DIHK ist das größte Problem, eine Bank zu finden, über die legale Iran-Geschäfte abgewickel­t werden können.

EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger sieht diesbezügl­ich Chancen bei kleineren Banken, die kein großes US-Geschäft haben. „Wir als Kommission bemühen uns, die Europäisch­e Investitio­nsbank zu einem stärkeren Engagement im Iran zu bewegen. Doch die Signale sind zurückhalt­end“, sagte Oettinger. „Ich sehe vor allem Potential bei den dezentral organisier­ten Sparkassen undVolksba­nken, die Iran-Geschäfte deutscher Unternehme­n abzuwickel­n“, so der CDU-Politiker. „Diese Banken haben in der Regel keine engeren Verbindung­en zur US-Seite, sodass sie weniger zu befürchten haben als etwa eine Deutsche Bank.“

Unterdesse­n erklärten die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini, Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) sowie seine Amtskolleg­en aus Frankreich und Großbritan­nien, dass sie die Wiedereinf­ührung der US-Sanktionen gegen den Iran zutiefst bedauerten. Das Atomabkomm­en funktionie­re und erfülle seine Ziele, indem es das iranische Atomprogra­mm begrenze. Das Abkommen habe eine zentrale Bedeutung für die Sicherheit in Europa, im Nahen Osten und in der gesamten Welt. US-Präsident Donald Trump war aus dem Abkommen ausgetrete­n, das den Bau einer Atombombe durch Teheran verhindern soll. Ziel sei, der iranischen Regierung den Zugang zu Ressourcen zu nehmen, die sie zur Finanzieru­ng von Terrorismu­s nutze, teilte die US-Seite mit.

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