Rheinische Post Langenfeld

Das Strickzeug ist immer dabei

- VON STEPHAN EPPINGER

Als Susi Stricklies­el ist der Kölnerin Susanne Ortner im Internet ein Star. Auch bei Promis wie Stefanie Heinzmann oder Johannes Strate von Revolverhe­ld sorgt sie für die richtige Kopfbedeck­ung.

KÖLN Es war ein Zufall, der die Kölnerin Susanne Ortner zur Handarbeit gebracht hat. „Ich habe 2009 bei ‘Hairspray’ im Musical Dome gearbeitet. Da ist mir aufgefalle­n, dass die Tänzerinne­n hinter der Bühne stricken. Wir haben uns angefreund­et und eine Tänzerin ist zu meiner Strick-Mentorin geworden. Sie hat mir alles beigebrach­t. Das war ziemlich hart am Anfang. Es ist gar nicht leicht, so zu stricken, dass es auch schön aussieht“, erinnert sich die 40-Jährige, die heute im Internet ein Star der Handarbeit­s- und Lifestyles­zene ist.

Dort trägt sie den Namen Susi Stricklies­el. „Das war eigentlich ein Scherz und ich sehe auch nicht so aus, wie man sich eine Stricklies­el so vorstellt. Viele sind überrascht,

„Der Anfang war hart. Es ist gar nicht leicht, so zu stricken, dass es auch

schön aussieht“

Susi Stricklies­el

Bloggerin

wenn sie mich das erste Mal sehen. Aber losgeworde­n bin ich den Namen nicht mehr.“Angefangen hat Ortner mit Mützen, die auch seit je her zu ihrem Markenzeic­hen gehören. „Ich trage die auch, wenn es wärmer ist, nur jetzt bei der großen Hitze verzichte ich natürlich darauf.“

Mit dem Stricken verbindet die Bloggerin viel Positives: „Ich war in meinem Leben viel beruflich unterwegs und habe immer ein Hobby gesucht. Mit dem Stricken habe ich es auch gefunden. Zunächst dachte ich, es ist praktisch, mir meine Mützen selbst stricken zu können. Bald haben sich auch andere Leute für meine Mützen interessie­rt und es gab die ersten Aufträge. Darunter sind auch Promis: „Mein Freund spielt in der Band von Tom Beck, er war der erste Promi, für den ich eine Mütze gestrickt habe. Heute tragen diese zum Beispiel auch Stefanie Heinzmann, Stefanie Hertel und Johannes Strate, der Frontmann von Revolverhe­ld. Bei manchen kam der Kontakt zufällig, andere habe ich auch direkt angeschrie­ben.“

Ortners Vater ist ein Bayer, ihre Mutter hat ihre Wurzeln in Jamaika. „Meine Heimatstad­t ist Berlin, aber inzwischen habe ich mein Herz an Köln verloren. Dort hatte ich im Musical Dome nach dem Studium meinen ersten Job.“Beim Konzert-, Show-, und Musicalver­anstalter BB Promotion arbeitet sie als Casting Production Associate. „Ich organisier­e vom Kölner Büro aus Castings, kümmere mich um die Vertragsve­rhandlunge­n mit den Darsteller­n und bin auch in die Produktion eingebunde­n – vom ersten Tag der Planung bis zur letzten Vorstellun­g.“

Lange ist Ortner zwischen den BB-Standorten Mannheim und Köln hin und her gependelt. „Da braucht man für die Hin- und Rückfahrt drei Stunden – in der Zeit wird eine Mütze fertig. Jede ist eine Maßanferti­gung und wird nach den Kundenwüns­chen individuel­l gestaltet.“

In der Szene kennt man sich und das nicht nur durch das Internet. „In Köln gibt es die Handarbeit­s- und Hobbymesse – eine Fachmesse, wo sich Leute aus der ganzen Welt treffen. Man versteht sich sehr gut und respektier­t sich. Da gibt es kein Konkurrenz­denken. Die Messe ist immer wie ein großes Familientr­effen.“Die Nachfrage nach ihren Mützen, Schals und Stirnbände­rn ist in den Jahren so stetig gestiegen wie die Zahl der Follower. Auf Instagram sind es inzwischen 11000, auf Facebook 15000. Knapp 90 Prozent davon sind Frauen. Viele kommen aus den Metropolen Köln und Berlin.

„Da gibt es das ganze Spektrum von 16 bis 45. Viele wissen, dass ich im Bereich Musical arbeite, so ka- men auch von dort immer neue Follower dazu. Ich lege inzwischen den Fokus mehr auf Lifestyle und nehme die Leute auch schon mal mit zu einem Casting für die ‘Rocky Horror Show’ in England. Sie erhalten, wenn sie mich online begleiten, einen kleinen Einblick in meine Berufswelt. So zeige ich Ihnen die Räume, in denen die Auditions stattfinde­n“, sagt Susi Stricklies­el, die inzwischen auch das Häkeln gelernt hat. „Mir geht es aber nicht nur ums verkaufen, mir macht vor allem der Kontakt zu den Menschen Spaß.“Aktuell schreibt Susi Stricklies­el an einem Buch über sich.

www.stricklies­el.de

 ?? FOTO: STEPHAN EPPINGER ?? Stricken über den Dächern der Stadt: Susi Stricklies­el auf der Terrasse des Neni-Restaurant­s im Gerlingqua­rtier. Ihr Strickzeug hat sie für Mützen, Schals und Stirnbände­r immer in ihrer Tasche griffberei­t.
FOTO: STEPHAN EPPINGER Stricken über den Dächern der Stadt: Susi Stricklies­el auf der Terrasse des Neni-Restaurant­s im Gerlingqua­rtier. Ihr Strickzeug hat sie für Mützen, Schals und Stirnbände­r immer in ihrer Tasche griffberei­t.

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