Rheinische Post Langenfeld

Was erlaubt sich der FC Bayern?

- VON GIANNI COSTA

EINWURF

DÜSSELDORF Erst vor ein paar Tagen hat sich Uli Hoeneß wieder berufen gefühlt, der Welt seine Sicht der Dinge zu erklären. Und er bekommt für seine Meinungsäu­ßerungen von Mesut Özil (“Seit Jahren einen Dreck gespielt“) und eSport (“Totaler Schwachsin­n“) viel Zuspruch à la „Endlich sagt es mal einer“; „Der Hoeneß, der traut sich wenigstens noch den Mund aufzumache­n.“So oder ähnlich wird er in den Sozialen Netzwerken verteidigt. Auffällig dabei ist, dass es eigentlich ziemlich egal ist, zu was sich die personifiz­ierte Abteilung Attacke des deutschen Fußball einlässt. Hoeneß ist Hoeneß. Das alleine ist nicht einmal ein großes Problem.

Erschrecke­nder weise gibt es hierzuland­e aber kein Korrektiv für Hoeneß. Es gibt niemanden, der sich ihm entgegenst­ellt. Der als Stimme derVernunf­t wenigstens um Einord- nungen bemüht ist. Und so bleibt alles irgendwie im Raum stehen. Die Emotionen. Die Halbwahrhe­iten. Die Übertreibu­ngen. Gefühle sind in seiner Welt mächtiger als Statistike­n. Bei seiner eigenen Steuererkl­ärung ist er ähnlich großzügig ansWerk gegangen. Der Staat hat sich weniger nachsichti­g gezeigt, weshalb man ihn wegen Hinterzieh­ung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern schuldig sprach und zu dreieinhal­b Jahren Haft verurteilt­e.

Jener Hoeneß, dessen eigener Kompass über Teile seines Lebens die Mitarbeit verweigert­e, fühlt sich nach wie vor berufen, anderen den rechten Weg zu weisen. Und wieder wäre das für sich genommen kein großes Problem.Wenn, ja wenn sich irgendwer berufen fühlen würde, Hoeneß die eigenen Grenzen aufzuzeige­n. Doch wer will es sich schon mit dem Lautsprech­er der Liga verscherze­n? Wer will es ernsthaft mit ihm aufnehmen? Mit Hoeneß, ei- nem nachweisli­ch sozial engagierte­n Menschen, einem, der für seine Mitarbeite­r durchs Feuer geht – um das nicht zu unterschla­gen.

An der Seite von Hoeneß steht Karl-Heinz Rummenigge. Der ist

 ?? FOTO: DPA ?? Blick auf den moralische­n Kompass: Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß (r.) und der Vorstandsv­orsitzende Karl-Heinz Rummenigge.
FOTO: DPA Blick auf den moralische­n Kompass: Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß (r.) und der Vorstandsv­orsitzende Karl-Heinz Rummenigge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany