Commerzbank will Mini-Dividende zahlen
Die Commerzbank erntet die Früchte des Konzernumbaus. Allerdings geht nicht alles so schnell wie erhofft.
Für die gebeutelten Aktionäre gibt es auf jeden Fall einen Lichtblick in Form von 20 Cent Ausschüttung je Aktie.
FRANKFURT Die Commerzbank muss sich etwas in Geduld üben. Es geht zwar voran, das lässt sich am Gewinn ablesen. Nach Steuern stieg der im ersten Halbjahr auf 533 Millionen Euro – imVorjahr hatte die Bank wegen Kosten für den Jobabbau noch einenVerlust von 433 Millionen Euro geschrieben. Den Aktionären stellte sie für das Gesamtjahr eine Dividende von 20 Cent je Aktie in Aussicht, das wäre genauso viel wie vor drei Jahren, als die Commerzbank zum ersten und bisher einzigen Mal seit der Finanzkrise 2007/2008 Gelder an ihre Aktionäre ausgeschüttet hat.
Vergleicht man die Zahlen für das zweite Quartal mit dem Vorjahr, dann macht die Bank Fortschritte: der operative Ergebnis hat sich mit 389 Millionen Euro mehr als verdoppelt, auch im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres liegt er noch um 88 Millionen höher. Doch die- ses Plus hat sie nicht so sehr in ihren Kerngeschäften erwirtschaftet, das kommt vor allem aus der Abbaubank, in der sie ihre faulen Kredite gebündelt hat. Denn der Umbau und die Digitalisierung kosten mehr als erwartet. Deshalb rechnet die Commerzbank nun mit 7,1 Milliarden Euro Kosten im Gesamtjahr, 100 Millionen Euro weniger als zunächst geplant. Das sei zwar nicht viel, aber die Richtung stimme nicht, meint Markus Rießelmann, Analyst von Independent Research, man sehe noch keine Fortschritte beim Kostenabbau. Zwar gewinnt sie Kunden, aber auch da hat sich die Dynamik abgeschwächt. 145.000 neue Privatkunden waren es im ersten Halbjahr, nur etwa ein Drittel bei der Filialbank. Man stehe weiter zum Filialgeschäft, warnte Finanzvorstand Stephan Engels vor falschen Rückschlüssen. Das langsamere Wachstum habe auch mit der Kampagne zur Fußball-Weltmeisterschaft zu tun: Die Commerzbank ist Sponsor der Fußball-Nationalmannschaft, deren frühes Ausscheiden hat deshalb auch den Marketingbemühungen der Bank geschadet.
Im Firmenkundengeschäft hat sie nach einem halben Jahr schon 7500 neue Kunden gewonnen, damit liegt sie schon über dem Ziel für das Gesamtjahr von 7000 neuen Kunden. Das allerdings geht wegen des harten Wettbewerbs nur auf Kosten der Marge: Deswegen habe man den Ausblick leicht nach unten angepasst, sagte Commerzbank-Chef Martin Zielke. Mit höheren Zinsen, die auch die Bankgewinne in dieser Sparte anschieben könnten, rechnet das Geldhaus noch nicht. „Doch wenn die anziehen, dann hat man eben eine stärkere Kundenbasis, kann so mehr Geld verdienen“, erklärt Analyst Markus Rießelmann.
Die Quartalszahlen enttäuschten die Börsianer. Der Aktienkurs rutschte am Morgen kurz um 35 Cent gegenüber dem Schlusskurs von Montag (8,95 Euro) ab, pendel- te sich dann aber bei etwa 8,80 Euro ein. Seit Jahresbeginn ist der Kurs jedoch um fast 30 Prozent gesunken, der Börsenwert liegt nun nur noch bei etwa elf Milliarden Euro. Nach jetzigem Stand gehört die Commerzbank damit nicht mehr zu den nach Umsatz und Marktkapitalisierung 30 größten börsennotierten Aktiengesellschaften. Ihr droht deshalb bei der nächsten Überprüfung Anfang September der Rauswurf aus dem Dax. Das sieht Finanzvorstand Engels zwar gelassen:„Das ändert an unserer Relevanz für die deutsche Realwirtschaft mal grad‘ gar nix“, sagte er, es käme vor allem auf das Kerngeschäft und die Strategie an. Doch die Aufmerksamkeit der Analysten richtet sich stärker auf den Dax als auf den MDax der kleineren Werte, in dem die Aktie der Bank dann wohl notiert wäre. Doch auch der deutsche Staat, mit immerhin 15 Prozent noch an der Commerzbank beteiligt, dürfte nicht begeistert sein.