Post-Chef deutet nächste Portoerhöhung an
BONN (rtr) Post-Chef Frank Appel stimmt die Verbraucher auf eine Porto-Erhöhung in einem größeren Schritt ein. Ein neues Briefporto solle für einen längeren Zeitraum als nur ein Jahr gelten, sagte der Manager in einer Konferenz mit Analysten. Dies sei besser als mehrere kleinere Preisschritte. Auch die Bundesnetzagentur, die den Briefmarkt reguliert, sehe in einem solchen Modell Vorteile. Appel hatte auch vor dem Hintergrund sinkender Gewinne in der Brief- und Paketsparte des Konzerns bereits angekündigt, dass er im kommenden Jahr beim Brief an der Preisschraube drehen will.
Die Post hatte das Porto für das Massenprodukt Standardbrief zu- letzt Anfang 2016 für drei Jahre von 62 auf 70 Cent erhöht - damals die größte Steigerung seit 1989. Aktuell wird eine Erhöhung auf 80 Cent erwartet. Den Rahmen für teurere Briefe muss aber die Bundesnetzagentur abstecken. Der Regulierer berücksichtigt dabei auch Inflation und Personalkosten - er dürfte dem Bonner Konzern also Spielraum für ein höheres Porto einräumen. Appel will zudem auch die Preise bei Paketen anheben.
Der Post-Chef zieht damit auch Konsequenzen aus einem Gewinnrückgang in der Brief- und Paketsparte. In der Sparte, die jahrelang vom florierenden Online-Handel profitierte, aber nun mit steigenden Kosten zu kämpfen hat, brach der operative Gewinn im zweiten Quartal um 60 Prozent ein. Bessere Geschäfte in der wachsenden Frachtsparte konnten diesen Effekt nicht abfedern. Insgesamt verbuchte der Konzern einen Rückgang beim operativen Ergebnis um elf Prozent auf 747 Millionen Euro und verfehlte damit die Analysten-Erwartungen. Im Juni hatte sich die Post daher gezwungen, eine Gewinnwarnung herauszugeben und ein umfassendes Spar- und Investitionsprogramm anzukündigen.
Wenige Tage später trennte sich der Konzern von Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes, der jahrelang das Brief- und Paketgeschäft gelei- tet hatte. Vorstandschef Frank Appel hat den Bereich übergangsweise mit übernommen.
Die Kostenexplosionen im Briefund Paketgeschäft ließen den Gewinn des Dax-Konzerns im zweiten Quartal mit 516 Millionen Euro rund 14 Prozent niedriger ausfallen als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Dienstag in Bonn mitteilte. Gleichzeitig verbesserte sich der Umsatz leicht um 1,4 Prozent auf rund 15 Milliarden Euro.
Rund 51 Millionen Euro hat die Post im zweiten Quartal allein für Vorruhestandsregelungen ausgegeben. Zehn Millionen Euro wurden Kreis zufolge ins operative Geschäft investiert.