Büffeln ja, aber nach Absprache
Friedhelm Topp vom schulpsychologischen Dienst in Hilden gibt Tipps zum Lernen vor der Nachprüfung.
HILDEN Für einige Schüler beginnt in diesen Tagen das Büffeln für die Nachprüfungen in den Schulen. Wir haben mit Friedhelm Topp, gesprochen. Er ist Diplom-Psychologe und Leiter der psychologischen Beratungsstelle für Hilden und Haan.
Herr Topp, für manche Jungen und Mädchen sind die Ferien schon zu Ende. Sie müssen lernen, um eventuell doch noch versetzt zu werden. Das wird vielen nicht gefallen bei diesem Wetter. Wie motiviere ich mein Kind?
Friedhelm Topp Nachprüfungen betreffen Jugendliche ab Ende Klasse sieben. Eine besondere Gruppe darunter sind die Jugendlichen, die Ende Klasse neun/ zehn im Gymnasium einen Abschluss oder den Übergang in die Oberstufe beziehungsweise in die Qualifizierungsphase über die Nachprüfung in einem Fach doch noch schaffen können. Das ist erst mal eine überschaubare Anstrengung, die zu einem attraktiven Ergebnis führen kann. Das so zu sehen, steigert die Motivation. Zu sehen, dass Freunde und Mitschüler irgendwo draußen unterwegs sind, während man selbst zu Hause hockt und büffeln soll, konkurriert damit.Wenn man dann noch mit dem Pauk-Fach so gar kein Erfolgserlebnis verbinden sollte, wird aus der überschaubaren Anstrengung subjektiv schnell eine zu große Aufgabe.
Was sollte man dagegen tun?
Topp Man sollte klug mit dem eigenen Kind reden. Zuhören, was er oder sie denkt, wie viel Zeit nötig wäre, um den Stoff gut aufzufrischen und zu wiederholen. Sinnvollerweise hat man das am Ende des letzten Schuljahres schon mit dem Fachlehrer vorbesprochen.
Wie viel Nachhilfe macht in den letzten Ferienwochen Sinn? Jeden Tag? Zwei Tage in der Woche? Und wie lange sollten Jungen oder Mädchen über den Büchern sitzen? Topp Der Zeitaufwand muss in ei- nem fairen Verhältnis zu den anderen Ferienvorstellungen des oder der Jugendlichen stehen und mit ihm ausgehandelt werden. Das sichert die Zustimmung und damit auch die Motivation. Zusätzlich sollten die vom Kind als richtig schwierig erinnerten Stoffe nicht den Hauptanteil bilden. Gerade in den Ferien sollte man den Kindern helfen, beim Lernen auch Erfolgserlebnisse und Spaß zu haben. Dafür muss man sich als Eltern aktiv interessiert zeigen daran, wie es klappt – und gucken, wo sie helfen können, dass der Zeitaufwand im abgespro- chenen Rahmen bleibt. Grundsätzlich ist ein Auffrischen des Gelernten am Ende der Ferien sinnvoll, um leichter in der Schule wieder drin zu sein. Eine halbe bis ganze Stunde an nicht zu heißen Tagen sollte dann genug sein.
Was können Eltern machen, damit das Lernen nicht zur Qual wird? Topp Respekt zeigen für die Erfahrungen und Sichtweisen des eigenen Kindes und dann klug und verständnisvoll verhandeln. Und natürlich auch bereit sein, Absprachen bei Ausnahmegründen (su- per heißer Tag) kurzfristig durch Verschiebungen zu ergänzen. Die Ferien sind nicht Schulzeit. Wenn das Kind einem regelmäßigen Lernen zum Auffrischen positiv zustimmen konnte, sollte man auch selbst flexibel sein dürfen.
Ist die Nachprüfung ein Thema in der schulpsychologischen Beratungsstelle?
Topp Nein. Offenbar läuft das zwischen den Jugendlichen, ihren Lehrern und den Eltern schon ganz gut. Wahrscheinlich befolgen die Eltern auch ohne unsere Beratung die wenigen Regeln, um zu einer fairen Absprache zu kommen. Bei Jugendlichen, die sich selbst wegen einer Nachprüfung unter Lernstress setzen, ist es der Job der Eltern, für ausreichend Freizeit einzutreten. Ohne Erholung keine Regeneration von Denkfähigkeit und Leistungsfähigkeit in der Prüfung.
Müssen Sie häufig in schulischen Dingen beraten? Und was sind das vorrangig für Probleme?
Topp Mehr als ein Drittel aller Anfragen in unserer Erziehungs-, Familien- und schulpsychologischen Beratungsstelle beziehen sich auf schulische beziehungsweise Lernund Leistungsprobleme. Den Löwenanteil bilden Schwierigkeiten im Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen (LRS und Dyskalkulie). Hinzu kommen Aufmerksamkeitsschwierigkeiten oft in Verbindung mit unruhigem Verhalten und unerklärliche Veränderungen der schulischen Mitarbeit und Leistungen. Unabhängig von den genannten Fragen zu den Schulleistungen beraten wir in vielen Fällen natürlich auch zu Schwierigkeiten des Kindes im sozialen Miteinander.