Lückenkemper sprintet zu EM-Silber
Die Leverkusenerin überzeugt über 100 Meter. Kugelstoßer David Storl holt Bronze.
BERLIN Ein Medaillen-Duo hat am Dienstagabend den Harting-Schock vergessen gemacht und 34.882 Zuschauer im Olympiastadion begeistert. Sprinterin Gina Lückenkemper holte Silber, Kugelstoßer David Storl Bronze. Es sind die ersten Edelmetall-Plaketten für das deutsche Team bei der Berliner Leichtathletik-EM. Eine Enttäuschung gab durch den 10.000-Meter-Medaillenkandidaten Richard Ringer, der das Rennen vorzeitig beendete.
Als neue Europameisterin über 100 Meter stürmte die Britin Dina Asher-Smith nach 10,85 Sekunden ins Ziel, dahinter wurde es eng. Es folgte ein Moment der Ruhe, des Bangens, dann brandete der Jubel auf. Gina Lückenkemper war auf dem Zielfoto als Zweite zu erkennen, die Leverkusenerin hatte Silber sicher. Und war in 10,98 Sekunden zum dritten Mal in ihrer Karriere unter der 11-Sekunden-Marke geblieben. Weitere Medaillenchancen hat die 21-Jährige im Laufe der Woche über 200 Meter und mit der deutschen Sprintstaffel.
Erst herzte Maskottchen Berlino den neuen deutschen Sprintstar, dann kniete Lückenkemper kurz nieder auf der blauen Bahn und vergoss Tränen der Freude,. Eine Umarmung mit Siegerin Asher-Smith, und als wenige Augenblicke später der Gassenhauer „Oh wie ist das schön“über die Stadionlautsprecher eingespielt wurde, kannte der Jubel der deutschen Fans im weiten Rund des Olympiastadions kaum noch Grenzen.„Ich habe jede einzelne Sekunde davon genossen“, sagte Lückenkemper im Anschluss im ZDF. „Das ist einfach nur herrlich. Die Tränen kommen einfach durch die ganze Atmosphäre hier im Stadion, die Zuschauer – das ist einfach nur geil.“
Kurz zuvor hatte sich auch David Storl, eingehüllt in eine Deutschland-Fahne, auf die Ehrenrunde begeben, ebenso die Polen Hataryk und Konrad Bukowiecki .im Doppelpack. Sie waren letztlich zu stark für den Deutschen. Dabei hatte Storl gleich im ersten Versuch ein Ausrufezeichen gesetzt, mit 21,41 Meter die Führung übernommen und schon mal einen Jubelschrei rausgelassen. Zu früh gefreut: Haratyk (21,72) und Bukowiecki (21,66) konterten schon in Runde zwei entscheidend.
Richard Ringer aus Friedrichshafen, der europäische Jahresbeste, hatte sein Umfeld optimiert und ging mit großen Ambitionen an den Start. Ende Mai war er als Europacupsieger in 27:36,52 Minuten so schnell gelaufen wie kein Deutscher seit Dieter Baumann. Doch an dem Abend, der seiner sein sollte, waren die Beine schwer. Zu schwer. Ganz anders als bei Lückenkemper.