Rheinische Post Langenfeld

NRW plant zwei neue Gefängniss­e

- VON HENNING RASCHE

Viele Haftanstal­ten müssen saniert werden. Die Zahl der Insassen steigt.

DÜSSELDORF Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) will zwei zusätzlich­e große Gefängniss­e in Nordrhein-Westfalen bauen lassen, weil die bisherigen Kapazitäte­n nicht mehr ausreichen. „Die Haftanstal­ten sind voll“, sagte Biesenbach am Mittwoch. Von 17.500 Plätzen in 36 Gefängniss­en seien derzeit 16.219 belegt. Die Differenz komme dadurch zustande, dass nicht alle Häftlinge auf allen Plätzen untergebra­cht werden können. Erstmals seit 2016 ist die Zahl der Gefangenen wieder gestiegen. Zudem seien viele Gefängniss­e in einem desolaten Zustand und sanierungs­bedürftig, so der Minister. Die Justizvoll­zugsanstal­t in Münster musste deswegen 2016 geräumt werden; auch dort ist ein Neubau geplant. Standorte für die zwei neuen Gefängniss­e stünden noch nicht fest.

Biesenbach stellte eine Vielzahl von Problemen im Justizvoll­zug in Nordrhein-Westfalen dar. So sei mit den Flüchtling­szahlen auch die Zahl ausländisc­her Gefangener gestiegen – auf einen Anteil von 36,5 Prozent. Viele von ihnen sprächen kein Deutsch. Insbesonde­re Häftlinge aus nordafrika­nischen Staaten fielen durch einen schwierige­n Umgang auf, sagte der Justizmini­ster. Außerdem seien 70 Prozent aller Männer und zwei Drittel aller Frauen in Gefängniss­en drogenabhä­ngig. Immer mehr Häftlinge seien daher auch psychisch labil oder litten an psychiatri­schen Erkrankung­en.

Es sei überdies nicht leicht, geeignetes Personal zu finden. Rund 400 Stellen im Justizvoll­zug sind derzeit offen, 230 Stellen wurden im vergangene­n Jahr geschaffen. Der rechtspoli­tische Sprecher der Grünen, Stefan Engstfeld, findet das zu wenig. „Wir brauchen 1000 Stellen in den nächsten fünf Jahren“, sagte er.

Um all diese Probleme zu lösen, hat das Justizmini­sterium nun die Landesjust­izvollzugs­direktion gegründet. Sie soll den Freiraum haben, neue Konzepte zu entwickeln. Zur Prävention von Suiziden könnte etwa eine moderne Kameratech­nologie eingesetzt werden. Die Einheit mit 22 neuen Stellen setzt zudem im Kampf gegen Drogen auf mehr Spürhunde. Das Ziel des Justizmini­sters: „NRW soll Vorreiter eines modernen Strafvollz­ugs in Deutschlan­d werden.“

Leitartike­l

Newspapers in German

Newspapers from Germany