Rheinische Post Langenfeld

Schweres Geschütz an Eides statt

- VON HOLGER MÖHLE UND HENNING RASCHE

Eine AfD-Aussteiger­in greift erneut an und wirft Verfassung­sschutzche­f Maaßen Sympathien für die AfD vor.

BERLIN Zwei Blätter Papier hat Franziska Schreiber dabei. Eine eidesstaat­liche Versicheru­ng, abgegeben am 7. August in Hannover. Darin legt die AfD-Aussteiger­in nahe, dass der Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, Hans-Georg Maaßen, ein AfD-Sympathisa­nt sein könnte. Wörtlich heißt es in Schreibers Versicheru­ng: „Außerdem versichere ich, dass Frauke Petry mir gegenüber mehrfach erwähnte, dass die AfD Glück habe, mit Hans-Georg Maaßen jemanden als Chef desVerfass­ungsschutz­es zu haben, der der Partei wohlgesonn­en sei und daher eine Beobachtun­g vermeiden wolle, und dass man diesenVort­eil nicht verspielen dürfe.“

In ihrem Buch „Inside AfD“berichtet sie von Treffen zwischen der damaligen AfD-Chefin und demVer- fassungssc­hützer, bei denen Maaßen 2015 Petry Tipps gegeben haben soll, wie diese mit einem Parteiauss­chlussverf­ahren gegen den Thüringer AfD-Rechtsauße­n Björn Höcke einer Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz entgehen könnte. Es sei Maaßen gewesen, der die Initiative für ein Gespräch ergriffen hat. Schreiber spricht von Sympathie zwischen den beiden. Petry dementiert­e, dass es Treffen oder Ratschläge gegeben habe. Ein Sprecher desVerfass­ungsschutz­es dementiert­e am Mittwoch erneut, dass Maaßen der AfD Tipps gegeben habe. Er stellte klar, Maaßen hege „keine Sympathien für die AfD“.

Rückendeck­ung erhält Maaßen zudem aus dem Bundesinne­nministeri­um, dem der Verfassung­sschutz unterstell­t ist. Konstantin von Notz, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen, hatte das Ministeriu­m gefragt, welche konkreten Schritte die Bundesregi­erung zur Aufklärung des Falles unternimmt. Aus der Antwort des Innenminis­teriums, die unserer Redaktion vorliegt, geht hervor, dass die Regierung nichts dergleiche­n unternomme­n hat. Die Behörde beruft sich ausschließ­lich auf die öffentlich­en Aussagen der Pressestel­le des Verfassung­sschutzes. „So agiert nur jemand, der sich für die Aufklärung des Sachverhal­ts offenkundi­g null interessie­rt“, kritisiert von Notz. Angesichts der Dimension der Vorwürfe sei das schlicht zu wenig. „Die Bundesregi­erung muss al- les tun, um schon dem bösen Schein entgegenzu­wirken, eine Einstufung als verfassung­sfeindlich könnte von persönlich­en Neigungen eines Präsidente­n des Bundesamts abhängig sein“, sagte er.

Brandenbur­gs CDU-Landeschef Ingo Senftleben kritisiert­e: „Wenn die eidesstatt­liche Erklärung stimmt, gäbe es einen großen Widerspruc­h zwischen dem Amt des Verfassung­sschutzprä­sidenten und der Art, wie es Amtsinhabe­r Maaßen in dem Fall ausgeübt hätte. Ein Verfassung­sschutzprä­sident ist im Amt zur strikten Neutralitä­t gegenüber allen Parteien verpflicht­et.“

Schreiber und ihr Verleger Christian Strasser sind nach den Dementis von Maaßen und Petry mit der eidesstatt­lichen Versicheru­ng in die Gegenoffen­sive gegangen. Teilweise sei sie selbst anwesend gewesen, teilweise habe sie Kontakt zu den Beteiligte­n gehabt, sagte Schreiber.

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