Rheinische Post Langenfeld

Deutschlan­d will Iran-Handel nicht aufgeben

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Die USA haben den Iran mit Sanktionen belegt. Hardliner im iranischen Parlament haben es zudem geschafft, den Arbeitsmin­ister zu stürzen.

BERLIN/ANKARA (dpa/rtr) Trotz der US-Sanktionen gegen den Iran wollen Deutschlan­d und die EU ihren Firmen den Handel mit der Islamische­n Republik ermögliche­n. Die Gespräche zur Sicherung der Zahlungswe­ge im Iran-Geschäft liefen auf EU-Ebene, sagte eine Sprecherin des Finanzmini­steriums am Mittwoch in Berlin. Auch die Türkei und China wollen sich den von US-Präsident Donald Trump verfügten Sanktionen nicht anschließe­n. Der Iran erneuerte indirekt seine Drohung mit einer Beschränku­ng der Schifffahr­t in der Region. Im Land selbst, das mit Arbeitslos­igkeit und einem Verfall seiner Währung ringt, wurde der Arbeitsmin­ister seines Amtes enthoben.

129 der 243 Abgeordnet­en stimmten am Mittwoch für die Entlassung von Ali Rabiei. Dem Minister wurde vorgeworfe­n, dass während seiner Zeit die Zahl der Arbeitslos­en gestiegen sei, viele Unternehme­n Arbeitern ihren Lohn nicht rechtzeiti­g oder gar nicht bezahlt haben und in einigen Abteilunge­n des Arbeitsmin­isteriums Korruption herrsche. Irans Präsident Hassan Ruhani hatte noch am Montag an die politische Führung appelliert, solidarisc­h gegen die US-Sanktionen und den „psychologi­schen Krieg“von Präsident Trump gegen den Iran vorzugehen. Weniger als 48 Stunden später feuerte das Parlament seinen Minister.

Die neuen Sanktionen sind Teil des US-Vorhabens, den Iran zuVerhandl­ungen über ein schärferes Atomab- kommen zu zwingen. Bislang betreffen sie vor allem den Handel mit konkreten Produkten. Das Bundesfina­nzminister­ium wies darauf hin, dass US-Sanktionen das Finanzsyst­em ab November treffen könnten. Ohne einen funktionie­renden Zahlungsve­rkehr sind Geschäfte praktisch unmöglich. „Wir erwarten von den USA, dass sie europäisch­e Interessen bei der Anwendung von US-Sanktionen berücksich­tigen“, sagte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer.

Deutsche Unternehme­n haben indes Sorge um ihr US-Geschäft. Dieses sei ungleich größer als das im Iran, sagte der Vorstandsc­hef der Münchener Rück, JoachimWen­ning. Im Zweifel werde man unter dem Druck der USA auch als nichtameri­kanisches Unternehme­n genötigt sein, sich aus dem Iran zurückzuzi­ehen.

Bundesauße­nminister Heiko Maas warnte vor einer Zuspitzung des Konflikts. „Eine Eskalation wäre extrem gefährlich“, sagte er der„Pas- sauer Neuen Presse“. „Wir halten es nach wie vor für einen Fehler, die Nuklearver­einbarung mit dem Iran aufzugeben.“Die USA streben ein schärferes Abkommen an, das auch das iranische Raketenpro­gramm sowie die Politik des Landes thematisie­rt. Der Iran unterstütz­t zahlreiche terroristi­sch eingestuft­e Bewegungen. Im Jemen liefern sich der schiitisch­e Iran und das sunnitisch­e Königreich Saudi-Arabien, das ein enger Verbündete­r der USA ist, einen Stellvertr­eterkrieg.

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