Was die Streiks bei Ryanair für Fluggäste bedeuten
FRANKFURT Wegen eines Streiks hat der irische Billigflieger Ryanair am Freitag fast alle Flüge von und nach Deutschland gestrichen. 250 Flüge fallen aus, sagte der Leiter Marketing Kenny Jacobs. Nach Angaben des Unternehmens sind von den Ausfällen allein in Deutschland 42.000 Passagiere betroffen. Weil aber auch die Piloten in Irland, Belgien und Schweden in den Ausstand treten, werden europaweit etwa 400 Flüge ausfallen.
In Weeze werden 16 Abflüge ausfallen. Das bestätigte ein Flughafen-Sprecher. Storniert sind die Flüge nach Beziers, Kreta, Bari, Comiso, Camezia, Mailand, Palermo, Rabat, Bromberg, Farco, Alicante, Barcelona, Malaga und Palma. Etwa 2500 Fluggäste seien davon betroffen, hieß es. Die Flüge nach Burgas, London und Pisa finden hingegen statt, weil sie von einer anderen Basis ausgeführt werden.
Der Flughafen Köln/Bonn teilte mit, dass von den geplanten 54 Ryanair-Flügen nach Stand Mittwochabend 14 Abflüge gestrichen wurden. Betroffen seien auch Verbindungen der Fluggesellschaft Laudamotion, bei der drei geplante Flüge gestrichen wurden.
Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) ruft ihre festangestellten Ryanair-Piloten für Freitag von 3.01 Uhr bis Samstagmorgen um 2.59 Uhr zum Streik auf. Man habe in den seit Jahresbeginn laufenden Verhandlungen keinen „konstruktiven Willen“erkennen können, einen Tarifvertrag abzuschließen, sagte VC-Präsident Martin Locher.
Ryanair wiederum meint, man sei in den Verhandlungen gut vorangekommen. Streit gibt es um die Vergütungen und die Arbeitsbedingungen. Beides möchte die Pilotengewerkschaft erstmals in Tarifverträgen regeln. Cockpit kritisiert den hohen Anteil an variablen Vergütungen, dadurch schwanke das Gesamtgehalt vor allem in schwachen Zeiten oder bei Krankheit deutlich. Ryanair wiederum verweist darauf, es zahle seinen Kapitänen mehr als die Lufthansa-Tochter Eurowings.
Ryanair wolle mit den Gewerkschaften zu einer Übereinkunft finden, versicherte Jacobs. Man sei aber nicht bereit, das Geschäftsmodell zu ändern, das auf niedrigen Kosten, Effizienz und Produktivität beruhe. Die deutsche Pilotengewerkschaft arbeite konstruktiv, lobte Bellew. Doch wenn sich der Ausstand zu lange hinziehe, dann könne das auch wirtschaftliche Auswirkungen auf Deutschland haben. Denn an einigen Standorten verdiene Ryanair nicht viel, da könne dann die Schließung drohen.
Für die ausgefallenen Flugreisen bietet Ryanair den Fluggästen eine Rückerstattung der Kosten, eine kostenlose Umbuchung auf den nächsten Flug oder einen Ersatzflug an. Das Servicecenter der Airline ist unter Telefon 0180 6677888 erreichbar (0,20 Euro pro Minute aus dem Festnetz, Mobilnetz abweichend).