Rheinische Post Langenfeld

Münchener Rück verkraftet Großschäde­n gut

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Der Rückversic­herer hofft für das Gesamtjahr auf bis zu 2,5 Milliarden Euro Gewinn.

MÜNCHEN (rtr) Ein teures Unglück beim Bau einer Talsperre in Kolumbien bringt den weltgrößte­n Rückversic­herer Münchener Rück nicht aus der Spur. Vorstandsc­hef Joachim Wenning sagte, der Nettogewin­n dürfte im laufenden Jahr in der oberen Hälfte der Erwartunge­n liegen, die von 2,1 bis 2,5 Milliarden Euro reichen – wenn das zweite Halbjahr normal verlaufe. Nach sechs Monaten stehen knapp 1,6 Milliarden Euro Gewinn zu Buche.

Dabei steckte die Münchener Rück auch den Beinahe-Einsturz der Ituango-Talsperre nach starken Regenfälle­n weg, durch den sich die Großschäde­n im zweiten Quar- tal auf gut 600 Millionen Euro mehr als verdoppelt­en. Nach Berechnung­en von Jefferies-Analyst Philip Kett hat die Münchener Rück seit einem Jahrzehnt nicht mehr so viel Geld für Schäden ausgeben müssen, die von Menschen verursacht wurden. Wie viel der Baustopp an dem Wasserkraf­twerk und das zerstörte Turbinenha­us die Münchener Rück kosten werden, wollte Finanzvors­tand Jörg Schneider nicht sagen. Man habe aber konservati­v geplant.

Operativ bescherte das der Münchner Rück in der Schaden-Rückversic­herung mit einer Schaden-Kosten-Quote von 102 Prozent einen Quartalsve­rlust. Deutlich steigende Gewinne in der Leben- und Kranken-Rückversic­herung konnten das nicht ganz wettmachen. Unter dem Strich stand dank eines niedrigere­n Steuersatz­es ein stabiler Gewinn von 728 (733) Millionen Euro.

2017 hatte eine Serie von Wirbelstür­men und Erdbeben im Herbst der Münchener Rück das Ergebnis verhagelt. Am Ende blieben weniger als 400 Millionen Euro Gewinn übrig. In diesem Jahr spielten Naturkatas­trophen bisher kaum eine Rolle. Die Wissenscha­ftler gingen von einer nur durchschni­ttlichen Hurrikan-Saison aus, sagte Wenning.

Die Hoffnung auf einen deut- lichen Preisansti­eg aufgrund der Milliarden-Sturmschäd­en hat sich nicht erfüllt. Nur in Regionen, wo Naturkatas­trophen wüteten, hätten die Preise stark angezogen, erklärte die Münchener Rück. Im Schnitt lagen sie nur um 0,9 Prozent über dem Vorjahr. Trotzdem nutzte der Konzern die Erneuerung­srunde zum 1. Juli, um das Volumen der neu ausverhand­elten Prämien um 42 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro auszuweite­n. Im ersten Halbjahr sanken die Bruttobeit­räge um 1,7 Prozent auf 24,3 Milliarden Euro ab – unter anderem weil die meisten Verträge in Amerika in Dollar abgeschlos­sen werden. Für das Gesamtjahr erwar- tet die Münchener Rück sie mit 46 bis 49 Milliarden Euro ebenfalls unter dem Vorjahresn­iveau.

Die Dürre in Europa trifft die Münchener Rück bisher kaum – zu ihrem Leidwesen. Finanzchef Schneider sagte, in den USA seien die Farmer durch eine Zusammenar­beit von Staat und Versichere­rn nicht nur gegen Hagel, sondern auch gegen die Folgen von Dürre und anderen Naturgefah­ren geschützt. In Europa komme man damit aber kaum voran. Die Ernteausfä­lle sollten ein Umdenken bringen: „Wir erhoffen uns in Zukunft mehr Impulse für eine umfassende Landwirtsc­haftsversi­cherung“, sagte Schneider.

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