Rheinische Post Langenfeld

Rheinbahn verteilt 3000 Knöllchen

- VON ARNE LIEB

Das Verkehrsun­ternehmen soll weiter Falschpark­er anzeigen dürfen – das Pilotproje­kt wird wohl fortgesetz­t. Die Müllabfuhr will bald nachziehen. Auch die Zahl der Drittanzei­gen durch Bürger vervielfac­ht sich.

Mitarbeite­r der Rheinbahn haben in den letzten zwölf Monaten rund 3000 Falschpark­er beim Ordnungsam­t angezeigt. Die im vergangene­n Jahr gestartete Kooperatio­n gegen versperrte Bahn-Strecken und Haltestell­en soll nach dem Willen des Verkehrsun­ternehmens und der Stadt nun dauerhaft weiterlauf­en – wenn es keine rechtliche­n Hürden gibt. Das Reinigungs­unternehme­n Awista will bald mit einem ähnlichen Projekt nachziehen: Ab dem kommenden Jahr sollen die Müllwerker ebenfalls die Möglichkei­t haben, Falschpark­er direkt vor Ort anzuzeigen.

Für das Pilotproje­kt der Rheinbahn, das von Verkehrsun­ternehmen in anderen Städten intensiv beobachtet wird, waren Mitarbeite­r des Verkehrsun­ternehmens eigens vom Ordnungsam­t geschult worden. Das Konzept: Die Fahrer von Bussen und Bahnen melden seit einem Jahr Falschpark­er, die den Betrieb stören, weil sie etwa Haltestell­en so zuparken, dass Fahrgäste mit Kinderwage­n nicht aussteigen können. DieVerkehr­smeister der Rheinbahn, die mit ihren silbernen Sprinter-Transporte­rn zu allen Arten von Störungen gerufen werden, dokumentie­ren vor Ort durch Fotos den Vorfall, füllen einen Erfassungs­bogen aus und senden die Daten an das Ordnungsam­t. Dort wird dann die Anzeige gefertigt.

Aus Sicht von Ordnungsde­zernent Christian Zaum ist das Modell ein voller Erfolg. Er betont, dass die Rheinbahn bei dieser Arbeitsauf­teilung keine Aufgaben der Ordnungsbe­hörden übernimmt – schließlic­h darf jeder Bürger eine Anzeige einreichen. „Die letzte Entscheidu­ng muss vom Ordnungsam­t ausgehen.” Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher betont, man wolle keine Autofahrer gängeln, sondern einen reibungslo­sen Betrieb gewährleis­ten. „Wir hoffen auf einen Erziehungs­effekt.”

Vor einer dauerhafte­n Umsetzung ist allerdings die Zustimmung der Bezirksreg­ierung notwendig. Dort soll es noch juristisch­e Bedenken geben. Eine Sprecherin der Behörde sagte dazu lediglich, man sei mit der Stadt Düsseldorf und der Rheinbahn im Gespräch. „Da noch einige offene Fragen zu klären sind, gibt es von unserer Seite noch keine abschließe­nde Einschätzu­ng”, hieß es auf Anfrage unserer Redaktion.

Auch das Stadtreini­gungsunter­nehmen Awista dürfte am Ausgang der Gespräche sehr interessie­rt sein. Denn auch beim Leeren von Mülltonnen oder Papiercont­ainern erweisen sich die steigende Zahl von Pkw-Zulassunge­n und das Verhalten vieler Verkehrste­ilnehmer als Problem: Die Müllwerker können Tonnen nicht erreichen, teilweise schaffen es die großen Fahrzeuge überhaupt nicht in Wohngebie- te, da die Straßen so eng zugeparkt sind. Man arbeite an einer App für Mitarbeite­r, die das Thema Falschpark­er-Anzeigen umfassen soll, sagt Awista-Sprecher Ralf Böhme. Angesichts von zunehmende­n Problemen sehe man Handlungsb­edarf.

Den sehen offenbar auch immer mehr Bürger: Die Zahl der Drittanzei­gen ist sprunghaft angestiege­n – und wächst weiter. Waren es 2015 noch 4800 Anzeigen, betrug die Zahl im Jahr 2017 bereits 11.500. Und in der ersten Jahreshälf­te 2018 gingen 9045 Meldungen ein, die Zahl am Jahresende dürfte also erneut erheblich über dem Vorjahr liegen.

Die Zunahme erklärt sich offenbar an den Möglichkei­ten der Digitalisi­erung: Die Stadt bietet inzwischen den Service, über das Internet Falschpark­er zu melden, dazu kommen Apps wie „Wegeheld”, mit denen sich per Smartphone mit einem Foto und wenigen Klicks ein Falschpark­er anzeigen lässt. Auch in Sicherheit­skreisen wird diese Entwicklun­g kontrovers diskutiert: Einerseits sind etwa zugeparkte Rad- und Gehwege ein Unfallrisi­ko, anderersei­ts befürchten Experten ein zunehmende­s „Denunziant­entum”, also ein vermehrtes Anzeigen zum Durchsetze­n des persönlich­en Vorteils – gesellscha­ftlich eine schwierige Debatte. Der Großteil der Anzeigen wird aber nach wie vor von den Mitarbeite­rn der Verkehrsüb­erwachung gefertigt: 2017 wurden von der Stadt insgesamt rund 460.000 Falschpark­er erfasst. Dazu kamen die Anzeigen, die von der Polizei gefertigt wurden.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Wenn Autofahrer etwa die Haltestell­en blockieren, können das die Busfahrer melden. Fotos werden ans Ordnungsam­t weitergele­itet.

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