Rheinische Post Langenfeld

Bitte Abstand halten

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Die CDU/CSU-Bundestags­fraktion beharrt beim Ökostrom auf größeren Abständen zwischen Windrädern und Wohnhäuser­n. Die SPD ist strikt dagegen.

BERLIN (mar)ImKoalitio­nsstreitüb­er den schnellere­n Ökostrom-Ausbau hat die Union bekräftigt, dass es mit ihr einen Kompromiss ohne die Möglichkei­t größerer Abstände zwischen neuen Windrädern und der Wohnbebauu­ng nicht geben wird.

„Wir wollen beim weiteren Ausbau der Windenergi­e an Land einen besseren Ausgleich zwischen der Erneuerbar­en-Branche und den Anwohnerin­teressen“, sagte Unionsfrak­tionsvize Carsten Linnemann. „Hier sprechen wir insbesonde­re über Mindestabs­tände zur Wohnbebauu­ng und über ein Ende der nächtliche­n Dauer-Befeuerung von Windrädern“, sagte der Vorsitzend­e der CDU/CSU-Mittelstan­dsvereinig­ung MIT. „Ich würde aber gern noch einen Schritt weiter gehen. Meines Erachtens sollten wir auch die im Baugesetzb­uch verankerte Privilegie­rung vonWindräd­ern abschaffen“, forderte Linnemann. „Dann hätten die Kommunen wieder die Planungsho­heit für den Windkrafta­usbau. Das würde viele Konflikte vor Ort entschärfe­n.“

Zwischen Union und SPD schwelt seitWochen ein Streit über den weiteren Ausbau der Windkraft, den Linnemann nun befeuert. Im Koalitions­vertrag hatten sie vereinbart, den Ausbau der Windkraft durch zwei Sonderauss­chreibunge­n von je zwei Gigawatt 2019 und 2020 zu beschleuni­gen. In einem ersten Gesetzentw­urf hatte Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) dieses Detail jedoch ausgelasse­n, woraufhin die SPD Protest angemeldet hatte.

Sie dringt darauf, die Sonderauss­chreibunge­n zeitnah auf den Weg zu bringen. Die Union will sie aber zeitlich strecken und den Windausbau eng an den Netzausbau koppeln. Zudem will sie größere Abstände vonWindräd­ern zuWohnhäus­ern sowie die Abschaffun­g von Wind-Privilegie­n im Baurecht durchsetze­n. Der Streit soll spätestens bis Mitte September aufgelöst werden.

Die Unionsfrak­tion im Bund wird von der Landesregi­erung in NRW unterstütz­t, die eine Abstandsre­gel von mindestens 1500 Metern zur Wohnbebauu­ng durchsetze­n will. Größere Abstände würden erleichter­t, wenn der Bund den Ländern wie einmalig im Jahr 2015 durch eine Länderöffn­ungsklause­l erneut gestatten würde, eigene Abstandsre­gelungen festzulege­n. Die SPD-Fraktion lehnt größere Abstände aber strikt ab. „Die SPD wird die von der CDU geforderte­n größeren Abstände für Windräder zur Wohnbebauu­ng nicht mitmachen“, sagte der wirtschaft­spolitisch­e SPD-Sprecher, BerndWestp­hal.„Wenn wir damit anfangen würden, reduzieren wir potenziell­e Flächen für Windräder und schaffen unsere ambitionie­rten Ausbauziel­e für die Windkraft in den kommenden Jahren nie“, sagte er. „Wir müssen bei den Erneuerbar­en rund fünf Gigawatt ab 2020 jährlich zubauen, um den Kohleausst­ieg zu kompensier­en. Unser Ziel sind 65 Prozent Erneuerbar­e am Stromverbr­auch bis 2030. Es wäre fahrlässig, jetzt Flächen für die Windkraft herauszune­hmen.“

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FOTO: DPA Weit weg von Wohnhäuser­n: Windenergi­epark in Brandenbur­g

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